Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Schalke 04 2:2 (2:0)

Ungeschlagene Verlierer

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Die Mühe war vergeblich (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Die Mühe war vergeblich (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach ist äußerst unglücklich aus der Europa League ausgeschieden. Letztlich waren es Nuancen, die gefehlt haben. In der Einzelkritik geht ein letzter Blick zurück auf Europa.

Yann Sommer: Insgesamt sehr fangsicher mit guter Strafraumpräsenz. Stark sein ‚Einhand-Reflex‘ gegen Goretzka im ersten Durchgang. Vor der Pause beim Pressing der Schalker oft ins Aufbauspiel eingebunden. Er versuchte zunächst die kurze Variante, doch Wendt & Co. waren komplett zugestellt, so dass letztlich doch nur der weite Schlag blieb. Den hätte er auch direkt machen und unnötiges Risiko vermeiden können. Beim ersten Gegentor machtlos – den Ball hätte er abgewehrt, wenn er nicht so verhängnisvoll aufgesprungen wäre. Schon fast rekordverdächtig, wie traumwandlerisch sicher er bei den Elfmetern stets die falsche Ecke wählt. Er sollte endlich mal reagieren, statt zu spekulieren. Note 3,0.

Tony Jantschke: Wie schon im Hinspiel entwickelte sich Choupo-Moting zu seinem persönlichen Albtraum. Zwar gelang ihm früh ein richtig gutes Tackling, aber Choupo-Moting tunnelte ihn und nach der Gelben Karte war Jantschke teilweise überfordert. Er ließ mehrere Flanken zu und bei den Dribblings von Choupo-Moting wich er mit größtem Respekt zurück und lud ihn in den Strafraum ein. Bei einigen Situationen konnte sich Jantschke auf die läuferische Hilfe von Herrmann verlassen. In der Panik-Viertelstunde nach der Pause war Jantschke nicht auf der Höhe. Später hechelte er bei einem Konter der Schalker vergeblich hinter Goretzka her, der ihm auf offener Strecke mehrere Meter abnahm. Note 4,5.

Andreas Christensen: Eine starke Vorstellung des Abwehrchefs, der viele brenzlige Situationen löste, einige davon im Alleingang. Seine Körperbewegungen am Ball waren fast immer richtig. Insgesamt agierte er cool und abgebrüht, wobei er in der Druckphase der Schalker nach dem Wechsel auch nicht mehr alles ordnen konnte. Erzielte den Führungstreffer unter Mithilfe von Höwedes, der den Ball abfälschte. Zudem stand Christensen an der Basis des 2:0, als er genau im richtigen Moment den Ball wegspitzelte und den Konter einleitete. Note 2,0.

Jannik Vestergaard: Machte ein ordentliches Spiel, das von seinen rustikalen und soliden Duellen lebte. Mehrfach kam er gut vor den Gegenspieler bzw. ließ einen Angreifer an sich ‚abprallen‘. In der Schalker Drangphase mit einigen Rettungsaktionen, wobei die Abwehr vor dem 2:1 etwas zu kurz geriet und Goretzka in Abschlussposition brachte. Im Passspiel mit Ausnahme eines missglückten Anspiels zu Johnson zuverlässig. Vorne hatte er eine Kopfballgelegenheit nach einer Ecke – der Ball landete auf dem Tornetz. Am Ende für Kopfballverlängerungen vorne geblieben, was aber nicht so richtig fruchtete. Note 2,5.

Oscar Wendt: Startete mit einem guten Zuspiel auf Herrmann, wenig später setzte er einen langen Ball unbedrängt ins Seitenaus. Nach starker Balleroberung spielte er den Ball in die Hacken von Hofmann. Hatte Caligiuri über weite Strecken im Griff, konnte jedoch in der einen oder anderen Situation nicht verhindern, dass ein Gegenspieler in den Strafraum lief. Mit seiner Freistoßflanke bereitete er das 1:0 vor, beim Konter zum 2:0 war er als Anspielstation mitgelaufen. Nach der Pause, als Schalke die Schlagzahl erhöhte, fand er einige Male keinen Zugriff. Die Zusammenarbeit mit Hofmann war längst nicht so ausbalanciert, wie mit Johnson. Als Borussia nach dem 2:2 kommen musste, kurbelte Wendt mit an. Note 3,0.

Christoph Kramer: Bis auf zwei, drei kleinere Unsauberkeiten machte es Kramer als ‚Ordnungshüter‘ im Mittelfeld sehr ordentlich. Er startete mehrere erfolgreiche Störaktionen und trieb mit an, wenn es ans Umschalten ging. Bei einem vielversprechenden Konter über links versuchte er, den Ball zu einem Mitspieler zu löffeln. Als Linksfuß hätte er wohl selbst abgeschlossen. Zur Pause musste er mit einer Knieverletzung draußen bleiben. Sein Fehlen machte sich bemerkbar. Note 3,0.

Mo Dahoud: Zeigte sich von Beginn an wach und hatte gute Aktionen am Ball, sowohl im Spiel nach vorne, als auch hinten. Eine Drehung mit Ball in der gefährlichen Zone ging gerade nochmal gut. Hinten klärte er einmal super gegen Choupo-Moting, als der schon einen Gladbacher abgeschüttelt hatte. Der Treffer zum 2:0 war eine tolle Rakete – endlich trifft mal ein Borusse aus der Distanz. Später in der Partie hatte Dahoud eine offene Schusschance, doch weil er den Körper nicht über den Ball brachte, flog dieser über das Tor. Beim Elfmeter kann man ihm überhaupt keinen Vorwurf machen – er zog den Arm klar zurück und drehte sich weg. Dabhoud blieb bei fast jedem Angriff, vor allem nach dem Ausgleich, die treibende Kraft und schaffte es, auch noch so unglücklich zugespielte Bälle zu kontrollieren. Erst in der Schlussphase häuften sich Konzentrationsfehler, die dem hohen Pensum geschuldet waren. Note 2,5.

Patrick Herrmann: Gab zu Beginn eine ‚Bananenflanke‘, die zu weit geriet, ein Steilpass zu Raffael blieb stecken. Er lief mehrfach planlos ins Offensivdribbling und ließ sich sehr einfach wegdrücken. Tief in der zweiten Halbzeit wurde er festgehalten und riss sich schlagend los. Defensiv trug er mit viel Laufarbeit seinen Teil bei, konnte aber in der Druckphase der Gäste den nachrückenden Kolasinac nicht bremsen. Note 4,0.

Fabian Johnson: Für den Matchwinner des Bundesligaspiels gegen Schalke war die Partie bereits frühzeitig gelaufen – er humpelte wegen muskulärer Probleme nach einer Viertelstunde vom Platz. Ohne Note.

Raffael: Wenn Borussia in der Offensive gefährlich wurde, dann meistens nach Aktionen des Brasilianers. Sein Linkschuss flog knapp am Winkel vorbei. Stark sein Antritt auf der linken Seite mit der perfekten Flanke zur Kopfballchance von Drmic. Grandios seine Balleroberung mit direktem Konter. Zu kritisieren war seine Abwesenheit sowohl in offensiver, als in defensiver Hinsicht, als die Schalker nach der Pause die Oberhand hatten. Erst nach dem 2:2 war Raffael wieder auffälliger, als er Lösungen suchte. So mit dem Bierdeckeldribbling im Schalker Strafraum, oder als er Dahoud vor dessen Schusschance hervorragend freispielte. Dass er einige Male hängen blieb, war zwar ärgerlich, aber seiner Spielweise geschuldet. Note 2,5.

Josip Drmic: Es wäre falsch, nach diesem Spiel den Stab über den Schweizer zu brechen. Bei seiner großen Kopfballchance machte er vieles richtig: Er lief gut in Position, platzierte den Ball gegen die Laufrichtung des Torwarts und der mit Fahrt nach unten geköpfte Ball flog nur knapp vorbei. Das war ganz und gar nicht kläglich. Drmic hängte sich rein, gab läuferisch alles. Er störte leidenschaftlich und rochierte viel auf die Seiten, wo er sich mit einem Mann im Rücken zur Wehr setzte. Hinten mit einer starken Ballsicherung und flüssigen Fortsetzung zu Raffael. Nach der Pause ging er im Angriffsschwung der Schalker unter. Als sich gerade alles für eine Schlussoffensive formierte, wurde Drmic etwas überraschend ausgewechselt. Die vereinzelten Pfiffe waren peinlich. Note 3,5.

Jonas Hofmann: Kam früh für Johnson in die Partie und holte den Freistoß vor dem 1:0 heraus. Danach war er zwar viel unterwegs, hatte jedoch nur wenige gelungene Aktionen. Auch hinten nicht immer auf der Höhe, vor allem in der Viertelstunde nach der Pause desorientiert. Erst nach dem Ausgleich zeigte sich Hofmann, als er einige Male energisch antrat und etwas forcieren wollte. Diese Entschlossenheit muss er viel öfter an den Tag legen. Note 4,0.

Tobias Strobl: Ersetzte Kramer nach der Pause und hatte Pech, dass das Spiel genau in dieser Phase kippte. Er hatte Mühe, der Schlagzahl der Schalker zu folgen, die durch die Einwechslung von Max Meyer zusätzlich die Räume besetzten, die Strobl nicht schließen konnte. Er köpfte Dahoud bei der Elfmetersituation unglücklich an. Note 4,0.

André Hahn: Seine Einwechslung in der 83. Minute für Drmic verpuffte vollends. Ohne Note.

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