Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Darmstadt 98 3:2 (1:1)

Turbulent und spektakulär

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Eiskalter Schwede - Oscar Wendt (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Eiskalter Schwede - Oscar Wendt (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach beendete eine verrückte Hinrunde mit dem 3:2 über Darmstadt angemessen turbulent und spektakulär. Es war ein Sieg des Willens und der Moral, der in Unterzahl jeden Einzelnen bis an die Grenzen forderte.

Yann Sommer: Musste erneut zwei Gegentore schlucken, bei denen er jeweils ohne Abwehrmöglichkeit war. Allerdings leitete er den zweiten Treffer mit seinem Abschlag ins Aus quasi indirekt selbst ein. Das war nicht der einzige Ball, den der Schweizer ins Seitenaus schlug. In der zweiten Halbzeit stand er bei einem Wagner-Kopfball richtig und bewahrte schließlich sein Team im direkten Duell mit Heller vor dem 2:3. Note 2,5.

Julian Korb: Kam etwas schwerfällig ins Spiel, fand vorne wenig Anschluss und hatte Mühe beim Darmstädter Umschaltspiel. In einer Situation durfte sich ein Gegenspieler um Korb ‚herumschlängeln‘ und zum Abschluss kommen. Beim 0:1 war Heller schneller – vor allem im Kopf. Nach der Pause beim offenen Schlagabtausch vorne wie hinten voll beschäftigt und mit einer ordentlichen Leistung. Beim Ausgleich war er in der Nähe, da er bei der Ecke zuvor den Pfosten abdeckte. Eine echte Möglichkeit, Wagner zu hindern, hatte Korb nicht. Note 3,5.

Andreas Christensen: Bildete zusammen mit Elvedi die Youngster-Innenverteidigung. Der Däne strahlte dabei die gewohnte Coolness aus, wenngleich er eine Spur unruhiger agierte. Ab und an nahm er beim Versuch, vorzurücken und den Gegner schon vor der Ballannahme zu stören, etwas zu viel Risiko. Insgesamt jedoch ordentlich und vor allem fußballerisch wieder überzeugend. Stark u.a. sein öffnender Pass auf Johnson nach Zuspiel von Sommer. Note 3,0.

Nico Elvedi: Fand sich zu Beginn ganz gut zurecht, gewann einige Duelle und wirkte im Passspiel sicher. Doch mit zunehmender Spieldauer häuften sich die Probleme. Vor dem 0:1 verlor er das Kopfballduell gegen Wagner, danach folgten mehrere Wackler, Querschläger und unverständliche Fehlpässe im Aufbau. Völlig überflüssig war der Rückpass vor dem 2:2, beim Einwurf der Darmstädter schlief er. Die eigenen Einwürfe missrieten. Lobenswert dagegen sein Kopfballspiel bei gegnerischen Standards, als er mehrfach klärte. Nach der Brouwers-Einwechslung rückte er auf links um Heller einzubremsen. Note 4,5.

Oscar Wendt: Benötigte defensiv etwas Anlaufzeit gegen den flinken Heller. Insgesamt machte es der Schwede gut und wie gewohnt zog es ihn bei eigenem Ballbesitz nach vorne. Besonders in Unterzahl, als Johnson zur Verdichtung des Zentrums etwas mehr einrückte, sprintete er was das Zeug hielt. Mit seinem Antritt und der Hereingabe bereitete er das 1:1 vor. Nach der Brouwers-Einwechslung rückte er eine Linie vor und drehte dort nochmal richtig auf. Unglaublich, wo Wendt nach der Dauerbelastung die Energie hernahm. Es passte, dass er mit seinem x-ten Sprint den wunderbaren Doppelpass mit Stindl forcierte und das Siegtor markierte. Note 2,0.

Havard Nordtveit: Da Mo Dahoud eine Pause brauchte, rückte der Norweger aus der Innenverteidigung vor auf die Doppel-6. Dort zunächst mit einer eher unauffälligen Vorstellung, was sich nach dem Platzverweis für Xhaka änderte. Da erwachte ‚Nordfight‘, der fortan in seinem Element war. Er ackerte und rackerte für zwei. Sehr stabil sein Passspiel und bemerkenswert einige Antritte, als er den Ball im Stile eines Lothar Matthäus durch das Mittelfeld trieb. Klasse war das Freistoßtor, als er gut spekulierte und etwas Glück hatte, dass sich Heller als äußerster Mann in der Mauer bückte. Note 2,5.

Granit Xhaka: Ohne Worte. Ohne Note.

Thorgan Hazard: Sehr engagiert und ganz offensichtlich mit dem Willen, die an ihn gestellten Anforderungen in der Defensivarbeit zu erfüllen. Er sprintete stets mit nach hinten und es gelangen ihm mehrere gute Balleroberungen, die ihm Szenenapplaus von Fans und Trainer brachten. Katastrophal allerdings sein Verhalten bei der Hereingabe von Heller vor dem 2:2. Da war er viel zu zaghaft und öffnete förmlich die Tür zur Flanke. In Unterzahl agierte er etwas zentraler, holte sich dort die Bälle und suchte dann das Abenteuer. Hier und da lief er etwas zu lange mit dem Ball, aber brachte Schwung ins Spiel. Wurde in der 73. Minute durch Brouwers ersetzt. Note 3,5.

Fabian Johnson: Wenn der US-Nationalspieler am Ball war, wurde das Tempo automatisch erhöht. Er zeigte ein paar gute Antritte und Dribblings, wobei die finale Aktion oft ausblieb. Dennoch sehr wichtig, vor allem in Unterzahl mit seiner Laufstärke. Er rückte etwas ein und machte offensiv wie defensiv viele Wege. War beim 2:2 in Wagners Nähe, reagierte aber nicht mehr. Als Wendt nach der Brouwers-Einwechslung vorrückte, ging Johnson auf rechts und legte dort nochmal eine läuferische Schippe drauf. Note 3,0.

Raffael: Bot zum Jahresabschluss eine herausragende Leistung. ‚Verschwendete‘ deutlich weniger Ressourcen mit weiten Läufen, sondern fokussierte sich vor allem auf vertikale Antritte mit Ball. Stark, mit welcher Selbstverständlichkeit er da große Distanzen überwand und oftmals mehrere Gegenspieler abschüttelte. Leichtfüßigkeit gepaart mit Zielstrebigkeit – ein Genuss. Er war der fleischgewordene Entlastungszug mit ICE-Tempo. Raffael stand an der Basis des 1:1 und holte den Freistoß zum 2:1 raus. Er kämpfte großartig und gab sogar den ‚Anheizer‘ für Fans. Note 2,0.

Lars Stindl: Holte nochmal alles aus sich heraus. Selbst wenn er gefühlt weniger eingebunden war als sonst, hatte er wieder die entscheidenden Szenen. Sein platzierter Schuss mit dem linken Innenrist sorgte für den wichtigsten Treffer des Spiels. Der gefühlvolle Assist zum Siegtreffer von Wendt aus dem Fußgelenk war zum Zungenschnalzen – einfach genial. Sah für sein hartes Einsteigen unmittelbar vor dem Pausenpfiff ‚Dunkel-Gelb‘. Blieb danach zwar giftig und aggressiv, kam aber nie in die Nähe einer zweiten Karte. Ein Zeichen von Qualität. Note 2,5.

Roel Brouwers: Wurde eingewechselt um das Zentrum vor allem in der Luft zu stabilisieren. Bei der großen Kopfballchance von Rosenthal gelang das nicht, ansonsten ging der Plan auf und bei seinen Klärungsaktionen schallten die ‚Roel-Rufe‘ durch den Park. Ohne Note.

Mo Dahoud: Uhr-Dreh-Wechsel zwei Minuten vor Schluss für Stindl. Ohne Note.

Josip Drmic: Uhr-Dreh-Wechsel in der Schlussminute für Raffael. Ohne Note.

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