Luca Netz

Mit Netz, aber ohne doppelten Boden

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Luca Netz am Dienstag vor dem Training (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach setzt in dieser Saison ausdrücklich auf Luca Netz als Linksverteidiger. Dies mag ein Vertrauensbeweis für einen jungen Spieler sein, birgt aber große Risiken. Nach dem Spiel gegen Stuttgart musste Roland Virkus den Youngster vehement verteidigen.

Dass Luca Netz bei Borussia Mönchengladbach so viel Spielzeit erhält, ist trotz seines Status als ‚großes Talent‘ alles andere als selbstverständlich. Seit 2021 ist der Ex-Herthaner bei der Borussia und hat mit seinen 21 Jahren bereits 77 Bundesligaspiele für die Fohlen absolviert. Das zeigt, dass der U21-Nationalspieler längst nicht mehr ein hoffnungsvoller Nachwuchsspieler ist, sondern vielmehr ein immer noch sehr junger, aber schon erfahrener Bundesligaspieler. 

In Mönchengladbach kam ihm zugute, dass der Verein vor einem Jahr auf den ablösefreien Abgang von Linksverteidiger Ramy Bensebaini nach Dortmund personell nicht mit dem Zukauf eines ‚Spezialisten‘ auf dieser Position reagiert hat. Stattdessen wurde Netz zum Linksverteidiger Nummer 1 befördert, als Backup galt Max Wöber, der aber eigentlich für die Innenverteidigung vorgesehen war oder Joe Scally, der jedoch bis zur Genesung von Stefan Lainer auf der rechten Seite gebraucht wurde. Der blutjunge Lukas Ullrich stellte ohne Bundesligaerfahrung noch keine echte Alternative dar, sodass Netz faktisch konkurrenzlos war. 

Netz zahlte mehrfach Lehrgeld

Die Borussen gingen damit ein Wagnis ein, zumal vor allem hinter den Defensivqualitäten von Netz ein großes Fragezeichen stand. Hinsichtlich Timing, Kopfballspiel, Zweikampfhärte und -geschick fehlte dem Youngster einiges. Im ohnehin sehr fragilen Defensivverbund zahlte Netz mehrfach Lehrgeld, blieb aber aufgrund der fehlenden Alternativen in der Mannschaft. Die Umstellung auf Dreierkette kam ihm dabei entgegen, da er als ‚Schienenspieler‘ weniger mit den klassischen Aufgaben eines Verteidigers konfrontiert wurde. 

Nach der Saison stand eigentlich für alle Beobachter fest, dass Borussia sich mit einem Linksfuß, der sowohl Innen- und Außenverteidiger spielen kann, verstärken würde. Doch bekanntlich geschah nichts. Die Außenverteidigerpositionen mit den Pärchen Netz und Ullrich sowie Scally und Lainer zu besetzen, erachtete man als ausreichend. Ob die Verantwortlichen das aus voller Überzeugung entschieden haben, darf angezweifelt werden. Vielmehr dürften die begrenzten Mittel der ausschlaggebende Grund für die Zurückhaltung gewesen sein. 

»Wir haben totales Vertrauen in Luca«

Als Linksverteidiger in der Viererkette, die Gerardo Seoane aktuell spielen lässt, muss Netz wieder vermehrt Defensivarbeit verrichten. Das machte er im Auftaktmatch gegen Leverkusen und den flinken Frimpong sehr ordentlich und auch beim Auswärtssieg in Bochum spielte er solide. Im Zweikampfverhalten wirkt Netz gereifter, stabiler und auch konsequenter. Dennoch fehlt noch einiges, um ihn als verlässlichen Linksverteidiger zu bezeichnen. Das wurde auch bei seinem Fauxpas gegen Stuttgart deutlich, der zum zweiten Gegentor führte. 

Roland Virkus bügelte anschließend die Frage nach einer Umstellung auf dieser Position vehement ab. »Der Junge ist 21 und ihn jetzt infrage zu stellen - dafür habe ich keinerlei Verständnis«, sagte er. »Er hat es bislang sehr gut gemacht und wir haben totales Vertrauen in Luca«. Es ist verständlich, dass Virkus die Diskussionen im Keim ersticken will, wo er doch die Situation mit Netz, aber ohne doppelten Boden, zu verantworten hat. Allerdings muss Netz jetzt beständig liefern und es wird nicht mehr reichen, sich auf den ‚Welpenschutz‘ für einen jungen Spieler zu berufen.

 


von Marc Basten
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