Mit Geduld und Extra-Qualität von der Bank

Tony Jantschke: Verrichtete seine Arbeit mit aller Routine, hatte den Kopf immer oben und rückte auch einige Male gut raus, um weite Bälle der Stuttgarter frühzeitig abzufangen. Auffällig gut das Kopfballtiming, selbst gegen einen größeren Spieler wie Gomez. Beim Flachpass von Gonzalez in die Gasse auf Gomez ließ sich Jantschke zum ersten und einzigen Mal überraschen und holte den ehemaligen Nationalstürmer nicht mehr ein. Vorne tauchte Jantschke bei Standards mehrfach gefährlich im Getümmel auf. Im Aufbauspiel war er die fleischgewordene Geduld. Er spielte 85 Pässe und alle kamen an. Note 2,5.

Oscar Wendt: Eine grundsolide Partie des Linksverteidigers, der viel unterwegs war, aber vor allem die defensive Absicherung im Auge hatte. Besonders als Traoré etwas unberechenbar über links agierte, hielt sich Wendt mit seinen Vorstößen zurück. Der Schwede spielte mehrere gute ›Verbindungspässe‹, so u.a. einen gelupften Pass zu Hazard. In einigen Situationen überlief er Hazard, ohne dass ein Anspiel erfolgte. Am Ball die Ruhe selbst und mit einer Passquote von 96 Prozent. Note 3,0.

Tobias Strobl: Positionell wie spielerisch agierte er sehr zurückgezogen, weil sich gegen die tief stehenden Stuttgarter bereits genügend Mitspieler vor dem Ball befanden. Strobl verteilte viele Bälle kurz, ab und an verlagerte er das Spiel mit weiten Pässen. Bei Stuttgarter Ballbesitz überzeugte er mit gutem Stellungsspiel, so dass er in mehreren Situationen den Ball quasi nur aufnehmen musste und so zurückeroberte. Nicht gut dagegen, wie er vor der Gomez-Chance das Zuspiel auf Castro sorglos zuließ. Im Anschluss an eine Hazard-Ecke traf Strobl den Ball perfekt, doch Zieler parierte hervorragend. Kurz vor der Pause sah er Gelb. In der kurzen Phase nach Wiederbeginn, als Stuttgart ein wenig aktiver wurde, bewahrte Strobl die Ruhe, nahm das Tempo heraus und stellte die Ordnung wieder her. Note 3,0.

Lars Stindl: Als Achter aufgeboten und auch auf dieser Position mit einem gewohnt großen Aktionsradius. Er interpretierte die Rolle allerdings etwas anders als Hofmann oder Neuhaus und es hatte teilweise den Anschein, als ob Stindl nicht ganz sicher war, wie die ohnehin sehr beengten Räume am besten besetzt und bespielt werden sollten. So unterliefen ihm einige Ballverluste. Stark dagegen verschiedene vertikale Zuspiele, u.a. auf Hazard. Im Verlauf der zweiten Halbzeit kam Stindl besser in die Zwischenräume und nach der Einwechslung von Raffael und Neuhaus kombinierte er sehr aktiv mit. Mit seiner Hereingabe von links ›nötigte‹ er den angeschlagenen Pavard zum Eigentor. Note 3,5.

Denis Zakaria: Brachte in mehreren Situationen durchaus Beschleunigung ins Spiel, ohne dabei zu überdrehen, aber letztlich auch, ohne groß kreativ zu werden. Einige Antritte verpufften, nach einem Sprint in die Tiefe hatte er eine gute Chance, die Zieler zunichtemachte. Ursächlich beteiligt war er an der Gomez-Chance, als er beim Zuspiel von Lang dem Ball nicht entgegenkam. Zakaria sah in der 59. Minute Gelb, als er mit seinen Stollen auf den Fuß von Baumgartl trat. Es war bereits seine fünfte Gelbe, in Hoffenheim fehlt er damit gesperrt. Zwei Minuten später wurde er für Neuhaus ausgewechselt. Note 3,5.

Ibrahima Traoré: Bei seinem Saison-Startelfdebüt sehr engagiert und mit einem guten ersten Flachschuss. Es folgten noch zwei, drei gelungene Unternehmungen - u.a. der Pass in den Lauf von Zakaria -, aber ansonsten leider auch eine ganze Palette an misslungenen Aktionen. Gute Ansätze machte er sich selbst zunichte, indem er überdrehte. Bezeichnend die Situation, als er rechts gut durchgestartet war und dann einen überhasteten Fehlpass in die Mitte schlug. Traoré sorgte mit seinen unkonventionellen Versuchen ohne Frage für Verwirrung beim Gegner, aber leider gelang es ihm zu selten, im selbst geschaffenen Chaos den Überblick zu bewahren. Kurz vor seiner Auswechslung glückte ihm die Hereingabe auf Hazard vor dem 2:0, als er den Ball so gerade noch auf der Grundlinie erwischte. Note 4,0.

Thorgan Hazard: Kam diesmal über links, tauschte aber einige Male mit Traoré die Seite. Hazard agierte sehr schwungvoll und mannschaftsdienlich - die meisten Torschussvorlagen kamen von ihm. Bemerkenswert, wie stark er sich mittlerweile in Laufduellen behauptet und auch von robusteren Gegenspielern nicht abdrängen lässt. Dadurch wurden mehrere seiner Antritte brandgefährlich. Er selbst hatte einen nennenswerten Abschluss von rechts, als Stindl ihn schickte und er aufs kurze Eck zielte. Hazard bereitete mit seinem Tempolauf und dem Zuspiel auf Assistgeber Neuhaus den Führungstreffer vor und gab den überlegten Assist zum 2:0 durch Neuhaus. In der Schlussphase konnte Thommy Hazard nur durch Ziehen am Arm aus dem Tritt bringen und sah Gelb-Rot. Note 2,5.

Alassane Plea: Hatte seine beste Aktion bei seiner Schusschance aus siebzehn Metern, als er von links nach innen zog und mit rechts abschloss, Zieler jedoch zur Stelle war. Bis auf einen gelungenen Verlagerungspass kaum ein Faktor im Kombinationsspiel. Diesmal auch mit einigen verlorenen Offensivzweikämpfen, bei denen er nicht so dagegenhielt, wie gewohnt. Bis zu seiner Auswechslung in der 61. Minute kam Plea auf lediglich 22 Ballkontakte. Note 4,0.

Florian Neuhaus: Kam für Zakaria und war direkt ein belebendes Element. Typisch, wie er ein Strobl-Zuspiel direkt nach vorne weiterleitete. Neuhaus brachte deutlich mehr Vertikalität rein. Ein abgefälschter Schuss landete bei Raffael und eröffnete diesem eine Großchance. Kurz darauf lieferte Neuhaus mit Auge und Gefühl die butterweiche Flanke zum Kopfballtreffer von Raffael. Überragend, wie er vor dem 2:0 die Verteidiger mit einer doppelten Körpertäuschung aus dem Spiel nahm und dann beherrscht abschloss. Neuhaus brachte eine fußballerische Qualität auf den Platz, gegen die Stuttgart letztlich machtlos war. Note 1,5.

Raffael: Brannte sichtlich auf seinen Einsatz, forderte und bekam sofort fast alle Bälle und drehte dann nahezu nach Belieben seine Kreisel. Hatte mit der Direktabnahme des abgefälschten Neuhaus-Schusses die Riesenchance auf das 1:0. Den durfte er so nehmen, obwohl Stindl in der Mitte freistand. Wenig später köpfte er relativ freistehend zur Führung ein. Beim 2:0 war Raffael mit einem ganz feinen Pass auf Elvedi beteiligt, vor dem 3:0 brachte er den Ball an den zweiten Pfosten zu Stindl, dessen Hereingabe Pavard ins eigene Tor beförderte. Note 2,0.

Fabian Johnson: Kam beim Stand von 2:0 für Traoré ins Spiel, hatte ein halbes Dutzend Ballkontakte und spielte sichere Pässe, ohne nachhaltig in Erscheinung treten zu können. Ohne Note.

von Redaktion TORfabrik.de