Wenn Trainer auf den Pressekonferenzen vor den jeweiligen Bundesligaspielen über den nächsten Gegner sprechen, verfallen sie oftmals in Lobhudelei. Lucien Favre zum Beispiel war ein Experte, selbst einen Viertligisten als wahres Fußballmonster darzustellen. Die Intention ist in solchen Fällen klar: Bloß nicht in den Verdacht zu geraten, dass man den Gegner unterschätzt und die Erwartungshaltung möglichst drücken.
Auch Dieter Hecking sprach am Donnerstag mit Hochachtung über die »hervorragende Arbeit, die Nico Kovac in Frankfurt mit seiner Mannschaft leistet«. »Sie machen es richtig gut«, konstatierte Hecking. Auch den Spielstil der Eintracht hob er lobend hervor, auch wenn es nicht das ist, was sich Hecking bei seiner Mannschaft vorstellt. »Frankfurt ist das Gegenmodell von uns.«
Die Kovac-Truppe komme über »Athletik und Zweikämpfe« und Borussia müsse sich auf die »provozierende Spielweise und Nickeligkeiten« einstellen. Durchaus bemerkenswert, dass sich Hecking wenig um Diplomatie scherte und das Kind beim Namen nannte. Wenn er das schon öffentlich macht, sollte gewährleistet sein, dass er seine Mannen intern noch viel deutlicher darauf hinweist, worauf es am Freitagabend ankommen wird.
Darauf wird der Trainer sicher auch in den zwei nicht öffentlichen Trainingseinheiten eingegangen sein. »Es sind so viele Scouts unterwegs, man muss das nicht jedem unter die Nase binden«, so Hecking. Man habe zwar nichts zu verheimlichen, aber man müsse auch nicht alles vor der Öffentlichkeit ausbreiten. Es ging demnach aber weniger um eine kurzfristige Taktikänderung (»Ich gehe davon aus, dass wir in Frankfurt Viererkette spielen, weil wir das aus dem Effeff beherrschen«). Vielmehr lag der Fokus (neben Standardvarianten) darauf, einige Spieler auf unterschiedliche Positionen zu verteilen. Hecking wollte sich »ein anderes Bild machen um das eine oder andere im Ärmel zu haben.«
In welcher Besetzung die Borussia in der WM-Arena auflaufen wird, ließ der Trainer wie üblich offen. Es ist davon auszugehen, dass Christoph Kramer nach überstandenem grippalen Infekt wieder in die Anfangself zurückkehrt. »Chris hat die ganze Woche trainiert und ist sicherlich ein Kandidat für die Startelf.«
Zudem haben sich »Qualität und Variationsmöglichkeiten« für Hecking erhöht. »Die personelle Situation verbessert sich nach und nach. Die Bank bietet wesentlich mehr Alternativen.« Das liegt auch daran, dass »die Rückkehrer jetzt in einem guten Trainingsrhythmus sind.« So könnte Jonas Hofmann durchaus in der ersten Elf stehen.
Auf Sicht könnten auch Raul Bobadilla und Fabian Johnson wieder Optionen werden. Bobadilla soll noch am Freitag wieder ins Training einsteigen, Johnson erwartet der Coach in der nächsten Woche zurück auf dem Trainingsplatz. Zudem wird auch Reece Oxford zu Wochenbeginn in Gladbach zurückerwartet. Max Eberl erklärte, dass Oxford am Wochenende noch beim Pokalspiel von West Ham im Kader steht, dann aber auf Leihbasis bis Sommer nach Gladbach kommen wird.
Doch zunächst einmal gilt es in Frankfurt, der provozierenden und nickeligen Eintracht die Stirn zu bieten. Die Frankfurter rangieren in der Heimtabelle nur auf Platz 16, auswärts sind dagegen nur die Bayern besser. Borussia hat derweil dreimal in Folge auswärts nicht gepunktet. Wie dem auch sei: Der Gewinner würde zumindest bis Samstagnachmittag auf den zweiten Tabellenplatz vorrücken.
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