Nachdreher aus der BayArena

Kein verdienter, aber legitim erkämpfter Punkt

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Gekämpft und mit einem Punkt belohnt worden - Borussia in Leverkusen (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach kann tatsächlich zu null spielen - und das sogar bei den bislang so überragenden Leverkusenern. Der Punkt in der BayArena war objektiv nicht verdient, wurde aber auf eine legitime Art und Weise erkämpft.

»Mit dem Punkt hat man nicht gerechnet«, sagte Borussias Trainer Gerardo Seoane nach dem Schlusspfiff in der BayArena. Ein wenig schien der Schweizer selbst überrascht, dass der Plan aufgegangen war und ein Zähler auf der Habenseite verbucht werden konnte. »Wir sind eine Mannschaft, die viele Tore bekommen hat und darum kann ich die Mannschaft nicht genug loben, dass wir es geschafft haben, zu null zu spielen.«

Tatsächlich entsprach die extrem defensive Ausrichtung dem Matchplan. »So tief haben wir sie nicht erwartet«, sagte Ex-Borusse Jonas Hofmann später. Die Leverkusener hatten schon darauf gesetzt, dass die Gladbacher etwas mehr mitspielen und Räume hergeben würden. »Die Mannschaft hat sich weitgehend an den Spielplan gehalten, auch wenn es nicht unbedingt das ist, was am meisten Spaß macht«, sagte Gerardo Seoane. 

Den Handlungsspielraum für Hofmann und Wirtz erfolgreich eingeengt

Das tiefe Verteidigen wurde von Seoane und seinem Trainerteam als die einzig praktikable Herangehensweise ausgemacht. »Wir haben eingeschätzt, dass es nicht möglich ist, Leverkusen zu pressen«, sagte der Schweizer. »Sie sind zu gut im Positionsspiel und haben zu viel Qualität auf den entscheidenden Positionen.« Welche Gefahren sich ergeben, wenn man Bayer Raum gibt, zeigte die Phase um die 60. Minute herum, als die Borussen etwas aufrückten und um ein Haar überrannt wurden. 

Die kompakte Ausrichtung mit einer Fünferkette sorgte dafür, dass sowohl Scally (auf Wirtz), als auch Elvedi (auf Hofmann) immer wieder kurz vorrücken konnten, um zu stören. »Es ist uns gelungen, die Räume der Spieler zwischen den Linien einzuengen«, bestätige Seoane. So fehlte Leverkusen in vielen Aktionen der letzte Impuls.

Nur 25 % Ballbesitz und eine Passquote von 77 %

Andererseits musste auch Seoane eingestehenden, dass »natürlich das Spielglück auf unserer Seite gewesen ist«. Trotz der ungewöhnlich disziplinierten Verteidigungsarbeit der Borussia über die gesamte Spielzeit hinweg, hatte Leverkusen drei oder vier hundertprozentige Chancen, die sie normalerweise nicht liegen lassen. Ohne die Reflexe von Moritz Nicolas und dem fehlenden Punch der Bayer-Akteure beim Abschluss hätte das Spiel seinen erwarteten Gang genommen. 

Der Blick auf die Statistik macht Kräfteverhältnisse in der BayArena deutlich. 28:4 Torschüsse und 947:325 Pässe zugunsten der Gastgeber, nur 77 % Passquote bei Borussia und gerade einmal 25 % Ballbesitz. »Zu bemängeln ist sicherlich, dass es uns außer einer kurzen Phase in der ersten Halbzeit nicht gelungen ist, uns zu entfalten, mehr nach vorne zu spielen und für Torgefahr zu sorgen«, sagte Seoane. 

Leverkusen mit Bundesligarekord an Ballaktionen im gegnerischen Strafraum 

»Wir haben viele Schüsse zugelassen aus der zweiten Reihe, das war mir prinzipiell lieber«, führte Seoane aus. »In der Box und im Rückraum haben wir ziemlich gut auf Flanken verteidigt«. Bemerkenswert ist, dass die Borussen trotz der Abwehrschlacht bei einer Zweikampfquote von 56 % nur sechs Fouls begingen, während die Spieler der Werkself gleich fünfzehnmal von Schiedsrichter Aytekin zurückgepfiffen wurden. 

Dass es zeitweise auch im Gladbacher Sechzehner einen regelrechten Belagerungszustand gegeben hat, unterstreicht ein weiterer statistischer Wert. Bayer hatte 69 Ballaktionen im gegnerischen Strafraum, was es seit Beginn der detaillierten Datenerfassung 2004 noch nie in einem Bundesligaspiel gegeben hat. 

Die Körpersprache war eine andere als gegen Augsburg

Umso erstaunlicher ist es, dass die drückende Überlegenheit der Werkself am Ende nicht zum Sieg gereicht hat. Den Borussen kam zugute, dass sie im Verlauf der zweiten Halbzeit, als die Leverkusener immer verzweifelter wirkten, mit Reitz und Lainer defensiv an Bissigkeit nachlegen konnten. Hinzu kam, dass die Körpersprache eine ganz andere war als noch gegen Augsburg - dieses Mal stand da eine Mannschaft auf dem Platz, die sich untereinander unterstützte und anfeuerte. 

Dennoch war der Punkt für die Borussia objektiv gesehen nicht verdient. Aber er wurde auf eine legitime Art und Weise erkämpft, für die man sich als Gladbacher nicht schämen muss. Dass diese Herangehensweise nicht der neue Borussia-Style werden kann, ist auch klar. Aber zumindest für das nächste Wochenende dürfte sie als Blaupause herhalten. »Wir nehmen einiges mit nach München«, bestätigte Gerardo Seoane. »Aber auch die Idee, im Spiel nach vorne ein paar Akzente mehr zu setzen.«

 


von Marc Basten
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