Nachdreher aus dem Frankfurter Waldstadion

Nach dem Remis in Frankfurt: »Da hat das letzte Quäntchen gefehlt«

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Jonas Hofmann jubelt über den Führungstreffer - am Ende stand ein 1:1 in Frankfurt (Foto: Lars Baron - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach hat bei Eintracht Frankfurt ein achtbares Remis geholt, doch eigentlich war angesichts einer 70-minütigen Führung mehr drin. Letztlich war die Punkteteilung gerecht, weil Borussia in der zweiten Halbzeit nicht nachlegen konnte.

Die aus Gladbacher Sicht größte Überraschung des Spieltags gab es bereits vor dem Anpfiff. Beim Blick auf die Aufstellung musste man sich verwundert die Augen reiben, weil Christoph Kramer unter den Ersatzspielern aufgeführt war. Erstmals unter Daniel Farke saß der 31-Jährige nur auf der Bank. Doch schnell war klar, dass dies weder ein taktischer Kniff noch eine leistungsbezogene Entscheidung des Trainers war. Kramer hatte das Abschlusstraining am Freitag abbrechen müssen. »Ich hätte ihn vielleicht reingeworfen, wenn es bei Jule Weigl nicht für 90 Minuten gereicht hätte«, sagte Farke anschließend. »Eigentlich war Christoph heute nur für den Notfall dabei.«

Dieser Notfall trat nicht ein, weil Julian Weigl ein erstaunlich stabiles Comeback gegeben hat. »Man hat gemerkt, wie sehr er unserem Spiel in den vergangenen Wochen gefehlt hat«, sagte Farke. »Im Ballbesitz und in der Spieleröffnung waren wir viel dominanter und präziser und auch gegen den Ball ist er enorm fleißig und taktisch clever«, lobte der Trainer den ehemaligen Dortmunder. Tatsächlich befreiten sich die Borussen in der Anfangsphase, auch durch Weigl Mithilfe, mehrfach ansehnlich von hinten heraus.

»Die Eintracht hat viel Druck aufgebaut, da mussten wir richtig leiden«

Beim Führungstor war Weigl zwar nicht involviert, gleichwohl war der Treffer überragend heraus gespielt und vollendet. Mit dem Vorsprung im Rücken konnten die Borussen berechtigterweise den Ball und die Spielgestaltung den Frankfurtern überlassen, die damit so ihre Probleme hatten. Die Gladbacher verteidigten aufmerksam, verpassten es allerdings auch schon in dieser Phase, giftige Nadelstiche in der Offensive zu setzen.

Kurz nach der Pause schien man nachhaltiger auf das zweite Tor zu drängen. »Zu Beginn der zweiten Halbzeit haben wir einiges im Ballbesitz liegen lassen und Kontersituationen nicht sauber ausgespielt«, sagte Farke. In dieser Phase verpassten die Borussen es, vorentscheidend in Führung zu gehen. Danach drehte Frankfurt richtiggehend auf und drängte die Fohlen zusehends tief in die eigene Hälfte zurück. »Die Eintracht hat viel Druck aufgebaut, da mussten wir richtig leiden«, so Farke. »Aber ich finde, wir haben gut gelitten und sehr gut verteidigt.«

»Ich habe fünf Jahre in England gearbeitet, da wäre eine solche Szene niemals abgepfiffen worden«

Die Gladbacher konnten sich einmal mehr auf Jonas Omlin verlassen, der mehrfach hervorragend parierte. Mit Glück und Engagement hielten die Borussen den knappen Vorsprung bis in die Schlussphase hinein. Was fehlte, war die Entlastung, um den Frankfurter Druck abzufedern. Die beste Möglichkeit dazu wurde vom Schiedsrichter zunichtegemacht. Nach der zweiten Ecke für Borussia überhaupt im Spiel wurde der Treffer von Marcus Thuram zurückgepfiffen. Der Schiedsrichter hatte einen vermeintlich regelwidrigen Einsatz von Bensebaini im Vorfeld geahndet. »Ich habe fünf Jahre in England gearbeitet, da wäre eine solche Szene niemals abgepfiffen worden«, meinte Daniel Farke. 

Fast im Gegenzug gelang der Eintracht der vom Spielverlauf her längst fällige Ausgleich. Ausgerechnet dem gefährlichsten Angreifer der Frankfurter, Kolo Muani, ließen die Fohlen im eigenen Strafraum zu viel Platz. »Da hat das letzte Quäntchen gefehlt, uns ein bisschen früher zuzuordnen«, monierte Farke. »Wenn allerdings so viele Flanken in die Box reinfliegen, ist auch mal eine dabei, wo du nicht richtig zugeordnet bist. Deshalb müssen wir den Gegentreffer auch akzeptieren«. Jonas Omlin ärgerte sich derweil gewaltig über seinen ersten Gegentreffer in den letzten drei Spielen. »Sowas regt mich auf«, sagte der Schweizer. »Ich sehe die Ballabgabe nicht gut, trotzdem darf der mir nicht durch flutschen.«

Immerhin kippte das Spiel nicht komplett

Danach bekam die Borussen die Angelegenheit immerhin insoweit in den Griff, als dass das Spiel nicht noch komplett kippte. Die Gäste kreierten wieder längere Ballbesitzphasen und gestalteten das Geschehen offen. Nachdem Omlin in der letzten Minute nochmals aufmerksam reagierte, war das Spiel durch und endete letztlich mit einem gerechten Remis. Um sich einen Auswärtssieg zu verdienen, hätten die Borussen nach der Pause für deutlich mehr Entlastung sorgen müssen.

 


von Marc Basten

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