Nachdreher aus dem Borussia-Park

Borussen wollen »nicht unsachlich nervös« werden

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Max Woeber stoppt Harry Kane (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach steht nach der Niederlage gegen Bayern München nach drei Ligaspielen mit einem Punkt da. Das knappe 1:2 gegen die Bayern war ärgerlich, gleichzeitig waren die Reaktionen hinsichtlich der Leistung der Mannschaft durchweg positiv. Am Ende überwogen die gemischten Gefühle im Borussia-Park.

Es war unbestritten ein großer Kampf, den die Gladbacher Borussen den Bayern geboten haben. Gegenüber der Partie vor einer Woche gegen Leverkusen hatte sich Trainer Gerardo Seoane für eine kompakte Ausrichtung im 4-1-4-1 mit einer »engen Viererkette mit robusten Spielern« entschieden. Mit Rocco Reitz wurde das Mittelfeld zusätzlich verstärkt und der Youngster gefiel mit seiner Bissigkeit. Der Plan, mit Weigl als Sechser den »schwimmenden Stürmer« Thomas Müller zu kontrollieren und zudem Kimmich und Goretzka nicht zu viel Raum zu lassen, ging lange Zeit auf. 

Und als Ko Itakura in der 30. Minute den überraschenden Führungstreffer köpfte, da fühlte sich nicht nur Thomas Müller an die letzten Jahre erinnert. »Da denkst du schon, dass du wieder im gleichen Film bist wie so oft in Mönchengladbach«, sagte er später. »Danach waren wir auch zehn Minuten etwas wild«. Das war gleichzeitig die beste Phase der Borussen, die durch Weigl eine hervorragende Chance auf das 2:0 hatten. Doch dann übernahmen die Bayern wieder ganz klar das Kommando im Borussia-Park.

Wieder ein Ball hinter die Kette

Die Borussen hielten weiter aufopferungsvoll und konzentriert dagegen. »Wir haben ein ganz anderes Gesicht gezeigt als gegen Leverkusen«, sagte Julian Weigl, der die Mannschaft in Abwesenheit von Jonas Omlin als Kapitän aufs Feld geführt hatte. »Wir haben eine ganze Zeit geführt, aber in der zweiten Halbzeit war der Druck der Bayern sehr hoch«. Der Ausgleich war überfällig, dennoch mussten sich die Borussen über die Entstehung gehörig ärgern. »Es war wie letzte Woche ein Ball hinter die Kette«, monierte Gerardo Seoane. Neuhaus übte keinen Druck auf Passgeber Kimmich aus und weil Čvančara gerade als ‘Aushilfslinksverteidiger’ unterwegs war und Sané in seinem Rücken unbeachtet ließ, kamen die Münchener zum Ausgleich. 

Der Druck des Rekordmeisters hielt auch danach an. »Es ist uns nicht mehr gelungen, Phasen zu haben, in denen wir mit Ball aktiver waren«, erklärte Weigl. »Wir haben gemeinschaftlich verteidigt und es war sich keiner zu schade, die Wege zu gehen. Aber irgendwann gehen die Kräfte aus.« Trotzdem hielten die Borussen das Remis bis in die Endphase des Spiels - und wurden nach einem Standard dann doch entscheidend überwunden. »Bis dahin haben wir alles gut wegvertedigt«, sagte Gerardo Seoane. Doch bei 15 Ecken für den Gegner könne es eben passieren, dass eine davon genutzt wird. 

»Ab Sonntag können wir stolz sein auf die Leistung, aber natürlich nicht auf das Resultat«

Und so standen die Borussen am Ende erneut mit leeren Händen da. »Es tut schon weh nach dem Spiel, wenn du so viel investiert hast wie wir heute«, sagte Julian Weigl. »Für uns ist es ein bitterer Abend mit gemischten Gefühlen«, meinte Gerardo Seoane. »Ein Kompliment für die kämpferische Leistung, die Defensivarbeit und die Solidarität, mit der wir die Räume eng gemacht haben. Aber auch die Enttäuschung, dass wir mit null Punkten dastehen. Ab Sonntag können wir stolz sein auf die Leistung, aber natürlich nicht auf das Resultat.«

So verabschieden sich die Borussen mit einem Punkt nach drei Spielen in die zweiwöchige Länderspielpause. »Es ist nicht so, dass die Alarmglocken schrillen«, erklärte Weigl. »Wir sind eine extrem junge Mannschaft und müssen uns finden. Natürlich ist ein Punkt wenig, aber das Spiel gegen die Bayern hat viel Positives gezeigt und auch den Weg, den wir gehen wollen.« Auch Sportdirektor Nils Schmadtke sieht keinen Grund, »unsachlich oder nervös« zu werden. »Wir haben immer gesagt, dass wir uns in einem Prozess befinden. Und als der Spielplan rauskam, war klar, dass es nicht einfacher wird.« 

»Schlussendlich ist es ein Rückschlag«

Entsprechend fiel auch das Fazit von Gerardo Seoane. »Ein wichtiger Faktor wird sein, mit Rückschlägen umzugehen. Schlussendlich ist es ein Rückschlag, den man vielleicht nicht als so schlimm empfindet, weil es die Bayern waren. Aber in der Kabine sind trotzdem alle enttäuscht und wütend. Doch die Mannschaft hat heute ein anderes Gesicht gezeigt als gegen Leverkusen, wo wir gar nicht zufrieden waren - weder während des Spiels noch in der Analyse. Heute hat sie einen Schritt nach vorn gemacht, sowohl im Verteidigen als auch im taktischen Verhalten.« Und darauf soll nach der Länderspielpause aufgebaut werden, wenn es zum Aufsteiger nach Darmstadt geht, ehe mit Leipzig der nächste Hochkaräter in den Borussia-Park kommt.

 


von Marc Basten
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