Einzelkritik: Hannover 96 - Borussia Mönchengladbach 3:0 (2:0)

Borussia: Plan- und Hilflosigkeit in Vollendung

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Schleichender Abgang aus dem DFB-Pokal (Foto: Stuart Franklin / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach scheidet in Hannover nach einer blamablen Vorstellung aus dem DFB-Pokal aus. Das Tragische ist, dass die Mannschaft nicht an ihrer Überheblichkeit gescheitert ist, sondern an ihrer erschreckenden Plan- und Hilflosigkeit. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: War der einzige Gladbacher, der an diesem Abend nicht enttäuschte. Am ersten Gegentor konnte er überhaupt nichts machen, danach rettete er einmal mit ausgestreckter Hand und beim Elfmeter flog er wieder in die richtige Ecke und berührte den Ball, konnte ihn aber nicht mehr entscheidend ablenken. Direkt nach der Pause lenkte er den Flachschuss von Beier zur Ecke - das war nötig. Beim dritten Tor hätte er konsequenter rauskommen können - so hatte der Torschütze die freie Auswahl. Nach einer Ecke rettete Sommer bei einem Kopfball stark auf der Linie und hatte das Glück des Tüchtigen, dass der Rebound gegen den Pfosten klatschte. Was bei Sommer ein wenig fehlt, ist eine energische Reaktion in Richtung seiner Vorderleute. Er sollte sie auch mal zusammenfalten, wenn sie so schläfrig agieren. Note 2,5.

Matthias Ginter: Stand an seinem 28. Geburtstag wieder in der Startelf. Ob als Geburtstagsgeschenk oder weil Hütter ihn plötzlich doch wieder braucht, sei dahingestellt. Jedenfalls war der Nationalspieler noch der stabilste der drei Innenverteidiger. In der ersten Halbzeit, als die drei zu Querpasskönigen mutierten, wurde es ihm irgendwann doch zu blöd und er versuchte es mit langen Bällen. Ginter rückte ein paar mal mit auf, seine Hereingabe mit links auf Thuram führte zur Neuhaus-Chance. Ein Schussversuch mit dem Außenrist verfehlte sein Ziel. Defensiv machte Ginter es ordentlich, drängte einmal Stolze gut nach außen ab und bereinigte eine brenzlige Situation. Er leistete sich keine Böcke und spulte sein Programm mehr oder weniger emotionslos herunter. Note 3,5.

Nico Elvedi: War völlig indisponiert - und das nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Sein wirklich lächerlicher Klärungsversuch vor dem 0:1 war der Anfang vom Ende. Auch danach wirkte er einige Male geistig abwesend, rutschte aus und stolperte herum - selbst noch in der Nachspielzeit. Bei einer Aktion klärte er gut zur Ecke, ansonsten konnte er die Aufgaben eines zentralen Mannes in der Dreierkette nicht mal im Ansatz erfüllen. Im Aufbauspiel war der Schweizer extrem träge und verschleppte sogar beim Quergeschiebe noch das Tempo. Note 5,0.

Marvin Friedrich: Spielte im Gegensatz zur Partie gegen Leverkusen diesmal links in der Dreierkette. In Kombination mit dem ebenfalls sehr ‘rechtslastigen’ Scally eine mehr als unglückliche Konstellation. Er musste oft rausrücken und dabei wurden Geschwindigkeitsdefizite deutlich. Friedrich wurde an der Seitenlinie getunnelt und mehrere Male überlaufen. Im Aufbauspiel war er sehr auf Fehlervermeidung bedacht und reihte sich brav ins bräsige Geschiebe ein. Sehr unglücklich für Friedrich, dass nachträglich auf Elfmeter entschieden wurde, als ihm aus einem Meter an den Ellenbogen geschossen wurde. Aber auch in seiner Kernkompetenz, dem direkten Zweikampf, war Friedrich nicht immer auf der Höhe. So ließ er Beier zweimal zu einfach zum Schuss kommen. In der zweiten Halbzeit hatte er eine Chance nach einer Ecke, köpfte aber weit daneben. Note 4,5.

Stefan Lainer: Eine Larifari-Einstellung kann man Lainer wirklich nicht unterstellen - er ackerte wie immer mit vollem Einsatz und den Willen, noch irgendwas herumzureißen, konnte man ihm nicht absprechen. Allein die Umsetzung war sehr schlecht. Bis auf eine gute Flanke auf Scally gelang ihm auf dem Weg nach vorne nichts. Er holte zwar die erste Ecke für Borussia raus, aber ansonsten produzierte er nur halbgare Hereingaben. Mit mehreren technischen Fehlern stand er sich selbst im Wege und einmal mehr muss die Frage erlaubt sein, ob Lainer in dieser Rolle als Alleinunterhalter auf der Außenbahn nicht überfordert ist. Unter dem Bemühen, vorne irgendetwas zu bewegen, litt seine Defensivarbeit. Mehrfach hetzte er vergeblich zurück und kam nicht in die Zweikämpfe. Nach 67 Minuten wurde er von Herrmann abgelöst. Note 4,5.

Manu Koné: War sichtlich bemüht, schneller vertikal zu spielen als zuletzt, leistete sich dabei aber Fehlpässe ohne Ende. Am jungen Franzosen ist die Orientierungslosigkeit im Gladbacher Spiel besonders deutlich auszumachen. Er spielt alleine vor sich hin, bis der Ball weg ist. Und diese Ballverluste von Koné waren auch in Hannover teilweise extrem gefährlich. Es fehlte völlig die Abstimmung mit den Kollegen, was u.a. bei der mangelhaften Kommunikation mit Scally vor dem dritten Tor deutlich wurde. Je länger das Spiel dauerte, desto schlechter wurde Koné. Note 5,0.

Florian Neuhaus: Spielte wieder als Sechser und war bis in die Schlussphase hinein der einzige Borusse, der wirkliche Torchancen hatte. So scheiterte er bei seiner Riesenchance zum frühen Ausgleich am stark reagierenden Zieler, als er eigentlich nicht viel falsch machte. Ein schöner Schlenzer in Richtung Winkel wurde vom Keeper gehalten. Bei seiner dritten Chance, als er sich im Strafraum gut zum Schuss frei manövrierte, rettete Zieler erneut. Auch wenn er sich einige technische Unsauberkeiten und Fehlpässe leistete, hatte Neuhaus immerhin mal ein paar Ideen und das Auge für die Räume. In der Defensive ließ er hier und da Lücken und vor dem 3:0 spekulierte er vergeblich auf Abseits, so dass er nicht mehr eingreifen konnte. Note 4,0.

Joe Scally: Wieder auf der linken Seite aufgeboten und dort bei Ballbesitz fast immer auf dem Weg nach innen. Dabei heißt es Außenbahnspieler und nicht Innenbahnspieler. Defensiv mit großen Problemen gegen Beier, wodurch auch Friedrich in die Bredouille geriet. Der 19-Jährige war eifrig, aber teilweise auch kopflos übereifrig. So vor dem 1:0, als er unnötig rausrückte, was fatale Folgen hatte. Ein Missverständnis mit Koné hatte das 0:3 zur Folge und auch darüber hinaus unterliefen Scally mehrere Fehler, weil er einfach drauflos rannte. Nach 67 Minuten machte er Platz für Netz. Note 5,0.

Lars Stindl: Gab an alter Wirkungsstätte den ersten Torschuss ab, doch dann musste der Kapitän hilflos mit ansehen, wie seine Mannschaft nahezu ohne Gegenwehr das Spiel her schenkte. Stindl lief, fiel, bot sich immer wieder an, doch es kam kaum etwas dabei herum. Er musste oft lange warten, bis Unterstützung bei Umschaltmöglichkeiten da war. Alles war viel zu statisch - sowohl die Mitspieler, die anschließen sollten, als auch die, die sich vorne bewegen sollten. Nach der Umstellung zur Pause spielte Stindl als zweite Spitze. Bis auf ein perfektes Direktzuspiel auf Zakaria und eine gute Hereingabe auf Lainer wollte ihm wenig gelingen. Note 4,0.

Alassane Plea: Als zweite Spitze aufgeboten hatte der Franzose kurz vor der Pause nach Neuhaus-Flanke mit einem Schuss aufs kurze Eck seine erste und einzige Torgelegenheit. Zugutehalten muss man ihm, dass es an diesem Abend schwierig war als Stürmer beim VfL: Von links kam nichts, von rechts nur unbrauchbare Bälle. So entschloss sich Plea zusehends öfter, seitlich selber die Bälle zu holen. Dabei war er bei seinen Kombinationsversuchen zu lässig, auch wenn ein Hackenzuspiel auf Lainer gelang. Doch meistens blieb Plea irgendwo hängen. Zur Pause musste er in der Kabine bleiben. Note 5,0.

Marcus Thuram: Seine perfekte Kopfballablage auf Neuhaus war mit Abstand die beste Aktion des Franzosen. Ansonsten gab es nur eine offensichtlich freiwillige Flugeinlage und einige Versuche eines Dribblings, bei dem er nicht durchkam. Es fehlt ihm komplett an der Spritzigkeit aus der ersten Saison und schon in der 18. Minute schleppte er sich so über den Platz, als wäre er in der 118. Minute einer Pokalschlacht. Zur Pause war dann auch Schluss für Thuram. Note 5,0.

Denis Zakaria (46. Minute für Thuram): Ging auf die Sechserposition, konnte dem Spiel aber auch keine Impulse mehr geben. Ein Ballverlust führte zu einem gefährlichen Überzahlkonter, ein misslungener Seitenwechsel landete im Toraus. Zakaria hatte die große Chance zum Anschlusstreffer (73.), doch er scheiterte an Zieler. Note 4,5.

Breel Embolo (46. Minute für Plea): Wirkte nur in den ersten Minuten nach seiner Einwechslung ein klein wenig bedrohlich, doch spätestens nach dem dritten Gegentor ging Embolo auf Tauchstation. Er ließ das Geschehen - wie die meisten Kollegen - mehr oder weniger über sich ergehen. Nennenswerte Aktionen oder gar Torchancen hatte er keine. Note 5,0.

Luca Netz (67. Minute für Scally): Übernahm die linke Seite und schlug eine gute Ecke auf den Kopf von Friedrich. Ein Ballverlust sorgte für Gefahr, eine flache Hereingabe von Netz wurde noch geblockt. Wenigstens dachte der Youngster nach vorne gerichtet. Ohne Note.

Patrick Herrmann (67. Minute für Lainer): Versuchte es mit ein paar Doppelpässen und schoss einmal aus spitzem Winkel über den Kasten, als eh schon alles zu spät war. Ohne Note.

 


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