Einzelkritik: Werder Bremen - Borussia Mönchengladbach 5:1 (4:0)

Borussias kollektiver Blackout entschied das Spiel frühzeitig

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Marcus Thuram konnte immerhin für eine Ergebniskorrektur Sorge tragen (Foto: Christof Koepsel - Getty Images)

Beim 1:5 von Borussia Mönchengladbach bei Werder Bremen gab es vor allen in der ersten Viertelstunde so viele kollektive Aussetzer, dass das Spiel bereits frühzeitig entschieden war. Nach dem miesen Abend im Weserstadion fällt die Einzelkritik entsprechend aus.

Yann Sommer: Musste sich wie im falschen Film - oder einem Spiel der letzten Saison - vorgekommen sein. Seine Vorderleute zeigten nichts von der bisherigen Stabilität und Sommer musste nach 13 Minuten schon dreimal den Ball aus dem Netz holen. Eine Abwehrchance hatte der Schweizer jeweils nicht - vor dem 0:2 wehrte er noch mit dem Fuß ab, aber der Ball prallte genau vor die Füße von Torschütze Duksch. Gegen Jung verhinderte der 33-Jährige den nächsten Treffer, im weiteren Verlauf war er noch bei zwei, drei Bremer Möglichkeiten zur Stelle. Bei Bensebainis Eigentor war Sommer genauso machtlos wie beim Treffer zum 5:1. Note 3,0.

Joe Scally: Begann mit ein, zwei guten Aktionen, hatte dann aber beim ersten Gegentor das Nachsehen. Der US-Nationalspieler verpasste den Moment, um Füllkrugs Laufweg zu blockieren und vermochte den wuchtigen Angreifer danach nicht mehr zu halten. Scally hatte nach einem starken Lauf an den gegnerischen Fünfer den Anschlusstreffer auf dem Fuß, scheiterte jedoch ab Pavlenka - ein Abspiel auf Thuram wäre die bessere Option gewesen. Kurz vor der Pause bereitete er mit seinem Zuspiel auf Stindl eine Großchance vor. Defensiv hatte Scally einige Probleme, was sich in der zweiten Halbzeit besserte. Nach 77 Minuten machte er Platz für Lainer. Note 4,5.

Marvin Friedrich: Konnte zweimal mit gutem Stellungsspiel eine Gefahrensituation bereinigen und klärte einmal wichtig per Kopf. Ansonsten hatte Friedrich gegen die beiden kantigen Bremer Stürmer einen überraschend schweren Stand. So konnte er Duksch vor dem 0:3 nicht entscheidend stoppen und bei einigen weiteren Aktionen fehlte es an der letzten Entschlossenheit. Ganz am Ende hatte Friedrich noch eine Kopfballchance, die Pavlenka zunichte machte. Note 4,5.

Nico Elvedi: Nach seiner starken Leistung gegen Leipzig war der Schweizer diesmal wieder in eine völlig andere Richtung unterwegs. Er agierte extrem schläfrig und ging nur in ganz wenigen Zweikämpfen mal rigoros zur Sache. Ansonsten ließ er sich mehrfach locken und rückte raus, ohne den Ball zu erreichen. Elvedi bot den überforderten Kollegen auf der linken Abwehrseite kaum Hilfestellung und öffnete stattdessen hinter der Kette unnötige Räume. Erschreckend, wie Elvedi beim 0:3 in der Zuschauerrolle verharrte - er hätte Füllkrug locker folgen können. Nach der Pause mit einer weniger fehlerbehafteten, aber doch sehr blassen Vorstellung. Dass der 26-Jährige mit einer angebrochenen Nase gespielt hat, wie Trainer Farke anschließend berichtete, könnte dazu beigetragen haben. Note 5,0.

Ramy Bensebaini: Ein katastrophales Spiel des Linksverteidigers, der zwar nach der Pause ein wenig an Stabilität gewann, aber zuvor wie von allen guten Geistern verlassen agierte. Zunächst einmal ließ er sich wie ein Anfänger auf links ständig aus der Position ziehen und öffnete in seinem Rücken riesige Räume. Dazu gesellten sich dann individuelle Patzer wie bei der missglückten Kopfball-Rückgabe vor dem 0:3. Genauso fatal war allerdings, dass der 27-Jährige danach stehen blieb und nur zuschaute, was passierte. Die Krönung war natürlich das Eigentor, das weniger mit Pech als vielmehr mit fehlender Konzentration zu tun hatte. Nach der Pause fing er sich zwar, blieb aber bei seinen Aktionen weiter unglücklich. Note 5,0.

Julian Weigl: Leistete sich in der Anfangsphase zwei unbedrängte Fehlpässe und auch ihm fehlte es an Widerstandsfähigkeit - sowohl mit als auch gegen den Ball. Weigl konnte zwar im weiteren Verlauf mit einigen klugen Pässen die Ballbesitzphasen ausdehnen, aber lediglich sein feiner Pass auf Thuram kurz nach der Pause war wirklich bemerkenswert. Ansonsten schaffte es der 27-Jährige nicht, das Gladbacher Spiel nachhaltig zu ordnen. Vor dem Pfostenkopfball von Weiser verschätzte sich Weigl an der Grundlinie im Duell mit Füllkrug und ließ diesen nahezu unbedrängt flanken. Note 4,5.

Manu Koné: War in der Anfangsphase extrem fahrig und ließ sich mehrfach einfach den Ball klauen oder spielte unkonzentrierte Pässe. Vor dem 0:2 verlor er den Ball - nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal in diesem Spiel. Sein Positionsspiel war unzureichend und in der ersten halben Stunde war der Franzose nahezu komplett von der Rolle. Erst im zweiten Durchgang bekam der 21-Jährige etwas Struktur in sein Spiel und seine Aktionen. Dennoch war es mehr als nur eine enttäuschende Vorstellung. Note 5,0.

Jonas Hofmann: Fiel zu Beginn nur mit seiner arg läppischen Arbeit gegen den Ball auf und auch im weiteren Verlauf konnte sich Hofmann nicht wie gewohnt in Szene setzen. Es gab kaum Läufe in die Tiefe und im Kombinationsspiel fehlte es an Schärfe und Entschlossenheit. In der 68. Minute traf er nach Zuspiel von Thuram den Pfosten, doch ein mögliches Tor hätte aufgrund der vorangegangenen Abseitsposition von Thuram ohnehin nicht gezählt. Erst nach hinten raus und insbesondere als er aus der zentralen Mittelfeldposition agierte, strahlte der 30-Jährige mehr Entschlossenheit aus. Note 4,5.

Christoph Kramer: Nach seiner starken Leistung gegen Leipzig als verkappter Zehner und dem darauf folgenden Gesäusel um eine mögliche WM-Teilnahme wurden die Verhältnisse im Weserstadion deutlich zurechtgerückt. Kramer fehlte es offensiv an Durchschlagskraft und so vergab er seine Großchance nach Stindl-Zuspiel freistehend am Fünfer (18.). Seine Versuche, sich fallen zu lassen und das Spiel zu ordnen, blieben Stückwerk. Kramer machte zwar seine Wege, kam aber auch in der Defensivarbeit nicht richtig zum Zuge und behauptete sich kaum mal in einem Zweikampf. In der 83. Minute musste er - nachdem er zuvor am Sprunggelenk getroffen wurde - leicht angeschlagen vom Platz. Note 4,5.

Lars Stindl: Konnte in der chaotischen Anfangsphase nicht viel zur Struktur und Kontrolle beitragen, weil auch ihm die eine oder andere technische Unsauberkeit unterlief. Immerhin entwickelte Stindl relativ frühzeitig so etwas wie eine trotzige Bissigkeit, mit der er sich der drohenden Katastrophe entgegenstellte. Er bereitete mit seinem feinen Zuspiel die Großchance von Kramer vor (18.) und hatte kurz vor der Pause noch eine eigene gute Abschlussaktion, als Pavlenka stark reagierte. Nachdem Stindl nach der Pause in zwei oder drei Situationen nicht ballfest war, behauptete er sich im Mittelfeld und spielte den perfekten Pass auf Thuram zum Anschlusstreffer. In der 77. Minute wurde er von Hermann abgelöst. Note 4,0.

Marcus Thuram: War aufgrund des sehr eingeschränkten Offensivspiels der Borussen vor der Pause nur selten in Aktion. Der Franzose beschwerte sich zurecht bei Scally, als dieser aufs kurze Eck zimmerte, anstatt den Ball abzuspielen. Nach der Pause hatte Thurman nach Pass von Weigl eine Großchance, als er flach am Tor vorbei schoss. In dieser Phase ging der 25-Jährige einige Male aggressiv und energisch zu Werke. Bei seinem Tor startete er gut durch und umspielte Pavlenka gekonnt. Nach dem fünften Gegentor war aber auch bei Thuram die Luft raus. Note 3,5.

Stefan Lainer (77. Minute für Scally): Übernahm die Position auf der rechten Seite, ohne dabei auf sich aufmerksam machen zu können. Ohne Note.

Patrick Herrmann (77. Minute für Stindl): Spielte tatsächlich auf der Stindl-Position links. In der Schlusssequenz gab er noch einen ordentlichen Schuss ab, den Pavlenka abwehrte. Ohne Note.

Nathan Ngoumou (82. Minute für Kramer): Rückte auf die rechte Seite, während Hofmann die Kramer-Rolle übernahm. Der Franzose legte sich bei einem Antritt den Ball zu weit vor, stolperte dann im Toraus über einen Werbeteppich und stürzte in die Bande - zum Glück ohne offensichtliche Folgen. Ohne Note.

Rocco Reitz (88. Minute für Koné): Kam zu seinem Saisondebüt und brachte seine zwei Pässe zum Mann. Ohne Note.

Luca Netz (88. Minute für Bensebaini): Immerhin noch eine Ballberührung für den 19-Jährigen. Ohne Note.

 

von Redaktion TORfabrik.de

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