Nachdreher aus Wolfsburg

Ein großer Schritt aus dem gröbsten Schlamassel

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Erleichterung nach dem wichtigen Auswärtssieg (Foto: Stuart Franklin - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach gewinnt erstmals seit Ende Februar und macht einen großen Schritt aus dem gröbsten Schlamassel. Nach dem 3:1 in Wolfsburg war die Erleichterung greifbar.

Spätestens seit dem späten Samstagnachmittag mussten auch die größten Optimisten unter den Borussen einräumen, dass es möglicherweise noch mal ganz gefährlich werden könnte in Bezug auf den Klassenerhalt. Mainz siegte souverän, Köln mit viel Glück und vor dem Gladbacher Gastspiel in Wolfsburg war der Vorsprung auf den Relegationsplatz auf fünf und der auf den ersten Abstiegsplatz auf sechs Punkte geschmolzen. 

Die Borussen waren beim Tabellennachbarn in Wolfsburg umso mehr gefordert, was angesichts der Instabilität in diesem Jahr als eine fast unlösbare Aufgabe erschien. Borussias Trainer Gerardo Seoane entschied sich, mit seiner Aufstellung die oberste Priorität auf die Verteidigung zu legen, was sich auch in der Anzahl der Defensivspieler ausdrückte. 

Borussia trotz eines defensiven 5-4-1 direkt wieder in Rückstand

Borussia spielte mit einer klaren Fünferabwehrkette, davor bildeten Itakura und Weigl das zentrale defensive Mittelfeld. Damit verblieben mit Honorat, Plea und Ngoumou drei Offensivspieler, wobei Honorat und Ngoumou bei gegnerischem Ballbesitz auf eine Linie mit Weigl und Itakura rückten, sodass Borussia de facto in einem 5-4-1 verteidigte. 

Doch schon nach sieben Minuten schien sich der Matchplan pulverisiert zu haben. Ein langer Pass der Wolfsburger auf Borussias linke Seite, eine Hereingabe und ein sauberer Abschluss - sehr simpel kamen die Gastgeber zum frühen Führungstor. »Dass wir mit dem ersten Schuss des Gegners ein Gegentor bekommen, ist auch etwas, was sich so eingeschlichen hat«, bemerkte Seoane mit deutlichem Sarkasmus in der Stimme. 

»Trotzdem ist die Mannschaft diszipliniert geblieben«

»Trotzdem ist die Mannschaft diszipliniert geblieben«, fügte der Schweizer an. Tatsächlich blieben die Borussen in der Spur und ließen die kurzzeitig aufkommende zweite Welle der Gastgeber an sich abprallen. Danach entwickelte sich ein relativ ausgeglichenes Spiel, auch wenn die Wolfsburger insgesamt ballsicherer waren. Die Gladbacher verteidigten zwar ordentlich, nach vorne blieb es allerdings sehr mau. »In der letzten Zone haben wir die Klarheit vermissen lassen«, sagte Seoane. 

Nach der Pause blieb das Personal unverändert, lediglich Honorat und Ngoumou tauschten die Seiten. Eine Umstellung, die sich bezahlt machen sollte, denn bis die Wolfsburger sich darauf eingestellt hatten, stand es plötzlich 2:1 für die Borussen. Acht Minuten nach Wiederanpfiff probierte es Itakura mit einem Distanzschuss, den man fast schon in die Rubrik ‘Verzweiflungsschuss’ einordnen konnte. 

Ngoumous unerwartete Coolness

Doch weil der Ex-Schalker Jenz den Ball mit dem Knie abfälschte, war er für Wolfsburgs Torwart unhaltbar und wie aus dem Nichts waren die Borussen zurück im Spiel. »Für uns war dieser Treffer so etwas wie der Gamechanger«, bemerkte Rocco Reitz später. »Da war sicher etwas Glück dabei, aber das gehört auch dazu«. Die Wolfsburger hatten an diesem Treffer zu knabbern und die Borussen nutzten die Gunst der Stunde. 

»Wir sind gut aus der Halbzeit gekommen, hatten weniger technische Fehler und sind nach dem ersten Tor drangeblieben«, sagte Seoane. Honorat leitete über links mit Tempo und Übersicht ein, Ngoumou vollstreckte rechts mit einer unerwarteten Coolness zum 2:1. Innerhalb von fünf Minuten war das Spiel gedreht und das Momentum nun aufseiten der Borussia. 

»Wir haben die Ergebnisse vom Samstag gesehen und gewusst, es ist ein ‘Must-Win’«

Doch zu oft hatte man in dieser Saison schon erlebt, dass ein Vorsprung noch aus der Hand gegeben wurde. Aber an diesem Sonntag behielten die Borussen den Kopf oben und verfielen nicht in Panik. »Wir haben cleverer verteidigt als zuletzt«, sagte Seoane. »Und die Mannschaft hat bis zum Schluss alles reingeworfen und nichts an Energie und Engagement liegen gelassen.« Nur beim Fallrückzieher von Maehle (83.) schnupperte die Hasenhüttl-Elf wirklich am Ausgleich, doch dann machte Rocco Reitz in der 89. Minute mit dem 3:1 alles klar. 

Am Ende jubelten die Borussen nicht ausgelassen, sondern eher mit dem Ausdruck tiefer Erleichterung. Der zweite Sieg in der Rückrunde, der zweite Auswärtssieg überhaupt in dieser Saison - es war ein Meilenstein in Richtung Klassenerhalt. »Es waren harte Wochen, das war jetzt ein Schritt in die richtige Richtung«, sagte Max Wöber. »Wir haben die Ergebnisse vom Samstag gesehen und gewusst, es ist ein ‘Must-Win’«. »Ich hoffe, dass der Sieg Selbstvertrauen gibt«, ergänzte Gerardo Seoane. »Aber wir wissen, dass wir uns in vielen Bereichen verbessern und dranbleiben müssen, damit eine gewisse Konstanz reinkommt.«

 


von Marc Basten
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