Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Borussia Dortmund

Eine reife Energieleistung trotz wilder Passagen

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Haaland und der BVB streckten sich vergeblich, Zakaria und Gladbach behielten die Oberhand (Foto: Wolfgang Rattay / Pool / AFP / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach gewann verdient gegen Borussia Dortmund und setzt den Lauf im Jahr 2021 fort. Trotz wilder Passagen in der Partie gegen den BVB zeigten die Gladbacher eine reife Leistung - mit viel Aufwand und fußballerischer Klasse. Die Einzelkritik:

Yann Sommer: Schaffte es beim Ausgleich durch Haaland nicht, sich im kurzen Eck entsprechend breitzumachen, um den Schuss des Norwegers noch zu blocken. Einen Vorwurf kann man Sommer nicht machen, dazu ging es zu schnell. Beim zweiten Dortmunder Treffer hatte der 32-Jährige keine Abwehrchance. Den Schuss seines Landsmanns Akanji nach einer Ecke aus elf Metern wehrte Sommer nach vorne ab - auch hier war die Reaktionszeit extrem kurz. Zum Glück rettete Stindl beim Rebound von Can auf der Linie. Einen Kopfball von Hummels lenkte Sommer über den Querbalken, später reagierte er stark beim Schuss von Guerreiro und auch in der Nachspielzeit parierte er den gefährlichen Versuch von Youngster Moukoko hervorragend. Als Anspielstation war Sommer im Verlauf der Partie einige Male eingebunden, was er souverän löste. Note 2,5.

Matthias Ginter: Begann rechts in der Dreierkette und hatte in der besten Phase der Gäste einige Male das Nachsehen, als Dortmund gerade über die rechte Gladbacher Seite viel Wirbel verursachte. Nach der Umstellung auf Viererkette stand Borussia in der Defensive stabiler und Ginter hatte die Sache auf seiner gewohnten Position als rechter Innenverteidiger weitestgehend im Griff. Im Verlauf der zweiten Halbzeit klärte er zwei-, dreimal mit gutem Stellungsspiel und in der Schlussphase rettete er einmal in einem eminent wichtigen Moment zur Ecke. Im gegnerischen Sechzehner nahm der 27-Jährige in einer Situation einen langen Ball technisch klasse an und mit, doch dann trennte Haaland ihn vom Leder. Note 3,0.

Denis Zakaria: Als zentraler Mann in der Dreierkette aufgeboten, sollte er vor allem mit seiner Schnelligkeit die Laufduelle mit Sprintmonster Haaland aufnehmen. Das gelang nach einem schnell ausgeführten Einwurf der Dortmunder, als Zakaria den Norweger nicht entkommen ließ und ihn letztlich stoppte. Beim Treffer zum 1:1 ging es zu schnell für Zakaria, der nicht mehr reagieren konnte, als Haaland in seinem Rücken den perfekten Pass von Sancho erlief. Vor dem 1:2 war zu erkennen, dass Zakaria kein gelernter Verteidiger ist, denn er verlor Haaland aus den Augen und insgesamt den Überblick, weil er nur auf den Ball achtete. Als er die Gefahr realisierte und Haaland entdeckte, war es zu spät. Unmittelbar nach dem zweiten Gegentor erfolgte die Umstellung auf Viererkette und Zakaria rückte rechts ins Mittelfeld. Dort wechselten Licht und Schatten: Zwei Fehlpässe im Aufbau sorgten für Umschaltangriffe des Gegners, dafür brachte er einige Male den Ball gut nach vorne, u.a. mit feinem Zuspiel auf Lainer. Im zweiten Durchgang fiel der 24-Jährige vor allem durch seine Fleißarbeit auf. Bei einem Konter in der 83. Minute legte er für Embolo auf, eine Minute später machte Zakaria Platz für Herrmann. Note 3,0.

Nico Elvedi: Nachdem er gegen Bremen den Siegtreffer erzielt hatte, legte der Schweizer gegen Dortmund gleich einen Doppelpack nach. Beim 1:0 lief er gut ein und köpfte präzise ins Tor. Bei seinem zweiten Treffer war Elvedi aufmerksam und staubte ab, als sein Landsmann Bürki den Freistoß nach vorne prallen ließ. Doch auch abgesehen von den Toren machte der 24-Jährige ein richtig starkes Spiel. Sein Stellungsspiel links in der Dreierkette war klasse und auch in der besten Dortmunder Phase unterlief Elvedi kein nennenswerter Fehler. In der zweiten Halbzeit auf seiner gewohnten Position links in der Innenverteidigung bärenstark. Er fing wiederholt Bälle ab und verarbeitete diese stets seriös. Mehrere direkte Duelle gegen Haaland entschied er souverän für sich - einmal mit einer sauberen Grätsche. Auch im defensiven Kopfballspiel gab sich Elvedi diesmal keine Blöße. Note 1,5.

Stefan Lainer: Fing rechts im Mittelfeld an und suchte gleich beherzt den Weg nach vorne. Einige Aktionen wirkten leicht hektisch, so dass einige Pässe versandeten. Vor dem Ausgleichstreffer der Dortmunder passte er auf Plea, der den Ball nicht festmachen konnte und blieb dann passiv, als der BVB umschaltete. Der Österreicher hatte einige Probleme mit Sancho, was nach der Umstellung auf Viererkette besser wurde. Durch die tiefere Positionierung hatte Lainer nun mehr Zugriff, verteidigte diszipliniert und rückte mit auf, wenn es möglich war. Zwei, drei kleineren Unsauberkeiten nach dem Seitenwechsel standen einige schlaue Klärungsaktionen an der Seitenlinie gegenüber. Note 3,0.

Christoph Kramer: Kam auffallend gut ins Spiel und gefiel mit hervorragendem Positionsspiel und klugen Pässen. Als Dortmund nach dem Rückstand aufkam, bekam Kramer die Lücken in den Halbräumen nicht mehr geschlossen. So musste er Sancho vor dem 1:1 ziehen lassen und auch vor dem 1:2 bekam er gemeinsam mit Neuhaus keinen Zugriff auf den Engländer. Die Stabilität wurde mit der Systemumstellung wieder hergestellt und Kramer war fortan in seinem Element. Er lief unermüdlich, wusste aber auch fußballerisch immer wieder zu gefallen. Großartig, wie er nach der Pause gleich mehrfach unter Bedrängnis souverän hinten raus spielte. In der Schlussphase sah er die Gelbe Karte wegen Spielverzögerung. Note 2,0.

Florian Neuhaus: Erzielte nach 45 Sekunden nach einem schönen Wackler mit einem Linksschuss in den Winkel das vermeintliche Führungstor - was leider wegen des vorangegangenen Remplers von Hofmann vom VAR wieder einkassiert wurde. Kurz vor dem Halbzeitpfiff kam er aus ähnlicher Position nochmals zum Abschluss - diesmal probierte er es mit rechts, doch er verfehlte sein Ziel. Der 23-Jährige startete mehrere vertikale Läufe, mit denen er die Dortmunder stresste, u.a. holte er so den Freistoß vor dem 2:2 heraus. Einmal ging das jedoch schief, als Neuhaus den Ball gegen Bellingham verlor und im weiteren Verlauf gemeinsam mit Kramer nicht die Vorbereitung zum zweiten Dortmunder Treffer verhindern konnte. Im zweiten Durchgang unterlief ihm nochmals ein Fehler im Aufbau, der diesmal von Ginter und Elvedi bereinigt werden konnte. Ansonsten wusste Neuhaus als Gestalter zu gefallen, u.a. spielte er den Pass zur Schusschance von Hofmann in der 7. Minute, bereitete den Führungstreffer durch Bensebaini mit einem überlegten Pass vor und schlug die Ecke zum Kopfballtor von Thuram. Note 2,5.

Ramy Bensebaini: Ihm gefällt die vorgezogene Rolle im Fünfermittelfeld vor einer Dreierkette sichtlich gut, weil er da seinen Offensivdrang relativ ungehemmt ausleben kann. Entsprechend stürmte Bensebaini in der Anfangsphase drauflos und sorgte für Wirbel. In der Rückwärtsbewegung war er zwar aufmerksam, einige Male wirkte es jedoch etwas arg wild. Nach der Umstellung auf Viererkette rückte Bensebaini zurück in die Position des Linksverteidigers, nutzte aber weiterhin alle Möglichkeiten, mit nach vorne zu gehen. Wieder einmal war auffällig, über welch gute Technik der Algerier bei Ballannahmen verfügt. Aber der 25-Jährige hatte auch immer wieder mal seine Risikoaktionen - so wie das Foul an Reus unmittelbar an der Strafraumgrenze in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit. Überragend war Bensebainis Treffer zum 3:2, als er Brandt aussteigen ließ und dann mit seinem eigentlich schwächeren rechten Fuß platziert in lange Eck traf. Im Verlauf des zweiten Durchgangs verteidigte er aufmerksam und war sich im offensiven Umschaltspiel bis in die 87. Minute hinein nicht zu schade, auch den nahezu aussichtslosen Bällen noch hinterherzurennen. Note 2,5.

Lars Stindl: Zunächst als Zehner etwas hängend hinter Hofmann und Plea unterwegs, sorgte er direkt für gute ›Verknüpfungen‹ im Gladbacher Offensivspiel. Der Kapitän ging mit viel Biss voran. In der Phase nach dem Führungstor, als Dortmund etwas aufkam, unterliefen ihm zwei, drei unsaubere Kombinationsversuche. Mit seiner Rettungstat auf der Linie, als er famos mit Hilfe des Innenpfostens klärte, bewahrte er sein Team vor einem sicheren Gegentor. Stindls Freistoßaufsetzer aus der Distanz, den Bürki nach vorne abwehrte, ermöglichte Elvedi den Ausgleichstreffer. Mit seiner Ballsicherheit war der 32-Jährige - nach der Systemumstellung neben und hinter Plea als zweite Spitze - wichtig für das Gefüge. Etwas überraschend wurde Stindl zwanzig Minuten vor Schluss für Wolf ausgewechselt. Note 2,5.

Alassane Plea: Kam gut in die Partie und wirkte spritziger und motivierter als zuletzt. Der Franzose war viel unterwegs und mit einigen guten Verbindungsaktionen mit dafür verantwortlich, dass das schnelle Kombinationsspiel klappte. Probleme hatte Plea in direkten Duellen, wenn er mit Rücken zum Gegner Bälle sichern sollte. Das missglückte einige Male, u.a. konnte er vor dem Ausgleich nach Lainer-Zuspiel den Ball gegen Akanji nicht festmachen. Pech hatte Plea kurz vor der Pause, als er nach dem schnell ausgeführten Freistoß von Hofmann nach guter Brustmitnahme aus kurzer Distanz keinen Abschluss hinbekam. Kurz nach dem erneuten Führungstreffer hätte Plea auf 4:2 stellen können, als er bei einem Konter gut durchstartete und nach Hofmann-Zuspiel im Fallen zum Abschluss kam. Leicht abgefälscht rutschte der Ball haarscharf am Pfosten vorbei, den er noch touchierte. In der 70. Minute machte der 27-Jährige Platz für Embolo. Note 3,0.

Jonas Hofmann: Startete als zweite Spitze neben Plea und eroberte schon nach wenigen Sekunden den Ball gegen Bellingham und bereitete das - aberkannte - Tor von Neuhaus vor. Hofmanns Einsatz war sicherlich grenzwertig, aber es wäre auch nicht falsch gewesen, die Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters ohne VAR-Eingriff aufrechtzuerhalten. Hofmann ließ sich nicht beirren und prüfte Bürki mit einem gefährlichen Flachschuss und bereitete mit seiner Freistoßflanke von rechts den Führungstreffer durch Elvedi vor. Hofmann gefiel als ständiger Störfaktor im gegnerischen Aufbauspiel, was er auch nach der Systemumstellung beibehielt, als er nominell links ins Mittelfeld wechselte. Wie gewohnt war der 28-Jährige ständig auf Achse. Mit seinem schnell ausgeführten Freistoß ermöglichte er Plea die Chance kurz vor der Pause und vor dem 3:2 öffnete er mit seinem Lauf mit Ball in die Mitte den Raum für Bensebaini in seinem Rücken. Kurz darauf eroberte Hofmann in der eigenen Hälfte den Ball und trieb ihn über das halbe Feld nach vorne, um im perfekten Moment auf Plea zu passen. Etwas unerwartet erfolgte in der 65. Minute Hofmanns Auswechslung. Note 2,0.

Marcus Thuram (65. Minute für Hofmann): Gab sein Comeback nach abgelaufener Sperre und versuchte sich auf der linken Seite mit wechselndem Erfolg durchzusetzen. Klasse war der Kopfball zum 4:2, als er sich geschickt aus dem Pulk löste und mustergültig einköpfte. Der 23-Jährige arbeitete auch mit nach hinten und klärte in einer Situation per Grätsche. Ohne Note.

Hannes Wolf (70. Minute für Stindl): Übernahm in den letzten zwanzig Minuten die Stindl-Position und wirkte stabiler als bei seinen letzten Einsätzen. Wolf spielte zwei, drei gute Bälle, u.a. war er bei dem Konter mit Zakaria und Embolo beteiligt. Ungeschickt war ein Foulspiel, das zu einer potentiell guten Freistoßsituation für Dortmund führte. Ohne Note.

Breel Embolo (70. Minute für Plea): Sollte für Entlastung sorgen und Bälle festmachen, was ihm jedoch nicht wirklich gelang. Immerhin beschäftigte er Hummels & Co etwas mit seiner körperlichen Herangehensweise. Nach einem Konter über Wolf und Zakaria hatte er von halbrechts eine gute Tormöglichkeit, scheiterte jedoch an Bürki. In den Schlussminuten gelang Embolo ein wichtiger Defensivkopfball nach einer Dortmunder Ecke. Ohne Note.

Patrick Herrmann (84. Minute für Zakaria): Flitzte ein paarmal über rechts mit nach vorne, ohne sich nachhaltig in Szene setzen zu können. Ohne Note.

 


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