Borussia verliert einen 'Männer-Fußballer'

André Hahn verlässt Borussia

Created by von Marc Basten und Nadine Basten
Highlight im Celtic-Park (Foto: Andy Buchanan / AFP / Getty Images)

Das Highlight der Saison für André Hahn war der Auftritt im Celtic-Park. Er erzielte einen Treffer und bereitete einen weiteren vor. (Foto: Andy Buchanan / AFP / Getty Images)

Wie erwartet trennen sich die Wege von Borussia Mönchengladbach und André Hahn. Der 26-Jährige Offensivspieler wechselt zum Hamburger SV, wo er einen 4-Jahresvertrag unterzeichnete. Borussia verliert einen echten ›Männer-Fußballer‹.

Für André Hahn schließt sich gewissermaßen der Kreis. Sein erster Anlauf beim Hamburger SV scheiterte 2010, als er nicht über die zweite Mannschaft hinauskam und mangels Perspektiven zum FC Oberneuland wechselte. Dass aus Hahn noch ein gestandener Bundesliga- und sogar Nationalspieler werden sollte, konnte damals niemand ahnen. Über Koblenz und Offenbach schlich er sich quasi unbemerkt durch die Hintertür in die Bundesliga, wo er im Januar 2013 beim FC Augsburg auftauchte.

Dort setzte er zu einem erstaunlichen Höhenflug an und wurde nach anderthalb äußerst erfolgreichen Jahren von Borussia Mönchengladbach abgeworben. Für die Fohlenelf absolvierte er 95 Pflichtspieleinsätze, erzielte 19 Tore und bereitete 11 Treffer vor. Nun also geht es für André Hahn zurück zu den Wurzeln - für eine geschätzte Ablösesumme von 6 Millionen Euro kehrt er zum HSV zurück.

André Hahn war ein ›typischer Eberl-Transfer‹, der voll eingeschlagen hat. Die Gladbacher profitierten von einer Ausstiegsklausel und bekamen Hahn aus Augsburg zu vergleichbar günstigen Konditionen. Hahn konnte sich am Niederrhein ohne große Anpassungsprobleme durchsetzen und spielte eine starke Halbserie, ehe ihn Achillessehnenprobleme in der Rückrunde ausbremsten. In seiner zweiten Saison erlitt er nach einem Brutalo-Tritt des Schalkers Geis eine Fraktur des Schienbeinkopfes und einen Riss des Außenmeniskus im linken Knie und schrammte nur knapp an der Sportinvalidität vorbei.

Glasgow war das Highlight für André Hahn

Als er im Frühling 2016 sein Comeback gab, war André Hahn direkt ›on fire‹. Mit 5 Toren in den letzten 4 Bundesligaspielen war er der Garant dafür, dass die Truppe von André Schubert den vierten Tabellenplatz sichern konnte. Hahn war in derart guter Verfassung, dass er sogar fast noch auf den EM-Zug aufgesprungen wäre. Auch in der nun abgelaufenen Saison ließ es sich für den Angreifer zunächst gut an. Nach Einwechslung erzielte er in der Champions-League-Quali in Bern ein Tor, zum Bundesligaauftakt gegen Leverkusen markierte er in typischer Manier ohne lange zu fackeln den Führungstreffer.

In den nächsten Wochen gehörte er zumeist zur Startelf und wurde vom damaligen Trainer André Schubert gerne als ›Mentalitätsmonster‹ gelobt. Das zeigte sich besonders in Glasgow, wo Hahn mit einem Klasse-Einsatz den Führungstreffer von Stindl vorbereitete und das entscheidende 2:0 mit einem fulminanten Tor selbst erzielte. Dieser Abend im Celtic-Park war für viele Borussen das Highlight der Saison - für André Hahn auf jeden Fall.

Nach dieser magischen Nacht blieb Hahn zwar ein Basisspieler, doch so richtig fluppen wollte es weder bei ihm, noch bei den Kollegen. Hahn zeigte in allen Partien vollen Einsatz und hetzte jedem noch so aussichtslosen Ball hinterher, doch seine Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor war verflogen. Gerade die Gradlinigkeit war eine seiner Stärken: Ohne viel nachzudenken, flammte er den Ball aufs und ins Tor. Doch diese Unbefangenheit war ein stückweit abhandengekommen. Hahn verkrampfte zusehends und in dieser Phase fielen seine fußballerischen Defizite immer mehr ins Gewicht.

Borussia verliert einen ›Männer-Fußballer‹

Auch als Dieter Hecking das Traineramt übernommen hatte, löste sich der Knoten bei André Hahn nicht. Er bekam seine Einsatzzeiten und ließ sich nach wie vor nicht die Spur hängen, doch vieles blieb Stückwerk. Als Josip Drmić nach langer Verletzung eine Option wurde, musste Hahn öfter mit der Position des Einwechselspielers vorliebnehmen. Immerhin gelang ihm in dieser Rolle Ende Februar endlich mal wieder ein Tor - in Ingolstadt besorgte er in der Nachspielzeit den 2:0-Endstand.

Doch erst als Drmić erneut ausfiel, rückte Hahn wieder regelmäßig in die Startelf. Nach wie vor warf er alles rein, gelingen wollte jedoch nur wenig. Wenigstens verhinderte er mit seinem Treffer gegen Augsburg in der vierten Minute der Nachspielzeit eine Heimniederlage. Es war gleichzeitig das letzte Tor, das André Hahn im Trikot der Borussia erzielt hat.

Borussia verliert mit André Hahn einen blitzsauberen Charakter, der neben dem Platz genauso authentisch und geradeaus war, wie auf dem Spielfeld. Auch wenn Aufwand und Ertrag bei Hahn in der letzten Saison zu selten im richtigen Verhältnis standen, büßt Gladbach Qualität ein. Hahn ist ein ›Männer-Fußballer‹, der mit offenem Visier fightet und weder sich, noch den Gegner schont, aber keine linken Sachen macht. Mit solch einem Spieler kann man Schlachten gewinnen und gerade bei einer Ansammlung so vieler Feingeister wie bei Borussia braucht es eigentlich solche Typen.

Einerseits ist es verständlich, dass André Hahn einen Neustart will und sie ihm bei Borussia keine Steine in den Weg legen. Andererseits wird es eine Lücke geben, die es aufzufüllen gilt. Man darf gespannt sein, wie sich Hahn in der alten Heimat schlägt und wie die Gladbacher sich künftig vorne aufstellen.

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