Nachdreher aus Istanbul

Nachdreher aus Istanbul - »Das Tor war megawichtig«

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Patrick Herrmann erlöste die Borussen in der Nachspielzeit (Foto: Ozan Kose / AFP / Getty Images)

Glücklich waren die Borussen am Donnerstagabend in Istanbul nur nach dem Last-Minute-Tor von Patrick Herrmann, der einen wichtigen Punkt bescherte. Ansonsten zeigten sich die Gladbacher enttäuscht von der eigenen Leistung.

Es war ein eigenartiger Abend in Istanbul. Das eigentlich kleine und schmucke Stadion von Başakşehir war vonseiten der einheimischen Anhänger nur dünn frequentiert und die Gladbacher Fans wurden »von Anfang an drangsaliert«, wie Max Eberl sagte. »Sie dürfen sich nicht wie normale Menschen zu einem Stadion bewegen und Fußball schauen. Das sind bizarre und groteske Szenen, die man heutzutage in Europa nicht mehr erwartet«, sagte Eberl in Richtung der Gastgeber. Zudem wurden Fahnen aus hanebüchenen Gründen konfisziert. »Wenn in unserem Stadtwappen christliche Symbole sind und die Fahnen dürfen dann nicht rein? Wo leben wir denn heutzutage? Diese Dinge verurteile ich aufs Schärfste. Ich kenne die Türkei anders, das sind nette und höfliche Menschen. Das ist ein bisschen Polizeidiktatur«, fand Eberl deutliche Worte und kündigte eine Beschwerde bei der UEFA an.

Dabei »bereichern unsere Fans diesen Totentanz hier, so dass ein bisschen Europapokalstimmung aufkommt«, so Eberl weiter. Doch fast wäre der Abend nicht nur stimmungstechnisch ein Desaster geworden – die Niederlage und somit das wohl wahrscheinliche Ausscheiden in der Gruppenphase konnten nur im letzten Moment durch den Ausgleichstreffer von Patrick Herrmann verhindert werden. »Das Tor war megawichtig für die Rechnerei in der Gruppe«, bestätigte Christoph Kramer. »Das einzig Positive heute ist, dass wir noch 1:1 spielen. Die Leistung war nicht gut.«

Dabei starteten die Borussen, nachdem sie die erste Chance von Başakşehir dank eines starken Yann Sommer überstanden hatten, mehr als ordentlich. »Wir haben sehr gut angefangen, in den ersten fünfzehn Minuten war es richtig gut«, sagte Marco Rose und auch Max Eberl meinte: »Die erste Halbzeit waren wir dominant, obwohl der Gegner die zwei größeren Torchancen hatte, wo wir schlecht verschoben und verteidigt haben.«

Doch schon im ersten Durchgang »haben wir angefangen, unsauberer zu werden in vielen Situationen«, monierte Rose. »Bei den ersten Kontakten, den einfachen Pässen«. Mehrere Schlampigkeiten führten dazu, dass die Mannschaft insgesamt den Faden verlor. »Wir hatten ganz wenig Struktur in unserem Angriffsspiel«, gab Christoph Kramer zu. »Es sah viel nach Krampf aus, nach Hektik, viele schnelle Flanken. Es wäre kein Problem gewesen, sich bis zum Sechzehner durchzukombinieren und von da das Spiel aufzuzuziehen. Ich glaube, dass das gegen diese Mannschaft möglich geewsen wäre. Aber wir haben es zu einem offenen Spiel kommen lassen, was es niemals werden darf.«

Die Strafe folgte auf dem Fuße – Istanbul Başakşehir ging überraschend in Führung und die Borussen hatten schwer an der Situation zu knabbern. Es wurde sogar mal kurzzeitig laut im Stadion, als die Zuschauer spürten, dass die Heimmannschaft vielleicht sogar den zweiten Treffer würde nachlegen können. Doch die Stimmung war schnell dahin, die Führung für Istanbul aber nicht. Denn die Borussen wirkten desorientiert, fanden keine Lösungen und agierten fußballerisch auf einem unzureichenden Niveau. »Die zweite Halbzeit war nicht gut«, fasste Marco Rose zusammen. Doch immerhin konnte sich der Trainer auf seine Einwechselspieler verlassen. Raffael, Bensebaini und letztlich Herrmann waren an der Situation in der ersten Minute der Nachspielzeit beteiligt, die Gladbach kräftig durchatmen ließ. »Eine glückliche Fügung«, sagte Rose.

»Einiges ist heute nicht optimal gelaufen«, sagte Patrick Herrmann. »Dass wir es besser können, wissen wir auch. Aber es war wichtig, dass wir das Spiel nicht verloren haben«. So sah es auch Max Eberl: »Es war nicht gut, aber trotzdem hast du auswärts international einen Punkt mitgenommen«. Die Borussia ist noch im Geschäft und Marco Rose hatte sogar noch ein Lob an sein Team parat. »Ich freue mich, dass die Jungs das heute auch alles sehr selbstkritisch sehen. Nur so kommen wir auch weiter.«

 


von Marc Basten und Jan van Leeuwen

 

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