Einwurf nach der Mitgliederversammlung

Borussia und die Quadratur des Kreises

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Farke, Virkus, Schippers - der große Umbruch muss bewältigt werden (Fotos: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Bei Borussia Mönchengladbach steht ein Umbruch an. Diesmal wirklich und unvermeidlich. Wie der gelingen soll, steht in den Sternen. Angesichts der Voraussetzungen muss man sich auf harte Zeiten einstellen.

Wie geht es weiter bei Borussia Mönchengladbach? In den letzten Tagen und Wochen wurden einige Dinge geklärt, die einen etwas klareren Blick auf das ermöglichen, was im Sommer am Niederrhein passieren wird. Dabei steht fest, dass es zum größten Umbruch der letzten Dekade kommen wird. Diesmal wirklich und unvermeidlich.

Die aktuelle Saison wurde bereits als ein Stabilisierungsjahr nach dem Neustart deklariert, doch mittlerweile ist klar, dass die Sache mit dem Neustart nicht wirklich stattgefunden hat. Es gab zwar mit Daniel Farke einen neuen Trainer und einen grundsätzlich neuen Ansatz in der ‘Philosophie’, doch letztlich hatte man mehr mit der Abwicklung der Altlasten zu tun, als dass ein belastbares Fundament für einen sukzessiven Neuaufbau geschaffen wurde.

In Bezug auf Farke bleibt vieles im Nebel

Aus sportlicher Sicht und in Bezug auf Daniel Farke bleibt vieles im Nebel. Dass der Trainer die Mannschaft ohne Abstiegssorgen durch die Saison bringen wird, steht nun fest. Einen wirklichen Neustart hat Farke allerdings nicht hingelegt. Der anfängliche Schwung verflog doch relativ schnell und es machte nicht den Anschein, als ob der Coach die Spieler mit seinen Ideen mitnehmen oder gar begeistern würde. Stattdessen sieht es so aus, als ob alle diese Saison nur irgendwie schadlos über die Bühne bringen wollen, weil es in dieser Konstellation ohnehin keine Zukunft gibt.

Die große Frage ist, ob Daniel Farke zur neuen Saison etwas aufbauen und entfachen kann, wenn er die Spieler mit den ‘Skills’ hat, die dem aktuellen Kader so offensichtlich fehlen. Das lässt sich im Frühjahr 2023 nicht seriös beantworten. Der Vertrauensvorschuss, den man Farke gewähren muss, ist in seiner ersten Saison nicht unbedingt gewachsen. Bislang wissen wir, dass Farke eine Mannschaft abwickeln kann. Ob er auch eine entwickeln kann, ist offen.

Der Verkauf von Koné scheint unausweichlich

Zumal ja nicht mal im Ansatz klar ist, welchen Kader Farke zur Verfügung haben wird. Denn auch die Sache mit dem Umbruch hat zwei Seiten. Natürlich ist es positiv, wenn man neue Qualitäten dazuholt, um Bereiche abzudecken, in denen es aktuell hakt. Aber bei Borussias Umbruch geht es auch darum, die Abgänge von mehreren Basisspielern zu kompensieren. Und das unter finanziell eingeschränkten Möglichkeiten.

Borussia ist einmal mehr auf Transfererlöse angewiesen. Jordan Beyer könnte 15 Millionen bringen, möglicherweise gibt es Angebote für Neuhaus oder Elvedi ihn ähnlichen Sphären. Fast schon als unausweichlich stellt sich der Verkauf von Manu Koné dar. Nur dann wird Borussia die Mittel haben, um wirklich handlungsfähig zu sein.

Schippers verspricht schwarze Zahlen

Finanziell ins Risiko wird man in Gladbach nicht gehen. In den letzten Jahren ist durch Corona, Pech und einigen teuren Fehleinschätzungen eine Menge Eigenkapital vernichtet worden. Geschäftsführer Stephan Schippers hat für 2023 wieder ‘schwarze Zahlen’ versprochen. Das klingt kaufmännisch vernünftig, doch sind diese Vorgaben kaum passend zu den Herausforderungen, die der unausweichliche Kaderumbruch mit sich bringt.

Sportdirektor Roland Virkus muss seinem Wunschtrainer Spieler beschaffen, die neue Qualitäten mitbringen. Weigl soll gehalten werden, wird aber ordentlich Geld kosten. Gleichzeitig müssen Bensebaini, Thuram, Stindl und höchstwahrscheinlich mindestens Koné ersetzt werden. Das alles mit einer perspektivischen Ausrichtung und bislang noch ohne die Gewissheit, dass die Koné-Millionen wirklich zur Verfügung stehen werden.

Es muss vieles zusammenpassen

Das hat schon etwas von der Quadratur des Kreises, was da auf Roland Virkus zukommt. Es muss schon vieles sehr gut zusammenpassen, damit aus dem angestrebten Umbruch nicht ein Zusammenbruch wird. In jedem Fall muss man sich auf komplizierte und vermutlich auch harte Zeiten einstellen. Umso wichtiger wird es sein, dass die Verantwortlichen bei Borussia das so klar und transparent wie möglich vermitteln und moderieren, um die Anhänger auf diesem Weg mitzunehmen. Diesmal reicht es nicht, nur über einen Neuanfang zu reden – er muss vollzogen werden. Mit allen (unangenehmen) Konsequenzen.

 


von Marc Basten

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