Der Blick geht immer nach vorn

»Unsere Waffen auch nutzen« - Julian Weigl erklärt die ‘neue’ Borussia

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Reflektiert und klar - Julian Weigl am Montag in der Presserunde am Tegernsee (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Auf Julian Weigl kommt bei Borussia Mönchengladbach in der neuen Saison einiges zu. Der Wunschspieler von Ex-Coach Daniel Farke wird unter Gerardo Seoane sein Spiel anpassen und gleichzeitig als Führungsspieler den nächsten Schritt machen müssen. Dazu ist der 27-Jährige bereit.

Als Borussia Mönchengladbach Anfang Mai bekannt gab, dass man Julian Weigl von Benfica Lissabon fest verpflichten konnte, sah die Welt bei den Fohlen noch ein wenig anders aus, als sie sich in diesen Tagen im Trainingslager am Tegernsee darstellt. Julian Weigl galt als der absolute Wunschspieler von Trainer Daniel Farke und die Verantwortlichen der Borussia hatten dem Ex-Dortmunder die Zukunftspläne unterbreitet. Kurz darauf wurde Farke vor die Tür gesetzt.

»Wenn ein Trainer entlassen wird, ist es generell auch eine Niederlage von uns Spielern«, erklärte Weigl am Montag im Pressegespräch in Rottach-Egern. »Auch wenn ich gut angekommen und mich in die Mannschaft eingebracht habe, gab es auch bei meiner Leistung Luft nach oben. Viele Dinge sind nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben.« Dass er mit seinem Förderer Farke nicht mehr zusammenarbeiten wird, sieht Weigl pragmatisch. »Ein Trainerwechsel ist etwas, was man in dem Geschäft kennt. Wichtig war es für mich, mit dem neuen Trainer in den Austausch zu gehen, der mich auch im Urlaub kontaktiert hat. Der Blick geht jetzt nach vorne.«

»Es entwickelt sich gerade ein neuer Geist und eine neue Hierarchie«

Doch zunächst musste auch Weigl ein weiteres einschneidendes Ereignis einordnen. Mit Jonas Hofmann verließ ein eigentlich als Fixpunkt vorgesehener Spieler auch für Weigl völlig unerwartet die Borussia. »Das war schon ein Schlag«, gab der 27-Jährige zu. »Ich nehme es Hoffi nicht übel, aber ich hätte ihn schon gerne hier gesehen, auch weil ich ihn als Mensch schätze. Aber auch das gehört zum Geschäft dazu. Der Verein hat mich informiert, mir die Situation erklärt und mir gesagt, was sie noch vorhaben«. Und das beruhigte Weigl insoweit, als er keine Befürchtungen haben musste, dass der Laden in Gladbach auseinanderfliegt. Vielmehr sieht auch er eine Chance durch die Veränderungen im Kader. »Wir haben viele Spieler verloren, aber auch viel frisches Blut dazubekommen. Da entwickelt sich gerade ein neuer Geist und eine neue Hierarchie.«

In der wird Julian Weigl eine tragende Rolle zuteil, die er auch anzunehmen gedenkt. »Ich bin auch vom Alter und der Erfahrung her verpflichtet, Verantwortung zu übernehmen und voranzugehen. So etwas muss aber aus einem natürlichen Impuls heraus passieren. Mein Ziel ist es, zu meiner fußballerischen Qualität, die ich auf den Platz bringen will, mich auch in der Mannschaft und neben dem Platz einzubringen und Dinge klar anzusprechen. So war ich schon immer, aber vielleicht jetzt noch etwas mehr und deutlicher, weil ich auch als Mensch und Persönlichkeit gewachsen bin. Es ist ein Ansporn für mich, in diesem Jahr in die Rolle hereinzuwachsen.«

Der erste Blick soll immer nach vorn gerichtet sein

Durch den Trainerwechsel wandeln sich auch auf dem Feld die Anforderungen an Weigl. Gerardo Seoane krempelt Borussia zwar nicht komplett um, Idee und Ansatz unterscheiden sich aber deutlich von Farkes Ballbesitzfußball. »Es ändert sich schon etwas«, bestätigte Weigl. »Wir werden versuchen, höheres Pressing zu spielen. Der Trainer hat klar die Idee, Lösungen nach vorne zu suchen, gerade auch in meiner Position. Er hat mir das auch direkt in den ersten Gesprächen gesagt. Immer das Auge nach vorn zu haben und nach Ballgewinnen aggressiver zu spielen. Wir wollen unsere Waffen auch nutzen, mit tiefen Läufen und unserer Schnelligkeit.«

»Generell geht es darum, unsere Spielidee zu verinnerlichen. Letztes Jahr haben wir auch phasenweise gezeigt, dass wir gut umschalten und kontern können. Aber natürlich bringt es was Neues rein, wenn ein Trainer das auch wirklich einverlangt, nach jedem Ballgewinn erstmal den Weg nach vorne zu suchen. Es ist nicht so, dass man dann auch immer die Lösung findet und er immer will, dass wir jetzt stets den tiefen Pass oder den Steckball spielen sollen. Aber den Grundgedanken, dass der erste Blick immer nach vorn gerichtet ist, soll jeder verinnerlichen und das wird uns mit Sicherheit helfen.«

»Jeder soll auf dem Platz wissen, was er zu tun hat«

»Ich bin genauso in dem Prozess, das anzunehmen, was der Trainer von mir will«, so Weigl weiter. »Ich kann das, was er von mir verlangt und ich muss jetzt schauen, dass ich das in jedem Training und den Spielen abrufen kann. In meiner Position ist es ja oft so, dass ich den Ball von den Innenverteidigern bekomme und dann ist es entscheidend für mich, das Gefühl zu finden, ob das jetzt der Moment ist, wo wir umschalten wollen. Oder aber ob wir gerade gar nicht bereit sind, den Angriff zu fahren und ich versuchen muss, Ruhe ins Spiel zu bringen. Eigentlich ist das eine Stärke in meinem Spiel, aber da gibt es auch noch Verbesserungspotenzial.«

Der erste Eindruck von der Arbeit unter Gerardo Seoane ist für Weigl positiv. »Er ist sehr klar in seiner Ansprache, es sind bisher kurze Meetings und es werden nicht tausend Videos gezeigt. Jeder soll auf dem Platz wissen, was er zu tun hat. Der Trainer hat eine ganz klare Idee von seinem Fußball und wir sind Step by Step dabei, das umzusetzen«. Die überladenen Sitzungen unter Daniel Farke sprach Weigl zwar nicht an, doch sie galten unter anderem als ein Mosaikstein, warum die Mannschaft in der letzten Saison die Begeisterung für eine gemeinsame Idee verloren hat. Das soll nun anders werden. »Für mich ist wichtig, dass wir jetzt mit der Gruppe, die wir haben, zusammenwachsen und einen Geist entwickeln, wo man am Ende eine Mannschaft ist, die alles auf dem Platz lässt und die Idee des Trainers umsetzt.« Mit Julian Weigl als Führungsspieler - und möglichem Kapitän.

 


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