Einzelkritik: Hertha BSC - Borussia Mönchengladbach 4:1 (1:1)

Die Wehrhaftigkeit der Borussia war einmal mehr untauglich

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Manu Koné im Duell mit Ex-Borusse Tolga Cigerci (Foto: Maja Hitij - Getty Images)

Borussia Mönchengladbach kassierte beim Krisenclub Hertha BSC eine verdiente Niederlage, auch wenn diese mit 1:4 zu hoch ausfiel. Die Borussen enttäuschten einmal mehr, weil sie die nötigen Grundlagen nicht kontinuierlich auf den Platz brachten. Die Einzelkritik:

Jonas Omlin: Der Schweizer musste, nachdem er letzte Woche eine weiße Weste behalten hatte, im Berliner Olympiastadion gleich viermal hinter sich greifen. Einen Vorwurf kann man Omlin bei keinem der Gegentore machen. Beim ersten Treffer hätte er bei der flachen Hereingabe noch am ehesten eingreifen können, beim Traumtor von Dardai hatte Omlin nicht den Hauch einer Chance. Beim dritten Tor streckte er sich vergeblich, beim Elfmeter war er in der richtigen Ecke, erreichte den hart geschossenen Ball aber nicht. Ansonsten löste er Pflichtaufgaben souverän, war am Ball solide und zeigte ein gutes Gespür, wenn sich die Optionen für einen schnellen Abschlag oder Abwurf ergaben. Note 3,0.

Joe Scally: War viel unterwegs und aktiv. Allerdings lief der 20-Jährige mit Ball auch einige Male suchend umher, ohne dass er so richtig zu wissen schien, was er machen sollte. Offensiv machte Scally es insgesamt aber ordentlich, bediente Wolf vor dessen Chance nach der Pause und hatte in der Schlussphase Pech mit einem Distanzschuss, der das Tor knapp verfehlte. In der Defensive hatte der US-Nationalspieler teilweise Probleme im Stellungsspiel, dazu unterliefen ihm einige kleinere technische Fehler. Beim Ausgleich der Berliner schlief Scally und reagierte überhaupt nicht, obwohl er freien Blick auf die gesamte Szene und den Torschützen hatte. Note 4,0.

Ko Itakura: Der Japaner startete gewohnt fokussiert in die Partie, ging mit der nötigen Schärfe zu Werke und hatte gemeinsam mit Elvedi alles im Griff. Beim Ausgleichstor sah er allerdings nicht gut aus, weil auch er die Situation falsch einschätzte und sich auf eine Hereingabe in den Rückraum auf Niederlechner einstellte. Zweimal rettete der 26-Jährige in brenzligen Situationen, dazu gewann er die meisten seiner direkten Duelle. Beim entscheidenden dritten Treffer bekam Itakura jedoch keinen Zugriff gegen Scherhant – der Ball flog durch seine Beine. Note 4,0.

Nico Elvedi: Brachte Borussia mit seinem Kopfball nach der Netz-Ecke in Führung, als er sich geschickt seines Gegenspielers Serdar entledigte und überlegt ins lange Eck einnickte. Bis zum ersten Gegentor agierte er gemeinsam mit Itakura souverän. Beim Ausgleich spekulierte Elvedi am kurzen Pfosten auf einen Pass in den Rückraum zu Niederlechner und öffnete somit die Tür für Richters Pass parallel zur Grundlinie. Im weiteren Verlauf gelangen dem Schweizer einige ordentliche klärende Aktionen, insgesamt wirkte er etwas frischer als in den letzten Wochen. Beim Tor zum 3:1 stand der 26-Jährige zwar hinter Itakura in der Schussbahn, konnte den Ball aber nicht mehr blocken. Vor der Elfmetersituation am Ende erfasste Elvedi die Situation viel zu spät. Note 4,5.

Luca Netz: Rückte an alter Wirkungsstätte erstmals nach dem 4. Spieltag wieder in die Startelf, nachdem Bensebaini erkrankt ausgefallen war. Der 19-Jährige hatte wie erwartet Sorgen und Nöte beim Kopfballspiel, was aber folgenlos blieb. Bei Ballbesitz rückte er sehr weit auf, konnte sich aber nicht wirklich in Szene setzen. Mit dem Eckball zum Führungstor bewies Netz seine Stärke bei ruhenden Bällen. Links hinten hatte er dagegen einige Probleme. So leitete er mit seinem Fehlpass den Berliner Ausgleich ein, wobei er in der Folge auch gegen Cigerci nicht schnell genug reagierte. Vor dem zweiten Gegentor trabte er gemütlich hinter Tousart her und ließ diesen ungehindert flanken. Timing und Schärfe im Defensivverhalten gingen Netz ab, was sich in mehreren weiteren Situationen bemerkbar machte. Note 4,5.

Christoph Kramer: In seiner eigentlichen Rolle als Sechser mit einer durchwachsenen Leistung. Der 31-Jährige war in der ordentlichen ersten halben Stunde am kontrollierten Kurzpassspiel beteiligt und blieb defensiv zentral postiert, während sich Koné weit auf die linke Seite orientierte. Doch nach dem Gegentor, bei dem Kramer beim Aushilfsversuch keinen Zugriff auf Richter bekam, nahmen die Probleme zu. Einem guten Block gegen Tousart standen mehrere ‘halbgare’ Zweikämpfe gegenüber, bei denen Kramer den Kürzeren zog. Mit seiner Kopfballweiterleitung im eigenen Strafraum legte er vor der Pause eigentlich mustergültig für Niederlechner auf, der das Geschenk nicht annahm. Vor dem zweiten Tor versuchte Kramer die Flanke mit der Hacke zu klären, beförderte den Ball dabei aber am Sechzehner zu Cigerci. In der 78. Minute machte er Platz für Ngoumou. Note 4,5.

Manu Koné: War der auffälligste Gladbacher in der Anfangsphase, wo er mit enger Ballführung, energischen Antritten und schönen Pässen zu gefallen wusste. Koné kam meist von der tiefen linken Seite, wo er Netz bei dessen Ausflügen absicherte und diesen auch in der Defensive unterstützen sollte. Das klappte vor dem ersten Gegentor nicht, als Koné nach dem Netz-Fehlpass nicht vehement genug in den Zweikampf mit Richter ging. Nach der Pause wechselten Licht und Schatten beim 21-Jährigen. Mit einem guten Dribbling und anschließendem Pass auf Wolf bereitete er dessen zweite Chance vor, den Weg zur Großchance von Thuram kurz vor dem Ende ebnete Koné, als er den Ball mit einem starken Sololauf über die Mittellinie schleppte. Allerdings sah er vor dem 3:1 nicht gut aus, als er gegen Tousart den Zweikampf verlor. Sein Landsmann Tousart war es auch, der Koné tief in der Nachspielzeit in die Falle tappen und den Elfmeter verursachen ließ. Note 4,0.

Hannes Wolf: Kam überraschend zu seiner Startelfpremiere und spielte auf der rechten Seite. Dort war der 23-Jährige aktiv und startete einige im Ansatz gute Tiefenläufe. Allerdings fehlte es bei allem Bemühen am Durchsetzungsvermögen. Wolf wurde wiederholt durch simples körperbetontes Zweikampfverhalten der Berliner vom Ball getrennt. Der Österreicher nutzte seine Leichtfüßigkeit kaum dazu, sich dem gegnerischen Zugriff zu entziehen, sondern suchte den Zweikampf und zog dort stetig den Kürzeren. Direkt nach dem Seitenwechsel hatte Wolf nach Scally-Zuspiel eine gute Schussgelegenheit, knallte den Ball jedoch übers Tor. Später scheiterte er nach Vorarbeit von Koné auf halblinks am aufmerksamen Berliner Torwart Christensen. In der 66. Minute wurde Wolf von Neuhaus abgelöst. Note 4,5.

Jonas Hofmann: Spielte auf der Zehnerposition, die er sehr flexibel interpretierte und damit die Berliner in der Anfangsphase vor einige Probleme stellte, die ihn nicht richtig zu fassen bekamen. Bei seiner Großchance nach Stindl-Pass, als er letztlich an Kempf scheiterte, stand Hofmann knapp im Abseits. Mit zunehmender Spieldauer häuften sich die Ungenauigkeiten beim 30-Jährigen, der immer weniger Räume fand und längere Phasen untertauchte. Er machte zwar die Wege nach hinten, ging aber nicht nur vor dem zweiten Berliner Tor gegen Cigerci einem notwendigen Zweikampf aus dem Weg. Hofmanns beste Szene im zweiten Durchgang war der überlegte Querpass auf Thuram zu dessen Ausgleichschance. Note 4,5.

Lars Stindl: War in der Anfangsphase gemeinsam mit Koné ein auffällig starker Gestalter mit guten Ideen. Der Pass in den Lauf des sich knapp im Abseits befindlichen Hofmann war klasse und auch das Anspiel auf Thuram, das dieser schlampig verarbeitete, war sehenswert. Als sich die Statik des Spiels nach dem Ausgleich veränderte, verlor auch Stindl an Stabilität in seinen Aktionen. Unglückliche Entscheidungen und einfache Ballverluste reihten sich aneinander. Der 34-Jährige konnte nur noch wenige Impulse setzen und wurde in der 66. Minute durch Plea ersetzt. Note 4,5.

Marcus Thuram: Die nächste enttäuschende Vorstellung des Vize-Weltmeisters. Thuram war zu Beginn etwas präsenter als in den letzten Partien und vielleicht wäre der Knoten geplatzt, wenn er in der 8. Minute nach Hofmann-Ecke getroffen hätte, aber er köpfte knapp drüber. Spätestens ab der 26. Minute, als er nach Stindls Klassepass die Ballannahme verschluderte und letztlich zu billig auf einen Elfmeter aus war, war das Spiel für den 25-Jährigen gelaufen. Er machte kaum einen Ball fest, hauptsächlich kurz nach der Pause war das extrem ausgeprägt. Die Gleichmütigkeit, mit der Thuram die Bälle einfach hergab, war erschreckend und aus einem solchen Ballverlust resultierte auch der Angriff zur Berliner Führung. Kurz vor Schluss hätte Thuram den Punkt sichern können, doch er scheiterte an Christensen. Das passte ins Bild, weil der Schuss ohne Überzeugung abgegeben wurde. Note 5,0.

Alassane Plea (66. Minute für Stindl): Begann direkt mit einem schläfrigen Ballverlust. Auch danach konnte der Franzose keine Pluspunkte sammeln, sondern schwamm mehr oder weniger unauffällig mit. Wo der so starke Plea des letzten Jahres abgeblieben ist, bleibt weiter rätselhaft. Ohne Note.

Florian Neuhaus (66. Minute für Wolf): Konnte dem Spiel keine Impulse geben, blieb konturlos und im Passspiel fehlerbehaftet. Vor dem 3:1 ging er am eigenen Strafraum nur halbherzig mit hohem Bein Richtung Ball und trat letztlich ein Luftloch, was Scherhant ausnutzte. Ohne Note.

Nathan Ngoumou (78. Minute für Kramer): Konnte sich nicht mehr in Szene setzen – eine Ausnahme bildete die perfekte direkte Weiterleitung auf Hofmann vor der Thuram-Chance. Ohne Note.

Patrick Herrmann (90. Minute für Netz): Kein schönes Geburtstagsgeschenk, zumal direkt das dritte Gegentor fiel, als Herrmann auf dem Platz stand. Ohne Note.

Stefan Lainer (90. Minute für Scally): Ein Wechsel, der zu diesem Zeitpunkt wenig Sinn machte, aber ohnehin egal war, weil das Spiel wenige Sekunden später entschieden war. Ohne Note.

 

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