Einzelkritik: TSG Hoffenheim - Borussia Mönchengladbach 1:4 (0:2)

Borussen zum richtigen Zeitpunkt zur Stelle

Created by Einzelkritik: TSG Hoffenheim - Borussia Mönchengladbach 1:4 (0:2)

Am Ende durften auch Luca Netz und Torschütze Hannes Wolf jubeln (Foto: Alex Grimm - Getty Images)

Der lange erwartete erste Auswärtssieg von Borussia Mönchengladbach war verdient, auch wenn das 4:1 bei der TSG Hoffenheim etwas zu hoch ausgefallen ist. Die Fohlenelf agierte konzentriert und schlug zum richtigen Zeitpunkt effektiv zu. Die Einzelkritik:

Jonas Omlin: Zum Ende einer auch für den Schweizer nicht einfachen Woche durfte er seinen ersten Sieg als Nummer 1 der Borussia feiern. Die weiße Weste behielt Omlin aber nicht, wobei ihm beim Gegentor nichts anzulasten ist. Ansonsten verlebte der 29-Jährige einen relativ ruhigen Nachmittag. Zwei Distanzschüsse hielt er sicher und mit seinem schnellen Abwurf auf Stindl stand er an der Basis des ersten Gladbacher Treffers. Kurz danach wurde er von Baumgartner umspielt, der aber soweit abgedrängt wurde, dass Itakura den Schuss aus spitzem Winkel vor der Linie abwehren konnte. Einen hohen Ball ließ Omlin kurz aus den Händen gleiten, korrigierte das aber rechtzeitig. Im Spielaufbau – bis auf einen verunglückten Pass in die Mitte – sehr seriös, wobei er mit 46 Pässen deutlich weniger eingebunden war, als noch in Augsburg (74). Note 3,0.

Joe Scally: Nachdem ihm zweimal der Bankplatz vorbehalten war, durfte der US-Amerikaner in Hoffenheim wieder von Beginn an als Rechtsverteidiger mitmischen. Das machte er solide, auch wenn ihm mit Ball kleinere Stockfehler unterliefen. Im Spiel nach vorn konnte sich der 20-Jährige nicht nachhaltig in Szene setzen – erst in der Schlussphase war er beim entscheidenden 3:1 mit dem überlegten Zuspiel auf Hofmann beteiligt. Die Verteidigungsarbeit erledigte Scally vernünftig, wobei er vor dem Gegentor gemeinsam mit Itakura nicht konsequent den Flankenball verhinderte. Zuvor ermöglichte er Bischof bereits eine Schusschance, als er nach einer Hoffenheimer Ecke mittig in den Rückraum köpfte. Note 3,5.

Ko Itakura: Wusste wie gewohnt mit einer konsequenten Zweikampfführung zu gefallen. Itakura blockte einige Male wirkungsvoll und war hellwach, als Baumgartner Omlin umkurvt hatte und rettete vor der Linie. Die Klarheit und Entschlossenheit im Auftreten des Japaners war auch gegen Hoffenheim ein echtes Qualitätsmerkmal. Vor dem Gegentor versuchte er Scally beim Blocken der Flanke zu unterstützen, was nicht gelang. Note 2,5.

Nico Elvedi: Trainer Farke bezeichnete den Schweizer als eine »Säule in meinem Spiel« und adelte ihn als »einen der besten Verteidiger Europas«. In Hoffenheim lieferte Elvedi eine zuverlässige Leistung ab. Er war aufmerksam in den Zweikämpfen und ließ Dolberg keinen Stich. Im Positionsspiel machte es der 26-Jährige besser als zuletzt. Beim Gegentor war Elvedi zwar zentral am eigenen Fünfmeterraum, hatte den Torschützen Bebou in seinem Rücken aber nicht auf Schirm. Note 3,0.

Ramy Bensebaini: Nach seiner schwachen Vorstellung in Augsburg wirkte der 27-Jährige diesmal deutlich frischer und fokussierter. Defensiv hatte der Algerier alles im Griff, nur bei der Chance von Kadarabek kurz vor der Pause war er weit eingerückt, ließ die Seite offen und kam nicht mehr hin, um noch zu stören. Eine gewisse Giftigkeit gab es in den Duellen mit Baumgartner, aber Bensebaini hatte sich unter Kontrolle. Beim Anschlusstreffer der Hoffenheimer verlor Bensebaini das Kopfballduell gegen Baumgartner, der in seinem Rücken deutlich höher sprang. Note 3,0.

Julian Weigl: Ein solides, aber relativ unscheinbares Spiel des 27-Jährigen. Er sorgte mit klugen Laufwegen für eine Balance im defensiven Mittelfeld, was durch die aufmerksame Mitarbeit von Kramer, Stindl und auch Hofmann erleichtert wurde. So musste Weigl kaum enge Zweikämpfe führen und darüber hinaus agierte er kontrolliert am Ball – u. a. leitete er mit einem kurzen Vertikalpass auf Hofmann den Angriff vor dem dritten Tor ein. Eine so hohe Passfrequenz wie sonst verzeichnete der Sechser nicht, was auch mit der tieferen Positionierung von Kramer und Stindl zu tun hatte. Als Stabilitätsspieler war Weigl wichtig, die spektakulären Aktionen hatten andere. Note 3,0.

Manu Koné: Gefiel gegen Hoffenheim hauptsächlich durch seine konzentrierte Defensivarbeit. Mit mehreren gelungenen Tacklings eroberte er den Ball, immer wieder griff er störend in das Hoffenheimer Kombinationsspiel ein. Die eigenen Ballaktionen des 21-Jährigen waren weniger aufsehenerregend, ein Distanzschuss mit rechts flog über das Tor. Nach dem Seitenwechsel war der Franzose noch mehr im ‘Arbeitsmodus’. Beim Gegentor stand er zwar in der Nähe des Torschützen, erfasste die Situation aber nicht schnell genug. In der Nachspielzeit bereitete Koné mit dem Zuspiel in den Lauf von Netz den letzten Treffer vor. Note 3,0.

Jonas Hofmann: Nach überstandener Erkältung stand er wieder zur Verfügung und unterstrich vor den Augen von Bundestrainer Flick seine enorme Wichtigkeit für die Borussia. In der Rückwärtsbewegung arbeitete Hofmann mit hohem läuferischen Aufwand und war immer darauf aus, den Ball zu erobern. Bei eigenem Ballbesitz suchte und fand er den Raum in der Tiefe, so wie beim 1:0. Die Ballmitnahme und der trockene Abschluss waren extraklasse. Auch beim zweiten Tor lief Hofmann wieder stark durch und blieb fokussiert, als sich im zweiten Versuch die Chance ergab, die er erneut präzise nutzte. Zweimal wurde Hofmann von seinen Gegenspielern schmerzhaft erwischt, aber er biss sich durch. Nach der Pause war der 30-Jährige weiter fleißig, kam aber bis auf eine Ausnahme zunächst nicht mehr in den gegnerischen Strafraum. Beim entscheidenden 3:1 war Hofmann wieder zur Stelle, als er die Situation blitzschnell erfasste und den besser postierten Stindl mit einer perfekten Weiterleitung aus der Drehung bediente. Note 1,5.

Christoph Kramer: Nach der Schädelprellung aus dem Auswärtsspiel gaben die Ärzte grünes Licht für einen Einsatz gegen Hoffenheim. Kramer agierte nominell wieder als Zehner, wo er diesmal aber nur bei Ballbesitz der Gastgeber kurzzeitig als Anläufer auftauchte. Ansonsten agierte Kramer eher zurückgezogen und überließ es Hofmann und Stindl, flexibel in den ‘Zehnerraum’ zu laufen. Das brachte neben einer gewissen Unberechenbarkeit vorn auch mehr Stabilität im Mittelfeld, weil Kramer mit Koné den Sechser Weigl effektiv unterstützte. Seine Wichtigkeit unterstrich Kramer bei den beiden ersten Toren, als er jeweils als Doppelpasspartner für den Assistgeber Stindl zur Stelle war. Läuferisch und kämpferisch machte es der 31-Jährige wieder vorbildlich und auch der fiese Tritt von Angelino in der Anfangsphase setzte Kramer nicht außer Gefecht. Note 2,0.

Lars Stindl: Neben Hofmann der Matchwinner in Sinsheim. Nach abgelaufener Gelbsperre rückte der Kapitän für Plea in die Startelf. Ein Glücksgriff, weil Stindl nicht nur unermüdlich gegen den Ball arbeitete und für Stabilität im Gefüge sorgte, sondern auch die genialen Momente im Spiel nach vorn hatte. Sein geistesgegenwärtiger langer Pass vor dem 1:0 auf Hofmann war perfekt und der Lupferpass aus dem Fußgelenk vor dem 2:0 zum Zunge schnalzen. Im zweiten Durchgang hatte er nach einem Konter eine erste eigene Gelegenheit, doch Baumann wehrte im kurzen Eck mit dem Fuß ab. Mit dem Tor zum 3:1 sorgte der 34-Jährige mit seiner überlegten Direktabnahme aus dem Stand für die Entscheidung. Note 1,5.

Marcus Thuram: Aus einer sehr agilen Offensivreihe der Borussia fiel ausgerechnet Thuram etwas ab. Mit dem kantigen Brooks lieferte sich der Franzose einige interessante Duelle, ohne dass sich Thuram entscheidend behaupten konnte. Beim 1:0 schaltete er schnell und öffnete mit einem guten Laufweg für Hofmann den Raum und bot sich gleichzeitig als mögliche Anspielstation an. Nach der Pause war er beim Konter beteiligt, als Stindl letztlich an Baumann scheiterte. Ansonsten war vom 25-Jährigen nicht viel zu sehen. Nach 86 Minuten machte Thuram Platz für Plea. Note 4,0.

Alassane Plea (86. Minute für Thuram): Musste etwas überraschend zunächst mit dem Platz auf der Bank vorliebnehmen. Nach seiner Einwechslung übernahm er die zentrale Position vorn. Mit einer Balleroberung im Mittelfeld stand Plea an der Basis des vierten Tores. Ohne Note.

Hannes Wolf (86. Minute für Stindl): Wolf gelang in der Nachspielzeit der Treffer zum 4:1, der nicht besonders schwer zu erzielen war, aber gut für Wolfs Selbstvertrauen sein dürfte. Ohne Note.

Luca Netz (86. Minute für Hofmann): Sprintete nach dem Koné-Pass über die linke Seite und gab den präzisen Assist für Wolf. Ohne Note.

Tony Jantschke (90.+5 für Kramer): Schlug den Ball vom eigenen Sechzehner in Richtung Mittellinie, was die letzte Aktion des Spiels war. Ohne Note.

Stefan Lainer (90.+5 für Scally): Berührte auch noch einmal den Ball. Ohne Note.

 

von Redaktion TORfabrik.de

Copyright © 2000- 2024 TORfabrik.de [Marc Basten] Nachdruck und Weiterverbreitung,
auch auszugsweise, nur mit Genehmigung.

TORfabrik.de ist ein offiziell eingetragenes Magazin bei der
Deutschen Nationalbibliothek (ISSN 1610 - 4919)
Herausgegeben von Marc Basten, Altenkleusheimer Str. 12, 57462 Olpe

Unterstützt durch unseren Sponsor & Partner: tops.net GmbH & Co. KG