Nachdreher zum Testspiel

Ein Testspiel mit Licht und Schatten

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Fabio Chiarodia spielte als Linksverteidiger (Foto: Norbert Jansen - Fohlenfoto)

Die Erkenntnisse aus dem Zwei-Stunden-Test gegen die Go Ahead Eagles aus Deventer waren wenig überraschend: Borussia Mönchengladbach spielt phasenweise guten Fußball, doch nach wie vor fehlt es an Konstanz und Stabilität.

Dass Testspiele und vor allem deren Ergebnisse nicht überbewertet dürfen, ist im Profifußball allgemein anerkannt. Das gilt selbst für solche Partien, die nicht im Rahmen einer langen Sommervorbereitung für Experimente genutzt werden, sondern in einer kurzen Winterpause das einzige Match sind. So wie Borussias 120-minütiges Kräftemessen mit den Go Ahead Eagles. 

Entsprechend hob Gerardo Seoane anschließend hervor, dass es hauptsächlich darum gegangen sei, jedem Akteur so viel Spielzeit wie möglich zu geben. Deshalb wurde auch das unkonventionelle Modell von 4x30 Minuten gewählt, bei dem nach einer Stunde komplett durchgewechselt wurde. Zwei ‘normale’ Testspiele über jeweils 90 Minuten wären laut Seoane angesichts des Trainingsumfangs in den vergangenen Tagen zu viel gewesen. 

Kein Hinweis auf eine Abkehr von der Dreierkette

Für Tony Jantschke, Ko Itakura, Jordan und Stefan Lainer war es zudem die Möglichkeit, nach längerer Abstinenz mal wieder Einsatzminuten in die Beine zu bekommen. Auch wenn Itakura wohl zum Asien-Cup reisen, Lainer trotz guter Ansätze noch seine Zeit benötigen wird und Jordan wie ein Fremdkörper wirkte, sprach Seoane von einer »gewissen Sicherheit«, die man durch die Rückkehr dieser Spieler für die nächsten Wochen gewonnen habe. 

Dass in der ersten Stunde komplett in einem 4-3-3 und nach dem Wechsel zunächst ebenfalls in diesem System gespielt wurde, könnte man als Hinweis darauf deuten, dass Seoane vom 3-5-2 abzuweichen gedenkt, welches in den vergangenen Monaten die favorisierte Grundausrichtung war. Doch der Schweizer erklärte, dass die Systemwahl vorwiegend dem Umstand geschuldet war, dass keine sechs Innenverteidiger für zwei Dreierketten zur Verfügung standen. 

Chiarodia als Linksverteidiger mehr als nur eine Alternative zu Netz

So ergab sich die Gelegenheit für Fabio Chiarodia, sich als Linksverteidiger in der Viererkette zu präsentieren. Das machte der 18-Jährige nicht schlecht, vorrangig in der Spieleröffnung setzte der Ex-Bremer einige Duftmarken. Der Pass zur Herrmann-Chance zu Beginn war herausragend und einige Male traute er sich weit nach vorn.

Defensiv löste Chiarodia seine Aufgaben solide, auch wenn sein übermotiviertes Einsteigen im Mittelfeld gegen den bedauernswerten Luca Everink unnötig war. Der Niederländer musste mit lädierten Sprunggelenk ausgewechselt werden. Doch insgesamt hinterließ Chiarodia als Linksverteidiger einen ordentlichen Eindruck. Wenn Seoane künftig auf eine Viererkette zurückgreifen will, könnte der Italiener mehr als nur eine Alternative zu Luca Netz sein.  

Der Zugriff ging zusehends verloren

Weitere neue Erkenntnisse konnten aus dem Testspiel nicht gewonnen werden. Die Borussen präsentierten sich quasi unverändert zur bisherigen Saison. Phasenweise lief der Ball wie am Schnürchen und man befreite sich auch hervorragend aus dem gegnerischen Pressing. Mehrere Umschaltangriffe waren sehr vielversprechend, doch in Bezug auf die Abschlussqualitäten ist weiterhin Luft nach oben. 

Schon in der ersten Stunde gab es zudem Sequenzen, in denen der Gegner zu einfach zu hochkarätigen Chancen kam. Das setzte sich nach dem Wechsel verstärkt fort, als die Borussen zusehends die Kontrolle über das Geschehen verloren. Seoane sprach davon, dass man in diesem ‘zweiten Spiel’ keinen richtigen Zugriff hatte und der Gegner ohne Druck sein Spiel aufziehen konnte. Das führte dazu, dass die vermeintlich komfortable 2:0-Führung verdientermaßen egalisiert wurde. 

Konstanz und Balance werden benötigt

Immerhin konnte der eingewechselte Fukuda sieben Minuten vor dem Ende noch den ‘Lucky Punch’ setzen, sodass die Geschichte mit den ständig verspielten Führungen zumindest etwas abgeschwächt erzählt werden muss. Doch das Ergebnis darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es den Borussen nach wie vor - egal in welcher Besetzung und mit welchem System - an Konstanz und Balance fehlt. Das muss sich nicht nur mit Blick auf das schwere Auftaktprogramm im neuen Jahr dringend ändern. 

 


von Marc Basten
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