Eberl Sportvorstand und ein neuer Sportdirektor?

Interessante Zukunftsaussichten, aber Sorgen um die Gegenwart

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Max Eberl will eine neue Ausrichtung mit neuem Trainer und plant weitere Strukturveränderungen (Foto: TORfabrik.de)

Das bevorstehende Ende der Zeit von Dieter Hecking und die angekündigten sonstigen Veränderungen bei Borussia Mönchengladbach bieten durchaus interessante Optionen für die Zukunft. Gleichzeitig wurde das Risiko erhöht, die gegenwärtigen Aufgaben nicht zu bestehen.

Es war ein Paukenschlag, was da am Dienstagnachmittag an die Öffentlichkeit gelangte. Die Ankündigung der Trennung von Cheftrainer Dieter Hecking, mit dem man erst im November mit Überzeugung auf eine glorreiche gemeinsame Zukunft den Vertrag verlängert hat, war zumindest zu diesem Zeitpunkt eine faustdicke Überraschung.

Schnell wurde klar, dass da bei der kurzfristig einberufenen Pressekonferenz vieles mit heißer Nadel gestrickt war. Der Tenor war jedoch deutlich: Max Eberl tritt gleichzeitig auf die Bremse und das Gaspedal durch. Eine solche Aktion ist nicht nur einfach eine Bauchentscheidung, sondern es steckt viel mehr dahinter. In Bezug auf Dieter Hecking die Erkenntnis, dass Borussia mit ihm zwar einen grundsoliden Trainer hat, aber nicht den Entwickler.

Ein schlüssiges Szenario: Eberl als Sportvorstand und ein externer Sportdirektor dazu

Um den notwendigen Umbruch voranzubringen - allein ein Blick auf die Altersstruktur des Kaders reicht aus, um zu erkennen, dass sich im Sommer einiges bewegen muss -, will Eberl einen anderen Trainertyp. Aber nicht nur das. Eberl kündigt auch weitere Strukturveränderungen an. Welche das sein werden, ließ er zwar offen, doch nachdem im letzten Sommer bereits einiges um das Team herum verändert wurde, dürften diesmal beim ›Staff‹ nur kleinere Korrekturen anstehen.

Es deutet einiges darauf hin, dass es in Eberls ureigenstem Hoheitsgebiet zu Umgestaltungen kommen wird. Ein schlüssiges Szenario wäre zum Beispiel, dass Eberl als Sportvorstand aufrückt und ein externer Sportdirektor dazu geholt wird. Als ›Hans Dampf in allen Gassen‹ war Eberl in den letzten Jahren omnipräsent und es ist naheliegend, dass angesichts der stetig wachsenden Aufgaben nicht nur Manpower, sondern vielleicht auch der frische Blick eines nicht im Verein verwurzelten Fachmanns benötigt wird.

Kann Hecking als ›Lame Duck‹ tatsächlich das Feuer bei der Mannschaft entfachen?

Derartige Veränderungen, ohne dabei das Heft des Handelns aus der Hand zu geben, und ein neuer Trainer (Marco Rose würde ins Profil passen) bieten durchaus interessante Zukunftsaussichten und man darf gespannt sein, was die Borussen da in nächster Zeit an Entscheidungen verkünden werden. Doch bevor der Blick auf die neue Saison gerichtet werden kann, müssen erst die letzten Spiele absolviert werden. Da geht es bekanntlich noch um wahnsinnig viel und diesbezüglich bereitet die Neuigkeit vom Dienstag nur noch mehr Sorgen als ohnehin schon.

Max Eberl sprach Hecking das Vertrauen aus, das Ziel Europa zu erreichen. Aber wie passt es zusammen, von einem Trainer überzeugt zu sein, dass dieser in der aktuell brenzligen Situation alles aus der Mannschaft herauskitzeln kann, wenn man ihm gleichzeitig zu verstehen gibt, dass seine Zeit abläuft? Natürlich wird Hecking den Ehrgeiz haben, es allen zu zeigen und den Borussia-Park erhobenen Hauptes zu verlassen. Er wird sicherlich nicht abschenken wollen. Doch ob er als ›Lame Duck‹ tatsächlich das Feuer bei der Mannschaft entfachen kann? Aus seiner nun so deutlich geschwächten Position erscheint das fraglicher denn je.

Um die Gegenwart, in der so unfassbar viel auf dem Spiel steht, muss man sich unter diesen Umständen noch größere Sorgen machen

Natürlich kann man jetzt argumentieren, dass halt die Mannschaft gefordert ist. Aber das setzt voraus, dass es aus dem Team heraus eine funktionierende Selbstregulierung gibt. Wäre die vorhanden, hätte es einen Auftritt wie in Düsseldorf nicht geben dürfen. Allenfalls kann man erwarten, dass sich der eine oder andere Spieler, der es sich in der jetzigen Konstellation arg gemütlich gemacht hat, nun zusammenreißen wird, weil im Sommer die Karten neu gemischt werden. Ob das ausreichen wird?

Dieter Hecking betonte jedenfalls, dass er und die Mannschaft eine Einheit seien und er nahm seine Spieler nochmals ausdrücklich aus der Schusslinie. Er sprach davon, dass das Team einen Großteil der Saison über dem Limit gespielt habe. Möglicherweise, so Hecking, habe die Mannschaft »gerade eine Phase in der Saison, wo sie vielleicht nur normal spielt.« Das mag sogar eine treffende Aussage sein, doch in der aktuellen Situation, wo gerade alles zusammenzubrechen droht, was man sich über Monate aufgebaut hat, möchte das niemand hören.

Die Weichen für die Zukunft wurden an diesem Dienstag in Mönchengladbach gestellt und je nachdem, wie die Pläne im Detail aussehen, kann man sich durchaus darauf freuen. Doch um die Gegenwart, in der so unfassbar viel auf dem Spiel steht, muss man sich unter diesen Umständen noch größere Sorgen machen.

 


von Marc Basten

 

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