Der Bundesligauftakt gegen Bayern München ist etwas mehr als zwei Monate her, aber vielen noch in frischer Erinnerung. Das dürfte auch für Dayot Upamecano gelten, den hünenhaften französischen Verteidiger des FC Bayern. Denn der hatte gleich mehrere Begegnungen mit seinem Gladbacher Landsmann Marcus Thuram, der ihn mit den eigenen Waffen schlug. Nur weil sich Schiedsrichter und VAR als bayerische Gönner profilierten und alle Augen zudrückten, blieben zwei fällige Elfmeterentscheidungen gegen Upamecano aus. Und dennoch trotzte Borussia den Bayern immerhin ein achtbares Remis ab.
Upamecano dürfte am Dienstag sicherlich mit Interesse registriert haben, dass ihm möglicherweise am Mittwochabend im Borussia-Park ein Wiedersehen mit Marcus Thuram droht. Der Gladbacher Angreifer hatte sich bekanntlich am zweiten Spieltag in Leverkusen schwer verletzt – dem tapsigen Jonathan Tah geschuldet – und befindet sich erst seit einer Woche wieder im Teamtraining. Das reicht vermutlich aus, um den 24-Jährigen ins Aufgebot für das Pokalspiel zu nehmen. Trainer Adi Hütter erklärte am Dienstag: »Marcus Thuram ist ein Thema für das Spiel«.
»Bayern ist das absolute Nonplusultra«
Für 90 Minuten wird es wohl kaum langen, so dass eine Einwechslung des Angreifers im Verlauf der Partie wahrscheinlich ist – so war es auch im Ligaspiel Ende August. Die Frage wird sein, ob Thuram dann noch in ein offenes Spiel eingreifen kann, oder ob die Sache schon längst zugunsten der Bayern entschieden ist. Die Münchener reiten bereits wieder auf der permanenten Erfolgswelle und fideln nahezu jeden Gegner locker weg. »Bayern ist wieder auf einem anderen Niveau als zu Beginn der Saison«, weiß auch Adi Hütter. »Sie sind aktuell eine der stärksten Mannschaften weltweit.«
Natürlich ist man in Gladbach weit davon entfernt, das Spiel von vorneherein abzuschenken. »Wir sind zuhause sehr gut, es ist ein Pokalspiel und da geht es nur ums Weiterkommen«, erklärt Hütter. »Bayern ist das absolute Nonplusultra. Das gilt es zu bearbeiten, zu bekämpfen und zu bespielen. Wir werden mit dem Mut und der Überzeugung ins Spiel gehen, dass wir Bayern München schlagen können. Aber wir brauchen natürlich einen absoluten Top-Tag.« Dass die Gladbacher gänzlich anders auftreten müssen, als am letzten Samstag bei der Berliner Hertha, versteht sich von selbst. Auch wenn Hütter sagt: »Die beiden Spiele kann man nicht miteinander vergleichen. Bayern München ist ein anderes Kaliber und bietet auch in der Offensive etwas ganz anderes an.«
Vielleicht hilft die Außenseiterrolle
Nachlässigkeiten, wie in Berlin, als sich die Borussen bei einem Einwurf düpieren ließen, sind diesmal tabu. »Wir verteidigen in den letzten fünf Spielen ganz gut und lassen wenig zu«, so Hütter. »Auch gegen Bayern müssen wir sehr gut verteidigen und natürlich in jeder Situation konzentrierter und aufmerksamer sein, weil die Qualität eine andere ist.« Die Fohlen werden im ausverkauften Borussia-Park gegen den Rekordmeister und -pokalsieger auf eine gute Defensivstruktur setzen, sich aber nicht gänzlich im eigenen Drittel verkriechen. »Wir müssen auch mutig sein und versuchen, nach vorne etwas anzubieten, um den Bayern weh zu tun.«
Verzichten muss Hütter neben Stefan Lainer (ist wieder ins Training eingestiegen) und Christoph Kramer auch auf Tony Jantschke (Gesichtsfraktur – siehe Extrameldung). Dagegen steht Matthias Ginter nach überstandenem Infekt wieder zur Verfügung. Hütter legte sich bereits fest, dass der Nationalspieler in der Startelf stehen wird. Auch Ramy Bensebaini hat nach seinem Comeback gegen die Hertha gute Chancen, auch im Pokalspiel wieder von Beginn an aufzulaufen. Man habe Bensebaini, so Hütter, »zwei Tage mehr oder weniger in den Eiskasten gelegt, damit er regeneriert.« Ob das reicht, um die höchste aller Pokalhürden zu nehmen, wird man sehen. Die Rollen sind jedenfalls eindeutig verteilt: Anders als in den letzten beiden Bundesligaspielen gegen Stuttgart und Berlin geht Borussia diesmal als krasser Außenseiter in die Partie. Vielleicht hilft es.
von Marc Basten