Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt 4:6 (0:5)

Ein Debakel mit einem geschönten Resultat

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Ein Spektakel-Debakel im Borussia-Park (Foto: Christof Koepsel - Getty Images)

Auf dem Papier war Borussia Mönchengladbach nur zwei Tore schlechter als Eintracht Frankfurt und hat in diesem Heimspiel sogar vier Tore geschossen. Das 4:6 hört sich nach spaßigem Spektakel an, aber für Borussia war es ein Debakel. Die Einzelkritik:

Moritz Nicolas: In der ersten Halbzeit bekam der 27-jährige Torwart keinen einzigen Ball zu fassen, wirklich schuldig an den Gegentoren war er nicht. Nach dem Seitenwechsel bekam er dann einen haltbaren Schuss aufs Tor und den parierte er. Eine Flanke unterlief Nicolas, was folgenlos blieb. Insgesamt ein sehr undankbares Spiel für den Keeper, der trotz des Desasters die Contenance bewahrte. Dafür kann man ihn loben, aber auch kritisieren: Er ist in der Position, die Mitspieler auch mal am Kragen zu packen und wachzurütteln. Note 3,5.

Kevin Diks: Ein erschreckender Fehlpass ohne jeden Druck offenbarte früh die limitierte Spieleröffnung des 28-Jährigen – da war kein Gegenspieler weit und breit. Man merkte deutlich, dass die Intensität der Bundesliga für Diks noch ungewohnt ist. Veijle, Viborg und Silkeborg sind eben andere Hausnummern als Bremen, Stuttgart und Frankfurt. Sein Vorwärtsverteidigen aus der Abwehrkette heraus war oft brotlos und sorgte nur für Verwirrung im Verbund. Beim vierten Gegentreffer reagierte Diks schläfrig, als Führungspersönlichkeit trat er nicht in Erscheinung. Vorne mit einer guten Kopfballchance, bei der Frankfurts Torwart stark parierte. Note 5,0.

Nico Elvedi: Mitten drin und doch nur dabei – so lässt sich der Auftritt des 28-jährigen Schweizers gut zusammenfassen. Bei fast allen Gegentoren war Elvedi involviert, besonders ins Gewicht fielen sein Stolpern vor dem 0:3 und das nicht verhinderte Zuspiel von Doan beim 0:4. Auch mit der Kapitänsbinde am Arm, die er nach der Auswechslung von Reitz trug, konnte er keine Impulse setzen. Von dem erwachsenen und stabilen Elvedi der Vorwoche war so gut wie nichts mehr übrig. Note 5,0.

Fabio Chiarodia: Musste noch vor der Pause weichen, nachdem der 20-jährige Italiener zuvor in vielen Situationen überfordert war. Er verursachte den Freistoß vor dem 0:2, kam nicht in die Zweikämpfe und vor allem lange Bälle auf seinen Gegenspieler wurden nie zu seiner Beute – bei einem Innenverteidiger eine Schwäche mit Signalwirkung. So war auch seine Gegenwehr vor dem 0:3 schlichtweg mangelhaft. Note 5,0.

Joe Scally: Sein kraftloser Linksschuss in der ersten Halbzeit war eine von zwei Torannäherungen im ersten Durchgang. Bei mehreren Frankfurter Angriffen fehlte ihm der Zugriff im Zweikampf, nach der Pause unterlief ihm ein Ballverlust mit zu laschem Nachsetzen. Offensiv gelangen dem 22-jährigen US-Amerikaner aber zwei Torvorlagen, die ihn etwas herausheben. Auch, dass Scally Mitspieler kritisierte, ist kein Nachteil – es zeigt zumindest Haltung. Note 4,5.

Rocco Reitz: War auf eine schon verzweifelt wirkende Art und Weise bemüht, etwas Struktur ins Spiel zu bringen – kam aber über Ansätze nicht hinaus. Positiv vom 22-Jährigen sein energischer Lauf über rechts mit einem passablen Zuspiel in die Mitte. In dem gut gemeinten, aber falschen Glauben, als Kapitän alles regeln zu müssen, brachte er mehr Verwirrung ins Spiel, als dass er der Mannschaft half. Bitter das Bild beim 1:5, als Reitz wie ein Amateur gegen Profis aussah – überfordert, viel zu langsam im Kopf und Fuß. Note 5,0. 

Yannick Engelhardt: Gestattete seinem Gegenspieler Koch die Tore zum 0:1 und 0:6. Beim ersten Treffer kann man ihm keine großen Vorwürfe machen – er war nah am Mann und es war eine Menge Pech dabei, dass der Ball via Kopf und Schulter so präzise im Eck landete. Das zweite Koch-Tor direkt nach der Pause muss Engelhardt auf seine Kappe nehmen – da reagierte er schlichtweg zu spät. Er konnte die riesigen Lücken im Zentrum nie schließen, weil das Verschieben nicht funktionierte – da konnte Engelhardt noch so viel laufen. Nach der Pause hatte er Glück, dass ein klares Handspiel nicht mit Elfmeter geahndet wurde – da hatte man im Kölner Keller offensichtlich Mitleid. Später gelang ihm mit einem Abstauber sein erstes Bundesligator. Note 4,5.

Lukas Ullrich: Agierte mehrfach sehr hektisch und teilweise kopflos, was zahlreiche Ballverluste zur Folge hatte. Einer davon ermöglichte Frankfurt den Angriff zum 0:3. Vor dem 0:2 klärte er wie Chiarodia nicht konsequent genug und reklamierte vergeblich ein mögliches Handspiel. Dem 21-Jährigen war der Wille, in die Zweikämpfe zu kommen, nicht abzusprechen. Doch seine Bemühungen waren oftmals vergeblich. Note 5,0. 

Kevin Stöger: Kam so gut wie gar nicht zur Geltung und fiel damit in die Kategorie Totalausfall. Für einen Kreativspieler wie den 31-jährigen Österreicher ist es natürlich extrem schwierig bei so wenig Ballbesitz, doch ein kapitaler Fehlpass auf Doan kurz vor seiner frühen Auswechslung rundete den schwachen Auftritt ab. Note 5,0.

Jens Castrop: Gab den ersten Torschuss seines Teams ab – aus spitzem Winkel. Danach tauchte der 22-Jährige lange ab, stellenweise wirkte er etwas fahrig und unkoordiniert. Kämpferisch war Castrop engagiert, aber bezüglich Raumgefühl und Positionsspiel war deutlich Luft nach oben. Sein Kopfballtreffer zum 1:6 läutete eine Art kosmetische Aufholjagd ein. In dieser Phase konnte auch Castrop noch einmal zulegen. Note 4,0.

Shuto Machino: War komplett wirkungslos und sorgte so für eine gefühlte Unterzahl. Der 25-Jährige war ein Fremdkörper, konnte keinen Ball festmachen und mehrmals wirkte er regelrecht ängstlich. Er kam den Bällen nicht entgegen, war aber auch für Pässe in den Lauf nicht anspielbar. Natürlich ist es undankbar für einen Angreifer, wenn so wenig konstruktiv nach vorn gespielt wird, aber die fehlende Bindung gepaart mit der individuellen Harmlosigkeit war bedenklich. Note 5,0. 

Florian Neuhaus (38. Minute für Stöger): Drückte sich zunächst im Mittelfeld um ein Kopfballduell, woraus der Angriff zum 0:4 entstand. Danach aber mit deutlicher Belebung im Offensivspiel. Mit mehreren Einzelaktionen und Zuspielen setzte der 28-Jährige Akzente. Leitete mit einer schönen Verlagerung das erste Gladbacher Tor ein und bereitete das 3:6 vor. Neuhaus zeigte wenigstens ein wenig Spielwitz. Note 3,5.

Haris Tabaković (38. Minute für Chiarodia): Ersetzte früh Chiarodia, wodurch auf Viererkette umgestellt wurde. Der 31-jährige Stürmer hatte fünf Torschüsse, darunter einen sehenswerten Kopfball ins Eck, den der Torwart stark parierte – und erzielte sein Kopfballtor. Holte zudem die Ecke zum dritten Treffer heraus und war auch beim Engelhardt-Tor mitten im Getümmel. Machte das, was man von einem Stoßstürmer erwarten darf. Note 3,5.

Luca Netz (61. Minute für Reitz): Spielte in ungewohnter Position im Mittelfeld, konnte dort aber durchaus auf sich aufmerksam machen. Zwar waren ein paar Netz-typische Ballverluste und Abspielfehler dabei, aber auch mehrere gute Flanken. Der 22-Jährige bereitete drei Torschüsse vor und schlug die Ecke zum zweiten Gladbacher Tor. Ohne Note. 

Philipp Sander (61. Minute für Machino): Auch er brachte Belebung durch geradlinige und sichere Aktionen am Ball und eine energische Zweikampfführung. Mit einem Vorstoß über die rechte Seite holte Sander die Ecke vor dem zweiten Tor heraus. Ohne Note. 

Grant-Leon Ranos (82. Minute für Ullrich): Erzielte tief in der Nachspielzeit sein erstes Bundesligator, als er aufmerksam die Tatsache ausnutzte, dass Frankfurts Torwart an der Scally-Flanke vorbei faustete, sodass er im Rückwärtslaufen einköpfen konnte. Ohne Note. 

 


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