Borussias Trainer Eugen Polanski nahm gegenüber dem Pokalspiel am Dienstag drei Veränderungen in der Startelf vor: Honorat (verletzt), Ullrich und Stöger (beide Bank) wurden durch Castrop, Netz und Reitz ersetzt. Der Mainzer Interimstrainer Hoffmann veränderte die Anfangself gleich auf sieben Positionen.
Wer einen aggressiven Mainzer Sturmlauf erwartet hatte, sah sich getäuscht. Bei ungemütlichen Witterungsverhältnissen in der Mainzer Arena gab es einen leicht zerfahrenen Beginn. Beide Seiten wollten, aber bekamen keine wirkliche Ruhe in ihre Aktionen. Viele Ballverluste und eine permanente Hektik prägten die erste Viertelstunde. Doch dann wurden die Borussen stärker.
Der VAR kassiert Borussias Führungstreffer wieder ein
Es gab die erste Großchance für die Fohlen, nachdem Machino nach einem öffnenden Pass von Reyna eine Flanke auf Tabaković geschlagen hatte. Dessen Kopfballversuch gelang nicht, aber der Ball landete bei Castrop. Der Schuss von Castrop im Strafraum flog als Aufsetzer in Richtung Mainzer Tor, wo Leitsch für seinen bereits geschlagenen Keeper per Kopf auf der Linie rettete (16.).
Nach der daraus resultierenden Ecke jubelten die Borussen über den vermeintlichen Führungstreffer. Diks hatte geköpft und Leitsch, der zuvor noch rettete, köpfte unglücklich ins eigene Tor. Die Gladbacher freuten sich, aber der Jubel verebbte recht zügig. Aus dem Kölner Keller meldete sich der VAR, der ein hauchzartes Handspiel von Engelhardt bei der Torerzielung ausgemacht haben wollte.
Borussias beste Phase
Eine von vielen Kameraeinstellungen zeigte, dass der Ball den Daumen von Engelhardt touchiert hatte. Allenfalls hauchdünn war die Berührung, und sie änderte weder an der Flugbahn des Balles etwas, noch war sie sonst relevant. Doch der Detektiv im Kölner Keller befand, dass dieser Luftzug am Daumen von Engelhardt ausreichend war, um den Schiedsrichter zu veranlassen, den Treffer einzukassieren.
Das war natürlich höchst ärgerlich für die Borussen, die in der Folgezeit ihre beste Phase hatten. Tabaković wurde von einer scharfen Halbfeldflanke mehr oder weniger angeschossen und der Ball tropfte am Tor vorbei (21.). Kurz darauf zog Castrop von rechts in die Mitte, sein Schuss aus 17 Metern zentral flog einen Meter über das Tor (23.). Die Mainzer hatten zwar in der 27. Minute gleich zwei Aluminiumtreffer innerhalb weniger Sekunden, doch Moreno Fell stand bereits beim ersten Versuch im Abseits.
Irritation um Widmers Handspiel
Borussia war auch weiterhin spielbestimmend, ohne sich jedoch weitere klare Torchancen zu erspielen. In der Nachspielzeit bekam Widmer im Mainzer Strafraum einen Kopfball von Diks aus kurzer Distanz an die Hand. Dieses Mal meldete sich der VAR nicht und auch wenn man solche Handelfmeter eigentlich nicht will, so war es angesichts der kleinkarierten Auslegung zuvor nicht schlüssig, warum es im Kölner Keller in dieser Situation ruhig blieb.
Nach dem Seitenwechsel wurden die bis dahin sehr passiven Mainzer aktiver. Nach einem Ballverlust von Tabaković an der Mittellinie war Weiper plötzlich durch und lief von halblinks auf Nicolas zu, der den Schuss des Stürmers stark parierte (48.). Die Gladbacher zogen sich zurück und Mainz hatte mehr Ballbesitz, ohne aber Lösungen zu finden. Die erste nennenswerte Offensivaktion der Fohlen hatte es dann in sich: Netz und Machino kombinierten sich zentral durch, ehe Castrop unfreiwillig einen Doppelpass mit einem Mainzer spielte und plötzlich frei zum Schuss kam. Der Mainzer Schlussmann Batz vereitelte das sichere Tor mit einem starken Reflex (57.).
Da Costas Rücken hilft Borussia
Die daraus resultierende Ecke segelte in den Mainzer Strafraum, Tabaković köpfte an den Rücken von Da Costa, von wo der Ball unhaltbar ins lange Eck flog (58.). Eine halbe Minute musste man noch zittern, ob der VAR nicht doch noch irgendeine Regelübertretung aus dem Hut zaubern würde, doch dem war nicht so. Borussia führte durch das Eigentor unter dem Strich verdient mit 1:0 in Mainz.
Drei Minuten später prüfte Reitz den Mainzer Schlussmann mit einem Aufsetzer. Danach zogen sich die Borussen immer weiter zurück und Mainz kam auf. In der 73. Minute hatten die Rheinhessen die große Ausgleichschance, als zwei Gladbacher auf rechts eine Lee-Flanke nicht verhindern konnten und Weiper hinter Elvedi aus fünf Metern zum Kopfball kam. Zum Glück für die Fohlen traf er den Ball nicht richtig, der am Tor vorbeiflog.
Am Ende fast ausschließlich im Verteidigungsmodus
Nachdem Machino nach einer Ablage von Tabaković mit seinem Flachschuss von der Strafraumgrenze an Batz gescheitert war (78.), waren die Borussen fast ausschließlich im Verteidigungsmodus. Das machten sie geschlossen und mit viel Einsatz, während die Mainzer es zwar versuchten, aber weiterhin keine richtigen Lösungen parat hatten. Die Gladbacher schafften es derweil ihrerseits nicht, die wenigen Entlastungsangriffe zu finalisieren. Am nächsten dran war Reitz in der 90. Minute, als er nach zuvor geblockten Versuchen des eingewchselten Stöger und von Castrop mit seinem Schuss Batz nicht überwinden konnte.
Die Nachspielzeit überstanden die Borussen mit viel Engagement, und als der erlösende Schlusspfiff ertönte, durften sie sich über den dritten Auswärtssieg in Folge freuen. Es war sicherlich keine Glanzleistung und Kritikpunkte sowie Verbesserungspotenzial lassen sich in allen Bereichen finden. Doch letztlich war dieser Arbeitssieg verdient.
Kurzstatistik zum Spiel:
FSV Mainz 05: Batz - da Costa, Leitsch, Hanche-Olsen - Widmer (77. Veratschnig) Kai. Sano, Amiri, Mwene (66. Nordin), J.-S. Lee (88. Kawasaki), Moreno Fell (77. Hollerbach) - Weipe
Borussia Mönchengladbach: Nicolas - Scally, Elvedi, Diks - Castrop (90.+1 Friedrich), Reitz, Engelhardt, Reyna (69. Stöger), Netz - Machino (79. Ranos), Tabaković
weiter im Kader: Pereira Cardoso (ETW), Ullrich, O. Fraulo, Herrmann, Mohya, Swider
Tore: 0:1 Da Costa (58. /ET)
Gelbe Karten: Veratschnig, Hanche-Olsen - Scally
Schiedsrichter: Benjamin Brand
Zuschauer: 27.000
von Marc Basten

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