Sechs Spiele steht Frank Kramer nun schon an der Seitenlinie bei Arminia Bielefeld. Mitte März folgte der 48-jährige Trainer auf Uwe Neuhaus, was zunächst auf viel Unverständnis stieß. Doch offensichtlich haben die Verantwortlichen bei der Arminia die richtige Entscheidung getroffen. In den letzten sechs Spielen gab es für Kramer und sein Team lediglich eine Niederlage (RB Leipzig). Dem Gegenüber stehen drei Siege (Leverkusen, Freiburg, Schalke) sowie zwei Unentschieden (Mainz und Augsburg).
Doch trotz der Punktgewinne der letzten Wochen ist das Spiel in Gladbach für die Arminia von höchster Bedeutung. Die Mitkonkurrenten im Abstiegskampf wie Mainz oder Köln haben dreifach gepunktet, hinzu kommt die Tatsache, dass Hertha BSC als momentan Vorletzter aufgrund der Team-Quarantäne noch drei Nachholspiele in petto hat.
An kleinen Stellschrauben gedreht
Trainer Frank Kramer hat keine großartigen Veränderungen an der Grundformation vorgenommen und trotzdem schaffte er es, einen Aufschwung zu erzeugen und auch fußballerisch für eine bessere Leistung zu sorgen. Keine Frage, die Qualität im Kader von Arminia ist im Vergleich zur Konkurrenz in der Liga eher im unteren Teil zu sehen. Doch Einstellung, Kampfgeist und Mentalität findet man dafür auf der Bielefelder Alm im hohen Maß.
Und genau hier liegt auch der Schlüssel zum Erfolg. In den letzten Wochen steht eine Einheit auf dem Feld, die füreinander fightet und alles gibt. Dazu hat Bielefeld mit Schlussmann Ortega einen Klassemann als Rückhalt zwischen den Pfosten. Steht die Defensive relativ stabil, so ist es vor allem die Offensive, die Kramer Sorgen bereitet. In 30 Spielen konnten die Arminen lediglich 23 Tore erzielen.
Das 4-3-3 scheint sich zu etablieren
Doch nicht nur im Abschluss hapert es, auch das Kreieren von Torchancen fällt Bielefeld schwer. In diesem Bereich mangelt es zweifellos an Qualität, selbst wenn Stürmer Fabian Klos der absolute Leader im Team ist. Der Kapitän ist physisch stark und auch wenn der Routinier bisher nur vier Treffer erzielte, sorgte er damit für entscheidende Punktgewinne.
Wie schon unter Ex-Trainer Neuhaus agieren die Arminen auch unter Kramer abwechselnd in einem 4-2-3-1, 4-4-2 oder aber 4-3-3. Definitiv immer in der Defensive mit Viererkette, davor verschiebt Kramer je nach Gegner die Formation. Zwar liegen die Stärken von Arminia nicht unbedingt im Spiel mit dem Ball, doch phasenweise lassen die Bielefelder erkennen, dass sie durchaus über Potential in diesem Bereich verfügen.
Ortega ist bekannt für seine punktgenauen Abschläge
Der Aufbau bei Arminia läuft meistens über die beiden Innenverteidiger. Oftmals wird jedoch nicht die spielerische Lösung gesucht, viel mehr geht es mit langen Bällen in Richtung gegnerische Hälfte. Torhüter Ortega ist bekannt für seine punktgenauen Abschläge und macht damit das Spiel schnell. Gegen den Ball arbeitet Bielefeld mit viel Aufwand und versucht, zwischen den Ketten die Räume eng zu machen. Dies gelingt mal mehr, mal weniger gut. Im Umschaltspiel, sowohl offensiv als auch defensiv, gibt es viel Licht, aber eben auch Schatten.
Ein interessanter Spieler ist Ritsu Doan. Der 22-jährige Japaner und Rechtsaußen ist in der Offensive ein Aktivposten und mit vier Treffern und drei Assists der beste Scorer seines Teams. Defensiv fällt vor allem der aus dem Nachwuchs des BVB stammende Amos Pieper auf. Der U21 Nationalspieler lenkt die Innenverteidigung und zeigt ebenfalls, dass er über ein gewisses Entwicklungspotenzial verfügt.
Brunner und Cordova fehlen
Kramer muss in Gladbach auf drei Stammspieler verzichten. Neben Cordova und Yabo (beide Rückstand nach COVID-19) fällt am Sonntag auch Außenverteidiger Brunner aus. Der Schweizer sitzt am 31. Spieltag eine Gelbsperre ab. Für Brunner könnte Nathan de Medina in die Startelf rücken. Im Mittelfeld bleibt abzuwarten, ob Kramer erneut Arne Maier das Vertrauen schenkt, oder aber die etwas defensivere Variante mit Fabian Kunze wählt.
Voraussichtliche Aufstellung Arminia Bielefeld:
Ortega - de Medina, Pieper, Nilsson, Lucoqui - Prietl, Maier - Okugawa - Doan, Voglsammer - Klos
von Niklas Kirchhofer