Moritz Nicolas: Keine angenehme Rückkehr für Nicolas nach Berlin. In der zweiten Minute verhinderte er noch mit Glück und Geschick nach dem Zögern von Scally das Gegentor, das er nach der folgenden Ecke kassierte. Dabei war der 27-Jährige machtlos, beim 0:2 konnte er ebenfalls nicht mehr eingreifen. Auch beim dritten Berliner Treffer vermochte Nicolas nichts auszurichten. Überdies musste er ein paar Pflichtaufgaben lösen, was ihm gelang. Mit Ball am Fuß wirkte er in einigen Situationen etwas zu lange suchend, was zweimal fast ins Auge gegangen wäre. Note 3,5.
Joe Scally: Sah direkt beim ersten Angriff von Union gegen Köhn schlecht aus, als er nach dem langen Ball trotz besserer Positionierung passiv blieb und die Situation im Zusammenwirken mit Nicolas falsch einschätzte. Im ersten Durchgang gab es abermals einen weiten Schlag in die Gladbacher Hälfte, bei dem Scally desorientiert wirkte. Beim zweiten Gegentor bewegte sich der US-Amerikaner erst nach außen und kam dann nicht mehr in den Zweikampf, und vor dem dritten Berliner Tor blieb er stehen, statt richtig herauszurücken und Khediras Schuss zu blocken. Einige gute Zweikämpfe und der eine oder andere gelungene Pass konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass der 22-Jährige überfordert war. Im Spiel nach vorn kam von ihm deutlich zu wenig: Keine seiner vier Flanken kam an und besonders eine war richtig ärgerlich, als er eine Schuss-Flanke viel zu hart und weit schlug, obwohl in der Mitte ausnahmsweise mal mehrere potenzielle Abnehmer in Position waren. Note 5,0.
Nico Elvedi: Zeigte einmal mehr eine dieser typischen „Elvedi-Spiele", in denen man ihm die Qualitäten eines gestandenen Innenverteidigers absprechen muss. Diese Trägheit, mit der er insbesondere bei der Aufnahme des verlorenen Zweikampfs vor dem 0:2 zu Werke ging, kann man sich in der Bundesliga nicht erlauben. Das 0:1 muss der 29-Jährige zum Großteil auf seine Kappe nehmen, weil er seinen Gegenspieler Doekhi laufen ließ, sich ausschließlich am Ball orientierte und dann nicht energisch genug zum Kopfball hochsprang. Richtig wach wirkte der Schweizer nur bei einer notwendigen Grätsche in der 67. Minute. Gerade in einem Spiel gegen einen so einfach gestrickten Gegner braucht es konsequente und mannhafte Innenverteidiger – Elvedi war das nicht. Note 5,0.
Marvin Friedrich: Stand überraschend an alter Wirkungsstätte das erste Mal in dieser Saison überhaupt auf dem Platz und dann gleich in der Startelf. Die fehlende Wettkampfpraxis war sowohl beim ersten, als auch beim zweiten Gegentor zu sehen. Mit etwas mehr Entschlossenheit hätte er sich Doekhi im Kopfballduell wirkungsvoller entgegenstemmen können und beim Rebound nach dem Pfostenschuss reagierte er den entscheidenden Moment zu spät. Das sind die Nuancen, die einem Spieler fehlen, der keinerlei Rhythmus hat. Ansonsten machte es der 29-Jährige im Rahmen seiner Möglichkeiten vernünftig und schlug den Ball auch mal ins Seitenaus, bevor etwas Schlimmeres passieren konnte. Im Spielaufbau blieb Friedrich blass – seine Versuche, lang zu spielen, missrieten nahezu alle. Pech hatte er mit seiner Kopfballabwehr vor dem dritten Gegentor, mit der er Khedira den unfreiwilligen Assist gab. Note 4,5.
Kevin Diks: Diesmal als Linksverteidiger aufgeboten, wobei er oftmals einrückte, wenn eine Fünferkette gebildet wurde. Der indonesische Nationalspieler erlaubte sich keine groben Fehler, auch wenn der eine oder andere Ballverlust dabei war. Seine Beiträge auf links im Spielaufbau waren deutlich weniger auffällig, als bislang auf der rechten Seite. Insgesamt ein dezenter Auftritt des 29-Jährigen, der bereits nach einer Stunde beendet war. Die Reisestrapazen der letzten Tage dürften bei der Auswechslung auch eine Rolle gespielt haben. Note 4,0.
Rocco Reitz: Der Kapitän spielte wieder im rechten Mittelfeld. Das Engagement war ihm wie gehabt nicht abzusprechen, aber es fehlte einmal mehr an Besonnenheit in seinen Aktionen. Ob unkoordiniertes Anlaufen, Positionswechsel ohne Absicherung oder Situationen, in denen er zu viel auf einmal wollte – die Balance beim 23-Jährigen stimmte nur phasenweise. Stark waren die Vorlage zur frühen Ausgleichschance für Castrop sowie einige Ballstaffetten, an denen er beteiligt war. Auch beim Angriff zum Anschlusstreffer war Reitz involviert. Nach einem Durchhänger zu Beginn der zweiten Halbzeit, als er fahrig wirkte, kam er im weiteren Verlauf wieder besser ins Spiel. Note 4,0.
Philipp Sander: War zunächst sehr unauffällig und wurde zwei-, dreimal zu einfach ausgespielt. Mit zunehmender Gladbacher Spielkontrolle hatte der Ex-Kieler mehr Ballaktionen, ohne dabei große Impulse zu setzen. Insgesamt war es solide, mehr aber nicht. Sander konnte einige Bälle erobern, in den Kopfballduellen zog er meistens den Kürzeren. Richtig ärgerlich war sein schwacher Schuss nach einer knappen halben Stunde aus einer vielversprechenden Position in die Arme von Rönnow. Das ist ein Musterbeispiel für fehlende Konsequenz im Abschluss. Zehn Minuten vor dem Ende machte er Platz für Urbich. Note 4,0.
Yannik Engelhardt: Auch er konnte sich zu Beginn wenig zeigen, im weiteren Verlauf verteilte er dann einige Male sehenswert die Bälle. Nach der ersten Ecke kam er nicht richtig zum Abschluss – auch hier fehlte der letzte Tick Entschlossenheit. Zweimal wurde der 24-Jährige zu einfach überspielt. Klasse war Engelhardts Assist zum Anschlusstreffer, als er nach einer gelungenen Körpertäuschung überlegt auf den freistehenden Tabaković ablegte. Bereits nach einer Stunde wurde er von Reyna abgelöst. Note 4,0.
Jens Castrop: Hatte in der vierten Minute die Ausgleichschance, als er die Hereingabe von Reitz knapp am Tor vorbeisetzte. Seine Umtriebigkeit auf der linken Seite stellte für Union über weite Strecken der ersten Halbzeit das größte Problem dar. Die Giftigkeit von Castrop und die Tatsache, dass er sich von Trimmel nichts gefallen ließ und sich wehrte, waren bemerkenswert. Zwar bewegte sich der 22-Jährige insbesondere nach seiner unnötigen Gelben Karte auf dünnem Eis, aber er war dennoch Borussias auffälligster Spieler an diesem Abend. Dass er in der 60. Minute ausgewechselt wurde, hatte neben der Länderspielreise wohl vorrangig mit der latenten Gelb-Rot-Gefahr zu tun. Note 3,5.
Florian Neuhaus: Probierte es direkt nach dem Anstoß mit einem Torschuss. Danach ohne Bindung zum Spiel und mit einfachen Ballverlusten, wenn er sich zurückfallen ließ, um mit aufzubauen. Fatal der technische Fehler bei der Ballannahme, der zur Vorlage für Ansah vor dem 0:2 wurde. Neuhaus’ Versuch, den Ball zurückzuerobern, war allenfalls als alibimäßig zu bezeichnen. In der besseren Phase der Borussen im zweiten Teil der ersten Halbzeit gestaltete der 28-Jährige einige Angriffe mit, blieb aber letztlich blass. Seine Zaghaftigkeit und fehlende Dynamik sind gerade in solch intensiven Spielen eine Schwächung fürs Team. Die Auswechslung nach einer Stunde war überfällig. Note 5,0.
Haris Tabaković: War in der Anfangsphase komplett außen vor, weil Borussia gar nichts nach vorn brachte. Mit zunehmender Spieldauer wurde der Mittelstürmer als Anspielstation gesucht, wo er einige Bälle festmachen konnte, andere aber auch schnell verlor. Beim Anschlusstreffer blieb er ruhig und vollendete überlegt und präzise. Der 31-Jährige hat fraglos Abschlussqualitäten – wie er auch beim Abseitstor bewies –, aber man muss ihn auch in Abschlussposition bringen. Nach der Pause hatte Tabaković Borussias beste Chance, als er aus der Drehung über das Tor schoss. Wichtig war er in der Defensive bei gegnerischen Standards. Note 3,5.
Lukas Ullrich (60. Minute für Diks): War einige Male vorn in Aktion, agierte aber sehr hektisch und letztlich ungenau. Seine beiden Flanken versandeten. Auffällig, dass Ullrich mit der Körperlichkeit der Unioner mehr als einmal sichtlich Probleme hatte und den Ball verlor. Ohne Note.
Giovanni Reyna (60. Minute für Engelhardt): Zeigte zwei, drei interessante Ansätze, ohne dass daraus etwas resultierte. Dynamik und Spritzigkeit fehlen dem 22-Jährigen sichtlich. Beim 1:3 hätte er sich in die Flugbahn des Balles werfen können, doch er orientierte sich vom Ball weg, so als ob er nicht getroffen werden wollte. Ohne Note.
Kevin Stöger (60. Minute für Neuhaus): Sorgte für etwas Belebung, ließ aber vor allem in einer aussichtsreichen Situation die Konsequenz vermissen und machte es unnötig kompliziert, sodass die Gelegenheit verstrich. Ohne Note.
Franck Honorat (60. Minute für Castrop): Brachte frischen Wind auf die rechte Seite, wo er einige Male antrat und mehrere Flanken schlug. Ärgerlich, dass die Strafraumbesetzung derart zu wünschen übrig ließ, dass nichts dabei heraussprang. Dennoch war es wichtig, dass der Franzose zurück ist. Ohne Note.
Jan Urbich (80. Minute für Sander): Wenige Augenblicke nach seiner Einwechslung fiel das 1:3 und die Partie war damit gelaufen. Ohne Note.
von Redaktion TORfabrik.de

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