Nachdreher aus dem Schwarzwald-Stadion

»Wir haben nie ins Spiel gefunden«

Created by von Marc Basten und Nadine Basten
Wieder nichts zu holen in Freiburg (Foto: Alexander Scheuber / Bongarts / Getty Images)

Wieder nichts zu holen in Freiburg (Foto: Alexander Scheuber / Bongarts / Getty Images)

Nach der Partie in Freiburg herrschte zumindest in einer Hinsicht Übereinstimmung: Dass die Niederlage von Borussia Mönchengladbach verdient war, wurde von niemandem angezweifelt. Ansonsten war es ein rätselhafter Abend im Schwarzwaldstadion.

Dieter Hecking musste sich sichtlich zusammenreißen, als er im Anschluss an die 0:1-Niederlage in Freiburg bei Sky die Szene des Abends gezeigt bekam. Er, der Verfechter des Videobeweises, der seit Monaten dafür plädiert, der Sache eine faire Chance zu geben, sah sich zum zweiten Mal innerhalb von vier Tagen als Leidtragender der katastrophalen Umsetzung durch den DFB. »Ich habe, wie der Schiedsrichter, nichts gesehen«, presste Hecking hervor. »Und mehr äußere ich mich dazu nicht.«

Was hätte es auch gebracht, noch ein Fass aufzumachen? Der Elfmeterpfiff »entsprach den Regeln«, wie Sportdirektor Max Eberl zugab. Dennoch sei es »kurios« gewesen, meinte Eberl. Christoph Kramer wurde konkreter: »Ich finde die Szene zumindest diskussionswürdig, denn bei jeder Ecke gibt es ähnliche Berührungen.« Dass der Videoassistent seine Kompetenzen wieder einmal entgegen der ursprünglichen Vorgabe überschritt, ärgerte nicht nur Kramer. »Als Spieler ist man etwas genervt von dem Videobeweis. Gerade weil es uns jetzt zweimal hintereinander blöd erwischt hat, fällt es mir schwer, kurz nach dem Spiel rational darüber zu sprechen.«

Die Borussen zeigten immerhin die Größe, die Ursache für die erneute Pleite in Freiburg nicht nur im Keller von Köln zu suchen. »Das war nicht der Hauptgrund für die Niederlage«, sagte Kramer. »Natürlich ist es immer schwer, wenn man in Freiburg in Rückstand gerät. Aber danach war noch genug Zeit und wir haben nie ins Spiel gefunden. Unter dem Strich geht das Ergebnis in Ordnung.«

»Eine Klasse schlechter als das, was Freiburg gespielt hat«

»Freiburg hat absolut verdient gewonnen«, ergänzte Dieter Hecking. Der Coach attestierte seiner Mannschaft, dass an diesem Abend »alles« gefehlt habe. »Wir müssen neidlos anerkennen, dass es läuferisch, im Zweikampfverhalten und vom Fußballspielen eine Klasse schlechter war als das, was Freiburg gespielt hat. Und dann kannst du nicht gewinnen.«

Hecking redete nicht um den heißen Brei herum. »Wir waren gedanklich immer einen Schritt zu spät und haben es nie verstanden, uns spielerisch zu befreien oder mal Druck aufzubauen. Entsprechend gab es kaum Abschlüsse von uns in Richtung Tor.« Gerade die fußballerische Armut auf Gladbacher Seite stimmte bedenklich. Kämpferisch kann man den Borussen kaum einen Vorwurf machen. Sie wollten dagegenhalten, aber sie bekamen es nicht hin. »Das Warum kann ich auch nicht erklären«, sagte Hecking. »Wir hatten uns das ganz anders vorgestellt.«

Auch mit der Brechstange fehlte die Durchschlagskraft

Auch die dünne Personaldecke konnte nicht als Erklärung herhalten. Debütant Reece Oxford machte seine Sache im Rahmen der Möglichkeiten ordentlich, der für den müden Raffael startende Josip Drmić litt unter der mangelhaften Spielanlage ab der zwanzigsten Minute. Die Umstellung auf ein 3-5-2 nach einer Stunde brachte zumindest eine optische Überlegenheit, doch die Gladbacher verfingen sich ständig in den Reihen der aufopferungsvoll rackernden Freiburger. »Am Ende haben wir es mit der Brechstange versucht«, sagte Max Eberl. »Aber wir hatten keine Durchschlagskraft.«

So verließen die Borussen erneut mit hängenden Köpfen das Schwarzwaldstadion. In all den Jahren sind mehrere 'Fohlen-Generationen' an dieser Stelle an den immer gleichen Problemen gescheitert. Diesmal gab es zur Krönung des Elends den Videoassistenten obendrauf. Kein Wunder, das alle nur noch ganz schnell wegwollten.

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