Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - FC Augsburg 4:2 (4:0)

Völlig losgelöst

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Intensiv - Schubert und Wendt (Foto: Team2 Sportphoto)

Intensiv - Schubert und Wendt (Foto: Team2 Sportphoto)

Beim ersten Saisonsieg von Borussia Mönchengladbach passte alles zusammen. Auffällig vor allem das aggressive Pressing, mit dem die Gladbacher den Kontrahenten aus Augsburg den Schneid abkauften. Die Leistung der Borussen in der Einzelkritik.

Yann Sommer: Ein ruhiger Abend für den Goalie, der sich mit Genuss den Sturmwirbel vor dem gegnerischen Tor anschauen konnte. Er selbst sicherte einige ›Muss-Fangbälle‹ und die unproblematischen Abschlüsse der Augsburger. Geschlagen wurde er zweimal per Elfmeter, wobei er beim ersten Penalty mit den Fingerspitzen noch dran war. Nicht so stabil wie gewohnt waren seine Abschläge, von denen der eine oder andere im Seitenaus landete. Note 3,0.

Julian Korb: Sehr aktiv in der Anfangsphase, wo er in den ersten zehn Minuten bereits mehr Aktionen in der gegnerischen Hälfte hatte, als sonst im ganzen Spiel. Mit einer solchen leitete er das 1:0 ein. Es wurde deutlich, dass Korb nach vorne spielen ›durfte‹. Korb machte das mehrfach sehr gut und mit hohem Tempo. Blick und Aktionen waren nach vorne gerichtet, es gab keine 45-Grad-Pässe zurück auf die Innenverteidiger. Diese Spielweise war freilich risikoreich, denn nach Ballverlusten hatte der Gegner Raum zum Umschaltspiel. Doch Korb machte entweder selbst die Wege zurück, oder die Kollegen halfen ihm. Im weiteren Verlauf, als der Spielstand ein ruhigeres Spiel ermöglichte, fuhr Korb seinen Offensivdrang klug zurück und verteidigte gewohnt solide. Note 2,5.

Andreas Christensen: Eine richtige Entscheidung, den jungen Dänen in der Startelf zu belassen. Er setzte seine gute Leistung aus dem Köln-Spiel fort. Christensen agierte gegen die robusten Matavz und Koo sehr beherrscht und ging nicht blind in die Zweikämpfe. Sehr gut sein sicheres Passspiel, u.a. ein Traumpass zu einer Großchance nach der Pause. Kleinere Unwägbarkeiten bekam er unter Kontrolle, so korrigierte er einen eigenen Ballverlust postwendend mit der Rückeroberung. Note 2,5.

Álvaro Dominguez: Saisondebüt für den Spanier, der eine konzentrierte Leistung ablieferte. Die Kommunikation mit Christensen klappte gut, wobei die Abwehr erst nach der Pause richtig gefordert wurde. Im Aufbauspiel solide, auch wenn nicht jeder Pass den richtigen Adressaten fand. Hatte Pech, dass sein unbeabsichtigter Ellenbogeneinsatz zum ersten Elfmeter führte. In der Schlussphase wurde er in einige teils schmerzhafte Duelle im Strafraum verwickelt, als er nach der langen Zeit ohne Matchpraxis ohnehin schon ziemlich geschafft war. Aber Dominguez biss sich durch, was auch ein Zeichen war. Note 2,5.

Oscar Wendt: Wie sein Pendant Korb auf der anderen Seite mit unglaublichem Offensivdrang, so als ob man ihn aus einem Korsett befreit hätte. Teilweise gab er einen waschechten Linksaußen. Positiv dabei, dass er in hohem Tempo zielstrebig mitkombinierte und saubere Pässe spielte. Im defensiven Umschaltspiel sehr aufmerksam. Er ging bissig in die Zweikämpfe und eroberte gleich mehrfach mit präzisem Tackling den Ball. Profitierte davon, dass er mit Johnson einen altbewährten Vorder- bzw. Nebenmann hatte. Bei der ersten Elfmetersituation mit im Luftkampf, der Ellenbogen kam allerdings von Dominguez. Note 2,0.

Granit Xhaka: Führte die Mannschaft nach der Verletzung von Jantschke als Kapitän aufs Feld. Auch symbolisch wurde ihm so Verantwortung übertragen, der er weitestgehend nachkam. Beteiligte sich intensiv am Pressing, ohne dabei die Grundordnung aus den Augen zu verlieren. Sicherte ab, wenn Dahoud sich aufmachte, und übernahm somit die deutlich defensivere Rolle der beiden Sechser. Aus der Tiefe inszenierte er viele geradlinige Angriffe. Vorne gelang ihm das schöne Kopfballtor zum 2:0, dazu startete er einmal gut über rechts durch, doch verrutschte sein Hakenversuch. Xhaka war wieder der Spieler mit den meisten Ballkontakten auf dem Platz. Kurz nach Wiederanpfiff sah er Gelb für Trikotziehen und hatte schließlich Glück, dass er bei der zweiten Elfmetersituation nicht runter musste. Der Elfmeter war allerdings eine Fehlentscheidung, wobei Xhaka den Angriff der Augsburger durch einen Fehlpass überhaupt erst ermöglicht hatte. Wurde dann rechtzeitig ausgewechselt. Note 2,5.

Mo Dahoud: Sorgte dafür, dass sein Heimdebüt in der Startelf zu einem Festtag wurde. Bereits nach wenigen Sekunden nach Doppelpass mit Herrmann mit einer guten Chance, auch danach weit vorne im ›Störmodus‹. Schaltete und waltete überall und erzielte zur Krönung seinen ersten Bundesligatreffer mit einem simplen, aber präzisen Schuss. Kurz darauf ging ein weiterer Schuss knapp vorbei. Augenfällig das riesige Laufpensum, das schon ›Kramer’sche‹ Dimensionen erreichte. Überragend sein fast fehlerloses Passspiel. Nach der Pause noch mehr der Spielmacher, als er mit einer unglaublichen Selbstverständlichkeit Bälle verteilte, aber auch mit Einzelaktionen glänzte, wie der ›Schleifbewegung‹ vor der Traoré-Chance. Die Körpertäuschungen sind seine größte Waffe. Mit den Bewegungen löste er sich ballführend leicht und locker vom Gegner. Note 1,5.

Patrick Herrmann: War bei seinem Comeback von der ersten Sekunde an da und bereitete die erste Chance von Dahoud perfekt vor. Dieses Power-Pressing ist seine Welt, weil er Griffigkeit und Tempo richtig zur Geltung bringen kann. Mehrere gute Balleroberungen, so leitete sein ›Steal‹ das 4:0 ein. Auch den Freistoß vor dem 2:0 holte Herrmann mit beherztem Einsatz heraus. Auch wenn er öfter mal hängen blieb und nicht alles gelang, so probierte er es unverdrossen weiter. Bis er, nach der Verletzungspause nicht unerwartet, frühzeitig ausgepowert ausgewechselt wurde. Note 2,5.

Fabian Johnson: Dass der US-Amerikaner nach seiner Zwangspause richtig heiß war, konnte man bis unters Tribünendach spüren. Er war der größte ›Presser‹ von allen und rauschte wie aufgedreht durch die Anfangsphase. Sorgte für das wichtige 1:0, als er nicht lange fackelte und einfach draufhielt. Sehr wichtig im defensiven Umschaltspiel, wo er viel abfing und Wendt herausragend unterstützte. Super eine Grätsche, mit der er einen Augsburger Konter unterband. Im weiteren Verlauf ruhiger und nach einer Stunde ausgewechselt. Note 2,0.

Raffael: Der Brasilianer profitierte wohl am meisten von der ›hohen‹ Grundausrichtung. Endlich hatte er um sich mehrere Anspielstationen, dazu war der Ball pausenlos in der gefährlichen Zone. Raffael sprühte vor Elan, inszenierte ständig etwas und ließ sich nicht entmutigen, wenn er nicht durchkam. Beim 1:0 war er eher unfreiwillig beteiligt, als sein Schussversuch geblockt wurde. Mit seinem Freistoß servierte er für Xhaka zum 2:0, Stindl und Dahoud bediente er vor deren Treffern. Nach der Pause mit einem Kopfball, dem etwas die Schärfe fehlte. Die hatte sein Distanzschuss, der an die Latte klatschte. Dazu war er in sämtliche Konterangriffe involviert, zudem gefiel die originelle Freistoßvariante auf Traoré. Note 2,0.

Lars Stindl: Als klarer zentraler offensiver Akteur mit einem starken Auftritt. Er war eine wichtige Anspielstation, verlängerte und verlagerte immer wieder sicher und präzise. Mit letztem Einsatz wichtig beim 1:0. Erzielte ein Traumtor nach feinem Doppelpass mit Raffael. Stindl agierte gut zwischen den Linien, hatte ein Auge für die Mitspieler und suchte das Direktspiel. In der zweiten Halbzeit nicht mehr ganz so auffällig, dennoch mit einer Chance und einigen starken Aktionen. Powerte sich aus und legte nach Dahoud die größte Laufstrecke zurück. Note 2,5.

Ibrahima Traoré: Brachte ohne großartigen Qualitätsverlust die ›zweite Luft‹ auf die Außenbahn. Hatte einige interessante Situationen, traf mit einem Aufsetzer den Pfosten und scheiterte bei seiner Großchance an Hitz. Ohne Note.

André Hahn: Wirkte nach seiner Einwechslung gegen den Ex-Klub höchst unglücklich. Technische Fehler und leichtfertige Fehlpässe machten das zunichte, was er sich mit seinem bekannten Einsatzwillen vorbereitete. Fiel gegenüber Herrmann deutlich ab. Ohne Note.

Håvard Nordtveit: Ersetzte den Gelb-Rot-gefährdeten Xhaka in den letzten 13 Minuten. Zweikampftechnisch war es okay, im Passspiel dagegen zweimal unpräzise. Ohne Note.

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