Moritz Nicolas: Wurde früh mit einem tückischen Abschluss von Capaldo geprüft und klärte per Faustabwehr. Danach fing der 27-Jährige einen gefährlichen Pass aufmerksam ab und sicherte eine Ecke im Nachfassen. Im zweiten Durchgang zeigte Nicolas seine beste Parade, als er einen abgefälschten Schuss trotz schlechter Sicht reaktionsstark zur Ecke lenkte. Mit Ball am Fuß blieb der Keeper sicher, einmal spielte er sogar cool einen heranstürmenden Hamburger aus. Über weite Strecken hatte Nicolas allerdings wenig zu tun. Glück hatte er einzig beim aberkannten HSV-Treffer, als er beim verlängerten Kopfball chancenlos gewesen wäre – der Ball wäre wohl auch ohne den abseitsstehenden Angreifer im Tor gelandet. Note 3,0.
Joe Scally: Der US-Amerikaner rackerte und kämpfte einmal mehr unermüdlich, wenngleich auf seiner Seite zunächst selten echte Gefahr entstand. Ein Stellungsfehler im Mittelfeld blieb ohne Folgen, stark dagegen, wie er einen Kopfball in Tornähe entschärfte und zur Seite ablenkte. Andererseits ließ er in einer Szene unkonzentriert den Ball unterm Fuß ins Seitenaus rollen – ein unerklärlicher Aussetzer. Offensiv war von Scally kaum etwas zu sehen, spätestens bei Flankenversuchen fehlte es an Präzision. Für eine eher unglückliche Grätsche sah er Gelb. In der Schlussphase, als der HSV mehrfach über seine Seite kam, wurde Scally gefordert, was er weitestgehend ordentlich löste. Note 3,5.
Nico Elvedi: Hatte in einer Szene Glück, als er nach einem simplen Haken auf Höhe der Mittellinie stehen gelassen wurde – die Hamburger konnten daraus jedoch kein Kapital schlagen. Ansonsten waren er und seine Nebenleute kaum gefordert, da die HSV-Offensive relativ harmlos blieb. Im Spielaufbau agierte der 28-Jährige sehr auf Sicherheit bedacht, ein langer Diagonalball auf Ullrich stach positiv heraus. Nach der Pause foulte Elvedi kurz vor dem Strafraum – der Unparteiische ließ weiterlaufen. Beim entscheidenden verlängerten Kopfball vor dem Abseitstor war der Schweizer zweiter Sieger. Note 3,5.
Fabio Chiarodia: Rückte in die Startelf und ersetzte Diks auf der linken Innenverteidigerposition. Der 20-Jährige spielte solide, auch wenn er im Vertikalspiel einige Unsauberkeiten hatte. Ein unforced error führte zu einem unnötigen Einwurf für den HSV. Ansonsten verteidigte er aufmerksam, ohne zu glänzen, strahlte dabei aber nur bedingt Selbstvertrauen aus. Auffällig war seine Auswechslung eine Viertelstunde vor Schluss – das ist selten bei einem nicht angeschlagenen Innenverteidiger in einer zu diesem Zeitpunkt stabilen Abwehr. Note 3,5.
Lukas Ullrich: Wurde direkt zu Beginn von Capaldo überrannt und hatte mit ihm auch in zwei weiteren Szenen Probleme, wenngleich er stets nachsetzte. Im weiteren Spielverlauf bekam er die linke Seite aber besser unter Kontrolle. In der Ballbehandlung wirkte der 21-Jährige meist sicher – eine technisch saubere Annahme unter Gegnerdruck sowie das Reagieren auf eine „Kerze“ zeigten seine Qualitäten. Offensiv hingegen blieb es bei Ansätzen, eine Flanke geriet zu weit. Note 3,5.
Philipp Sander: Übernahm die Aufgabe des abwanderungswilligen Weigl. Er überzeugte mit konsequenter Zweikampfführung und mehreren gelungenen Ballgewinnen, ohne dabei überhart einzusteigen. Im Passspiel solide, lediglich ein Zuspiel landete im Seitenaus. Nach vorn versuchte es der 27-Jährige mit einem Kopfball nach Ullrich-Chip und einem Linksschuss, beides jedoch ungefährlich. Kurz vor seiner Auswechslung in der 83. Minute verlor er den Ball im Aufbau. Note 3,0.
Rocco Reitz: Führte die Mannschaft als Kapitän aufs Feld und wirkte in den Anfangsminuten etwas überdreht, wollte offenbar zu viel. Danach fand er besser ins Spiel, eroberte mehrfach den Ball und setzte mit raumöffnenden Pässen Akzente. Clever zog er gegen Capaldo eine Gelbe Karte, selbst sah er eine Verwarnung als ein Hamburger sehr leicht fiel. Offensiv wurde Reitz nach der Pause aktiver, gab vier Torschüsse ab – fast hätte er nach Doppelpass mit Hack per Schlenzer die Führung erzielt. Note 3,0.
Franck Honorat: Knüpfte nicht an seine starken Spiele der Vorsaison an und wirkte ungewohnt schwach. In der ersten Halbzeit bot sich ihm nach Hack-Zuspiel die große Chance, doch er scheiterte am Keeper. Vorzuwerfen war ihm da nichts, denn der Schuss war hart genug. In einer anderen Szene holte er aus einem schlechten Anspiel immerhin noch eine Ecke heraus. Ansonsten blieben seine Aktionen blass: schwache Flanken, zu oft aus dem Stand agierend, ohne Durchschlagskraft. Positiv: seine Defensivarbeit. Insgesamt dennoch enttäuschend. Note 4,5.
Kevin Stöger: Wieder einer jener Auftritte, die zur Diskussion anregen. Positiv war, dass der Österreicher versuchte, mit unkonventionellen Ideen Bewegung ins statische Spiel zu bringen. Herausragend der Pass auf Honorat, ebenso auffällig aber seine Hektik in der Entscheidungsfindung und die Neigung, Aktionen bis ins Überflüssige auszudehnen. Das große Geschenk der Hamburger nach einem Fehlpass nahm der 31-Jährige nicht an, weil er unüberlegt und überhastet abschloss. In der 66. Minute wurde er von Neuhaus abgelöst. Note 4,5.
Robin Hack: Umtriebig wie gewohnt, aber er dribbelte sich mehrfach fest. Schlug zwei gute Flanken auf Tabaković, wobei er sich bei einer zuvor mit einer schönen Drehung vom attackierenden Gegner löste. Nach der Pause mit einem Schussversuch, der einer Bogenlampe glich. Gut sein Direktspiel per Doppelpass mit Reitz vor dessen Schlenzer. Der 26-Jährige war laufbereit, aber auch kein wirklicher Raumdeuter. In einer vielversprechenden Umschaltsituation spielte er den Ball hinter den Mann. Note 4,0.
Haris Tabaković: Hatte bei seinem Bundesligadebüt für Borussia zwei gute Kopfballchancen: Nach einer Ecke von Stöger ‘wischte’ er den Ball neben das Tor, kurz vor der Pause setzte er einen Kopfball nach Hack-Flanke auf ähnliche Art haarscharf am Tor vorbei. Ansonsten lief das Spiel über weite Strecken am 31-jährigen Mittelstürmer vorbei. Seine Laufbereitschaft war in Ordnung - im Rahmen seiner Möglichkeiten versuchte er, das Beste daraus zu machen. Aber seine Möglichkeiten scheinen einigermaßen beschränkt zu sein. Wenn so ein Stürmertyp wie Tabaković dann auch noch so wenig “gefüttert” wird, dann bringt es nichts. Nach 83 Minuten machte er Platz für Machino. Note 4,5.
Florian Neuhaus (66. Minute für Stöger): Wie dünn muss die Personaldecke und wie schlecht die Alternativen sein, wenn Florian Neuhaus nach der Entwicklung der letzten zwei Jahre inklusive der Verhöhnung des Sportdirektors die erste Wechseloption in diesem Spiel ist? Ein Armutszeugnis für Borussia und die Werte, die dieser Verein angeblich repräsentieren möchte. Doch offensichtlich stört es niemanden, stattdessen feiert das Publikum die Einwechslung von Neuhaus fast schon frenetisch. Der 28-Jährige wirkte zu Beginn sehr inszenierungswillig, tauchte mit zunehmender Dauer aber ab und war kein Faktor. Ohne Note.
Luca Netz (77. Minute für Ullrich): Hatte das Pech, dass der HSV just in dieser Phase offensiver wurde und Netz gleich beim ersten Zweikampf komplett den Überblick verlor. Im Anschluss ließ sich der 22-Jährige noch zweimal amateurhaft ausspielen, auch beim Abseitstor war er nicht auf Höhe des Geschehens. Der Kurzeinsatz war definitiv keine Bewerbung für mehr Spielzeit als Linksverteidiger in einer Viererkette. Ohne Note.
Kevin Diks (77. Minute für Chiarodia): Gewann sein erstes Kopfballduell und strahlte eine gewisse Aggressivität aus. In der Nachspielzeit hatte der 28-Jährige noch eine Kopfballchance. Ohne Note.
Shuto Machino (83. Minute für Tabaković ): Absolvierte seine ersten Minuten im Trikot der Borussia nach einer Trainingswoche. Nach dem ersten Sprint machte er noch ein paar Dehnübungen – hoffentlich war der Einsatz nicht verfrüht. Einmal ließ sich der 25-Jährige sehr einfach vom Ball trennen. Bemerkenswert waren die Einwurf-Flanken des Japaners – diese Fähigkeit könnte sich künftig als nützlich erweisen. Ohne Note.
Jens Castrop (83. Minute für Sander): Gab sein Debüt als Bundesligaspieler. Castrop hatte immerhin noch 12 Ballaktionen, ohne sich dabei entscheidend in Szene setzen zu können. Ohne Note.
von Redaktion TORfabrik.de