Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Werder Bremen 5:1 (2:0)

Torreigen gegen die Krise

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Christensen trifft zum 3:0 (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Christensen trifft zum 3:0 (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach konnte mit dem 5:1 über Werder Bremen das aufkommende Krisengerede verstummen lassen. Gegen Werder fielen die Tore zu einem verdienten Sieg zum richtigen Zeitpunkt. Wie sich die Borussen dabei schlugen, analysieren wir in der Einzelkritik.

Yann Sommer: Borussias Keeper hielt sein Team beim Stand von 3:1 mit einem Blitzreflex gegen Bartels (und dank der drauf folgenden Klärungsaktion von Elvedi gegen Pizarro) auf Kurs. Auch vor und nach dieser Großtat strahlte der Schweizer viel Ruhe aus. Er war präsent, fing mutig Eckbälle ab und scheute keine Luftduelle mit den hünenhaften Bremern. Als Anspielstation und Spieleröffner ordentlich und mit weniger Risiko als zuletzt. Beim Elfmeter machtlos, obwohl er Pizarro die Ecke anzeigte, in die dieser letztlich auch zielte. Sommer flog in die andere. Note 2,5.

Nico Elvedi: Als Rechtsverteidiger aufgeboten, machte der junge Schweizer ein sehr ordentliches Spiel. Er begann mit starken und stabilen Aktionen und konnte dieses Niveau bis weit in die zweite Halbzeit halten. Auffällig gut im Zweikampfverhalten, besonders wenn er mit mehreren Kollegen auf ›Balljagd‹ ging. Aufmerksam bei einem Bremer Konter nach einem abgewehrten Freistoß, als er links an der Eckfahne die Gefahr bannte. Im Spiel nach vorne zu Beginn aktiv, mit zunehmender Dauer wurden die Vorstöße weniger. In der Drangphase der Bremer zwei-, dreimal nicht ganz glücklich im Positionsspiel, was ohne Folgen blieb. Überragend sein Einsatz gegen Pizarro, als er den sicheren Anschlusstreffer zum 2:3 verhinderte. Note 2,5.

Andreas Christensen: Wurde vor allem aufgrund seines Doppelpacks zum Mann des Tages. Mehrfach hatte Christensen schon bei Kopfbällen nach Standards an seinem ersten Bundesligatreffer ›gerochen‹ und daher war das Kopfballtor zum 3:0 überfällig. Schon in der Anfangsphase landete ein Kopfstoß des jungen Dänen auf dem Tornetz. Sein erstes Tor markierte er jedoch mit dem Fuß in einer Szene, die er selbst vorbereitete. Er rückte gut auf, eroberte gegen Pizarro am Mittelkreis den Ball und spielte einen guten Pass in den Lauf von Johnson. Christensen lief dann weiter in den Strafraum und war schließlich am langen Pfosten zum ›Abstauber‹ zur Stelle. In seinem Kerngeschäft als Innenverteidiger mit der schon gewohnt starken Leistung. Auch in den Laufduellen mit Öztunali auf der Höhe, nur einmal konnte er den Bremer nicht mehr einholen. Da war Christensen zuvor rausgerückt, ohne an den Ball zu kommen. Nach der Einwechslung von Stranzl für die restlichen Minuten im defensiven Mittelfeld unterwegs. Note 2,0.

Martin Hinteregger: Startelfpremiere im Borussia-Park für den Österreicher. Er beschränkte sich zu Beginn darauf, sicher zu stehen und im Passspiel das Risiko zu vermeiden. Das klappte zunächst gut, im weiteren Verlauf wurde die Streuung bei seinen Pässen größer. Da wurde deutlich, dass noch einiges an Abstimmung fehlt. Köpfte nach einem Einwurf zentral vor die Füße von Fritz, dessen Schuss knapp vorbeiflog. Hinteregger warf sich mehrfach in Bremer Schussversuche, gegen Pizarro vor der Pause war ein Block sehr wichtig. In einer Situation rückte er etwas übereifrig an die Mittellinie vor, verlor das Duell und eröffnete Bremen eine Kontergelegenheit. Verursachte den Strafstoß, als er Öztunali auf den Fuß trat. Da musste er wegbleiben, denn der Gegenspieler orientierte sich vom Tor weg und es bestand keine unmittelbare Gefahr. Note 4,0.

Oscar Wendt: Agierte, wie Elvedi auf der anderen Seite, nicht so ›hoch‹ wie zuletzt. Seine Vorstöße waren dosierter und wurden meist von Johnson abgesichert, so dass die Gewichtung insgesamt besser und stabiler war. ›Defense first‹ war das Motto, das Wendt mit starkem Zweikampfverhalten erfüllte, obwohl der schnelle Öztunali einiges veranstaltete. Bei den Vorstößen in der ersten Halbzeit wurde Wendt gefährlich, auch wenn die finale Aktion zweimal missglückte. In der zweiten Halbzeit kam er erst in der Schlussphase wieder öfter mit nach vorne. Zuvor hatte er hinten genug zu tun. Note 3,0.

Mo Dahoud: Die Rückkehr des Kreativspielers tat den Borussen sichtlich gut. Er trieb das Spiel mit seinen Läufen aus der Tiefe an und spielte mehrere gute Pässe, vor allem auf Hazard. So leitete Dahoud das 1:0 ein, als er sich an der Mittellinie gegen Raffael (!) behauptete und nach starkem Lauf auf Hazard passte. Dazu gab er den Assist zum 2:0, als er mit dem Außenrist direkt auf Christensen spielte. Wenn das wirklich so gewollt war, dann war das überragend. Auch beim dritten Tor involviert, als er sich im Infight mit Vestergaard wehrte und die Ecke herausholte, die Christensen einköpfte. Dahoud hatte selbst kurz vor der Pause eine gute Chance, als er aus spitzem Winkel an Wiedwald scheiterte. In der zweiten Halbzeit unmittelbar nach dem 3:0 mit einer Gelegenheit, bei der er über das Tor zielte. Danach mit zwei Distanzschüssen, als er vielleicht etwas zu eigensinnig abschloss, weil rechts einmal Hazard und einmal Traoré freistanden. Bei allem Lob für das umtriebige und gewohnt laufstarke Spiel des Youngsters darf nicht unterschlagen werden, dass er im Zweikampfverhalten Schwächen offenbarte und ihm insgesamt vier krasse Fehlpässe bzw. Ballverluste unterliefen, die zu gefährlichen Kontersituationen führten. Zum Glück vermochte Werder das nicht auszunutzen. Note 2,5.

Håvard Nordtveit: Der Kapitän betätigte sich vor allem als Aufräumer und Lückenschließer im Mittelfeld. Besonders in der ersten Halbzeit war er immer dabei, wenn die ballführenden Bremer von mehreren Borussen gestellt wurden. Dieses giftige Attackieren mit kleinen Störaktionen liegt Nordtveit. Am Ball stabil und mit vielen guten kurzen Flachpässen. Die risikoreicheren Dinge überließ er Nebenmann Dahoud. In der Schlussphase versprang ihm einmal der Ball sehr einfach, doch nur wenige Augenblicke später gelang ihm die wunderbare Bogenlampe zum 5:1-Endstand. Note 3,0.

Fabian Johnson: Ergänzte sich deutlich besser mit Oscar Wendt als im letzten Heimspiel. Auch bei Johnson war zu erkennen, dass er nicht zu wild nach vorne rennen wollte. Die richtigen Laufwege waren sehr wichtig für die Stabilität, im offensiven Umschaltspiel war Johnson jedoch oft außen vor. Es ging meist zielstrebig durch die Mitte und Johnson wurde nur selten mit eingebunden. Gut sein Pass auf Dahoud vor dessen Chance kurz vor dem Pausenpfiff, beim Angriff zum 2:0 lief Johnson nach Christensen-Zuspiel in den Strafraum, wo er zwar vom Ball getrennt wurde, doch Raffael führte den Angriff erfolgreich fort. Kurz zuvor gewann Johnson im Mittelfeld ein Kopfballduell, sprintete direkt los, doch leider kam er nicht zum Abschluss. Der US-Nationalspieler lief über 11 Kilometer, hatte jedoch mit 22 die mit Abstand wenigsten Ballaktionen aller Borussen. Note 3,5.

Thorgan Hazard: Nach seinem vielversprechenden Einsatz in Mainz durfte der Belgier erstmals in der Rückrunde in der Startelf ran. Er war sehr agil auf der rechten Seite und sorgte mit seinen Dribblings und Hereingaben für Belebung. Sehr gut getimt war das Zuspiel auf Stindl zum Führungstreffer. In einigen Aktionen fehlte Hazard im Dribbling der ›Body‹ um dagegen zu halten, als er etwas zu leicht abgekocht wurde. Hatte die Riesenchance, als er sich rechts vom Tor den Ball auf den linken Fuß legte und flach vorbei schoss. In der Arbeit nach hinten aufmerksam und beim kollektiven Attackieren mit dabei. Scheute auch keine Luftduelle, wobei er einmal den Ellenbogen einsetzte und dafür Gelb sah. Note 3,0.

Lars Stindl: Ein starkes Spiel des Angreifers, der wieder einen riesigen Aktionsradius hatte. Er riss die meisten Kilometer ab, hatte nach Wendt die häufigsten Ballaktionen, spielte die meisten Pässe und absolvierte die meisten intensiven Läufe. Als echter Instinktfußballer verfügt Stindl über die Fähigkeit, sehr oft im richtigen Moment an der richtigen Stelle zu sein. So wie beim 1:0, als er aufmerksam und energisch den Abschluss suchte. Herausragend sein Verhalten vor und bei der Elfmetersituation, als er eine eigentlich schon ›tote‹ Situation durch sein Nachsetzen wiederbelebte und selbst dann noch weiter zum Ball wollte, als Vestergaard auf ihn gestürzt war. Das war das Gegenteil von Elfmeter schinden. Note 2,0.

Raffael: Kam wieder öfter in die Situation, dass er mit dem Ball am Fuß von der Mittellinie losziehen konnte. So setzte er sich bei einem Solo gegen drei Bremer durch, sein Flachschuss wurde von Wiedwald pariert. Raffael suchte und fand mehrfach das Dribbling und die Gelegenheit zum Doppelpass. Gelungen auch seine Standards. Mit seiner Ecke bereitete er Christensens Treffer zum 3:0 vor, zu Beginn köpfte der Däne Raffaels Freistoßhereingabe aufs Tornetz. Der Brasilianer verwandelte den Elfmeter zum vorentscheidenden 4:1, wobei er Glück hatte, denn Wiedwald hatte die Finger am Ball. Note 2,5.

Ibrahima Traoré: Ersetzte in den letzten zwanzig Minuten seinen ›Spezi‹ Hazard. Er zeigte sich engagiert und brachte mehr Tiefe ins Spiel. Allerdings ›flipperte‹ er einige Male und verlor Bälle, selbst ohne dass er ein Risikodribbling startete. Ohne Note.

Martin Stranzl: Gab sein vielumjubeltes Comeback in den letzten sechs Minuten. Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt gelaufen. Stranzl führte einen Zweikampf, den er gewann und er spielte drei Pässe, die alle ankamen. Ohne Note.

Branimir Hrgota: Vier Minuten Kurzeinsatz für Raffael. Immerhin noch fünf Ballkontakte und ein unfreiwilliger Assist beim Tor von Nordtveit. Ohne Note.

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