Jannik Vestergaard wieder dabei

Mit Vorsicht zu genießen

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Alles gar nicht so dramatisch - Jannik Vestergaard trainiert wieder mit (Foto: Dean Mouhtaropoulos /Bongarts / Getty Images)

Jannik Vestergaard trainiert nur zweieinhalb Wochen nach seinem Mittelfußbruch wieder mit. Eine Wunderheilung? Wohl kaum. Vielmehr ist es die Bestätigung, dass veröffentlichte Diagnosen mit Vorsicht zu genießen sind.

Am Dienstag deutete es sich an, am Mittwoch wurde es Gewissheit: Jannik Vestergaard trainiert wieder mit. Vor zweieinhalb Wochen im Spiel bei Bayer Leverkusen knickte der Innenverteidiger im Duell mit Kai Havertz um. Vestergaard wollte den Leverkusener stoppen, foulte ihn und verletzte sich dabei. Trotz der Schmerzen spielte er die restliche halbe Stunde weiter.

Am nächsten Tag gab Borussia die offizielle Diagnose bekannt: Mittelfußbruch nebst Kapsel- und Banddehnung. Eine echte Schocknachricht. Vestergaards Mannschaftskollege László Bénes hat nach seinem Mittelfußbruch sieben Monate gebraucht, bis er zumindest einen Teileinsatz in der U23 absolvieren konnte. Für Vestergaard schien nicht nur das Saison-Aus besiegelt, sondern auch die WM-Teilnahme geplatzt zu sein.

Dass der 25-Jährige jetzt schon wieder auf dem Trainingsplatz steht, könnte daher als eine Wunderheilung durchgehen. Doch das ist es natürlich nicht. Denn wie sich herausgestellt hat, war es offensichtlich gar kein 'frischer' Bruch, den sich Vestergaard da in Leverkusen zugezogen hat. Es heißt, es sei wohl eine 'Alt-Verletzung' im Mittelfuß gewesen, die letztlich aber gar nicht so problematisch ist. Hauptsächlich sei das Sprunggelenk betroffen gewesen und derartige Verletzungen heilen tatsächlich innerhalb von zweieinhalb Wochen.

Geschichten, die hinten und vorne nicht zusammenpassen

Selbstredend ist die überraschende Entwicklung bei Jannik Vestergaard eine gute Nachricht. Andererseits wirft sie auch Fragen hinsichtlich der Informationen auf, mit denen die Öffentlichkeit gefüttert wird. Es ist fraglos ein ganz sensibler Bereich, zumal die ärztliche Schweigepflicht nicht deshalb außer Kraft gesetzt wird, weil es sich um einen Profifußballer handelt. Es gibt keinen Auskunftsanspruch für Medien oder Fans, dennoch sind die Vereine aufgrund ihrer öffentlichen Wirkungsweise gehalten, zumindest grob über Verletzungen zu informieren.

Weil man jedoch meist bewusst an der Oberfläche bleibt und auch im Interesse der Spieler nicht zu viele Details preisgeben will, gab und gibt es immer wieder Geschichten, die hinten und vorne nicht zusammenpassen. So ist überliefert, dass einige Mannschaftsärzte in der Vergangenheit ihre Diagnosen dramatischer erscheinen ließen, als es in Wirklichkeit war. Nur um sich anschließend als vermeintlicher Wunderdoktor feiern zu lassen, wenn der Spieler viel früher als prophezeit wieder auf dem Platz stand.

Manches wird verschleiert

Auf der anderen Seite werden die Diagnosen auch mal gerne benutzt, um das eine oder andere zu verschleiern. Der allseits beliebte 'grippale Infekt' hält z.B. als Synonym für die unterschiedlichsten Gründe her, warum ein Spieler nicht trainiert oder am Wochenende nicht im Kader steht. Als Tony Jantschke zu Saisonbeginn ausfiel, hieß es zunächst, er habe lediglich muskuläre Probleme. Das hielt sich so lange, bis Dieter Hecking in Erklärungsnot geriet und zugeben musste: »Wir haben am Anfang muskuläre Probleme rausgegeben und es versäumt, das zu spezifizieren. Es war dann doch ein Muskelfaserriss. Deshalb hat es auch länger gedauert."

Auch wenn gerade in Mönchengladbach in dieser Saison weitaus mehr über Verletzungen gesprochen wird als über taktische Finessen, ist vieles nur mit äußerster Vorsicht zu genießen. Im Falle Jannik Vestergaard bleibt zu hoffen, dass sich tatsächlich alles zum Guten wendet. Eine gewisse Skepsis bleibt dennoch bestehen.

von Marc Basten

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