Nach der 0:4-Pleite gegen Werder Bremen und der unmittelbaren Kommunikation konnte es keine andere Entscheidung geben, als die Zusammenarbeit mit Gerardo Seoane zu beenden. Es ging nur noch um den Zeitpunkt – sollte man es noch etwas hinauszögern oder doch kurzen Prozess machen? Nun ist klar: Man hat sich für ein schnelles Ende entschieden.
Wobei schnell ist dieses Ende natürlich nicht. Dass die Liaison zwischen Seoane und Borussia keine Zukunft haben würde, stand schon viel länger fest. Spätestens seit dem Frühjahr, als der temporäre Aufschwung der vergangenen Saison verpufft war und man die letzten kleinen Hoffnungspflänzchen auf eine Entwicklung wieder zertreten hatte, war der Schlussstrich überfällig. Doch Borussias Vereinsführung schreckte vor diesem Schritt zurück – auch weil man zu diesem Zeitpunkt eine Seoane-Entlassung nicht ohne eine gleichzeitige Entmachtung des Sportdirektors hätte vollziehen können.
Virkus bleibt in Amt und Würden
Trotz aller Warnungen und fundiert begründeter Skepsis von vielen Seiten spielte die Vereinsführung im Schatten des 125-jährigen Jubiläums heile Welt und muss nun scheinbar überrascht feststellen, dass die Kritiker tatsächlich richtig lagen, als sie das Offensichtliche äußerten. »Nach nun saisonübergreifend zehn Bundesligaspielen ohne Sieg ist bei uns der Glaube geschwunden, dass der Umschwung mit Gerardo gelingen kann«, wird Roland Virkus zitiert. Es ist dieser Glaube, den Borussias Vereinsführung nahezu exklusiv hatte.
Nun also ist Gerardo Seoane Geschichte – er ist bereits der dritte Trainer, der unter Roland Virkus entlassen wurde. Virkus bleibt in Amt und Würden und wird wohl mit der Suche eines Nachfolgers betraut. Es sei denn, man wählt eine interne Lösung und setzt auf das hochgelobte Trainertalent Eugen Polanski. Der 39-Jährige wurde zunächst als Interimstrainer benannt und wird aller Voraussicht nach am Sonntag beim Auswärtsspiel in Leverkusen auf der Bank sitzen.
von Marc Basten