Ein bedeutsames Auftaktmatch

Mehr als ein normales Derby

Created by von Marc Basten
Immer wieder schön: Derbysieger (Foto: Alex Grimm / Bongarts / Getty Images)

Immer wieder schön: Derbysieger (Foto: Alex Grimm / Bongarts / Getty Images)

Der Auftakt in die 50. Bundesligasaison von Borussia Mönchengladbach am Sonntag gegen Köln wirft seine Schatten voraus. Die Anspannung steigt, weil es viel mehr ist als nur ein Derby.

Jedes Jahr wird man vor dem ersten Bundesligaspieltag mit einer Vielzahl von Fragen konfrontiert. Wo steht die Mannschaft nach der Vorbereitung wirklich? Ist das Team physisch und mental bereit für den Wettbewerb? Sind die Neuzugänge tatsächlich so gut integriert oder werden sie sich im Ernstfall doch noch als Fremdkörper entpuppen? Sind die vermeintlichen Gewinner der Vorbereitung schon wieder unter dem Radar verschwunden oder tanzen sie doch länger als nur eine Sommerpause?

All diese Fragen stellen sich für Borussia Mönchengladbach auch in diesem Jahr. Und wie immer kann man nur mutmaßen. Eine wirkliche Tendenz, wohin die Reise gehen wird und wie gefestigt eine Mannschaft tatsächlich ist, ergibt sich meist erst nach acht bis zehn Spieltagen. Gerade die Auftaktpartie in eine Saison ist oftmals reine Lotterie und hat nur selten große Aussagekraft. Auf den Tag genau vor 19 Jahren besiegte Borussia auf dem rappelvollen Bökelberg am ersten Spieltag Schalke glatt mit 3:0. Gladbach grüßte nach den Toren von Polster, Pettersson und Hagner von der Tabellenspitze, die Fußballwelt schien rosarot. Neun Monate später stieg die Mannschaft sang- und klanglos abgeschlagen in die Zweite Liga ab.

Man sollte das erste Spiel also nicht zu hoch hängen, wobei das gerade in diesem Jahr aus Gladbacher Sicht schwierig wird. Denn am Sonntag findet im Borussia-Park nicht nur das Auftaktmatch in die Saison 17/18 statt, sondern auch noch das rheinische Derby.

Eine Riesenchance, sich im Sinne der Sache zu solidarisieren

Für Borussia Mönchengladbach wird es ganz spezielles Spiel. Dazu muss der Bogen in die abgelaufene Saison geschlagen werden, die nicht eben harmonisch beendet wurde. Gerade in den Heimspielen lief es zuletzt überhaupt nicht mehr, das Aus gegen Schalke in der Europa-League erfolgte ebenso wie die Niederlage im Pokalhalbfinale gegen Frankfurt im eigenen Wohnzimmer. Dort herrschte ohnehin eine eigentümliche Stimmung, die durch – vorsichtig ausgedrückt – ‚atmosphärische Störungen‘ bei den Anhängern ausgelöst wurde.

Der vielbeschworene Schulterschluss zwischen Verein, Mannschaft und Fans bröckelte an allen Ecken und Enden, innerhalb der Fanszene gab es tiefe Risse, Anfeindungen und Schuldzuweisungen. Es drohte einiges aus dem Ruder zu laufen, zum Glück sorgte die Sommerpause für eine gewisse Abkühlung der Gemüter.

Die aktiven Fans scheinen sich zusammenraufen zu wollen, was auch die Besinnung auf den erweiterten ‚Borussen-Kodex‘ zeigt. Offensichtlich ist man gewillt, sich nicht mehr auseinanderdividieren zu lassen und gemeinsam zu supporten. Dem Derby kommt daher nochmal eine ganz eigene Bedeutung zu, weil es eine Riesenchance für die Fans ist, sich im Sinne der Sache zu solidarisieren.

Ein Derbysieg ist in vielerlei Hinsicht wichtig

Gleichzeitig brennen natürlich alle Borussen darauf, dass der Rivale aus der Domstadt nebst seinen Anhängern geerdet wird. Die ganze Kölsche Folklore nach dem Erreichen der Europa League war schon grenzwertig. Nur zu gerne möchten die Gladbacher, wie zuletzt in Müngersdorf, die Verhältnisse gerade rücken.

Ein erfolgreiches Derby wäre daher auf mehreren Ebenen wichtig: Sportlich könnte der Rückenwind des Auftaktsieges genutzt werden, um fokussiert weiter zu arbeiten. Die angespannte Beziehung zwischen Verein und Fans könnte sich weiter normalisieren und Reibereien unter den Fangruppierungen hätten keinen Nährboden. Und fürs gesamte Binnenklima in Gladbach wäre es hilfreich, die nächsten Wochen als Derbysieger zu grüßen. Für Borussia, so viel ist klar, steht in diesem Prestigeduell eine ganze Menge auf dem Spiel. Es ist mehr als nur ein normales Derby .

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