Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Bayer Leverkusen 1:5 (1:0)

Kollektivversagen nach der Pause

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Auch Mickaël Cuisance zahlte Lehrgeld (Foto: TORfabrik.de)

Auch Mickaël Cuisance zahlte Lehrgeld (Foto: TORfabrik.de)

Auf eine starke erste Halbzeit von Borussia Mönchengladbach gegen Bayer Leverkusen folgte nach der Pause eine 1:5-Demütigung. Dieser Zusammenbruch war ein Kollektivversagen. Entsprechend fällt die Einzelkritik aus.

Yann Sommer: Fünf Gegentore sind ein hartes Brot. Beim ersten sah er schlecht aus, als er nach der Ecke raus kam, aber den Ball nicht erreichte. Zuvor ›klebte‹ er bei einer Freistoßflanke und einer weiteren Hereingabe auf der Linie, diesmal ging er den Tick zu zaghaft raus. Rettete spät, aber gerade noch rechtzeitig gegen Volland und konnte bei den weiteren vier Treffern nicht viel machen. Bezeichnend dennoch, dass er beim 1:3 getunnelt wurde und sich beim 1:5 resigniert geschlagen gab. Note 4,5.

Nico Elvedi: Hatte Bailey vor der Pause im Griff, bei dessen Chance zeigte er Hazard, dass er Bailey übernehmen sollte, was nicht passierte. Elvedi war gut im Spiel, auch nach vorne. Bereitete die Riesenchance für Raffael mit einem feinen Pass vor. Nach dem Seitenwechsel bekam er es mit Brandt zu tun, mit dem er deutliche Probleme hatte. Schon vor der Chance, als Zakaria rettete, wurde er viel zu einfach ausgespielt. Lief danach mehrfach nur hinterher, das 1:4 leitete er mit seinem Ballverlust an der Außenlinie ein. In der Offensive bereitete er die Traoré-Chance zu einem möglichen 2:4 vor. Note 4,0.

Matthias Ginter: Starke erste Halbzeit des Nationalspielers, der mit gutem Stellungsspiel mehrere Bälle abfing und das Spiel eröffnete. Er gewann einige Kopfballduelle, wobei er bereits vorher den Blick zum Ziel hatte und auch dorthin köpfte. Schon vor der Pause waren kleinere Abstimmungsprobleme mit Verstergaard zu sehen, in der zweiten Halbzeit brach der Laden hinten komplett auseinander. Beide Innenverteidiger bekamen keinen Zugriff, beim 1:4 öffnete Ginter sogar das Scheunentor für Volland, weil er sich unverständlicherweise Richtung Außenlinie bewegte. Am Ende landete ein Pass im Seitenaus, doch es gab nicht mal mehr Pfiffe. Note 4,0.

Jannik Vestergaard: Hatte vor der Pause mit dem recht statischen Alario wenig Mühe und räumte die eher harmlosen Anspielversuche ab. Am Ball schon fast übertrieben sorgfältig ohne Risikopässe. Nach dem Ausgleich sah er Gelb, als ihm zuvor der Ball versprang. Bei den folgenden Leverkusener Kontern vom Tempo her unterlegen und auch vom Timing her überfordert. Bei einem Antritt sah es so aus, als würde er aus dickem Schlamm heraus starten, so schwerfällig kam er auf den ersten Metern voran. Note 4,5.

Oscar Wendt: Defensiv zunächst mit wenig Problemen gegen passive Leverkusener. Er schaltete sich gewohnt mit ein auf dem Weg nach vorne, es fehlte allerdings die Durchschlagskraft. Wenn er keine Mitspieler für ein Abspiel sah, brach er frühzeitig ab. Eine Flanke geriet zu sanft, bei seiner Torchance zögerte er einen Sekundenbruchteil zu lange, so dass der (nicht schlechte) Schuss von Retsos noch entscheidend geblockt werden konnte. Kurz nach der Pause kam er in exzellente Schussposition, doch er traute sich nicht, sondern schob Ball und Verantwortung auf Johnson ab. Danach mit großen Problemen, weil Bailey nun über seine Seite kam. Vor dem 1:2 ließ er sich vom Belgier wie ein Anfänger vernaschen. Wendt hätte wissen müssen, dass Bailey als Linksfuß auf der rechten Seite fast zwingend den Weg nach innen suchen würde - so etwas muss in der Spielvorbereitung besprochen gewesen sein. Beim 1:4 war Wendt aufgerückt und ließ Brandt in seinem Rücken ziehen. Note 5,0.

Denis Zakaria: Hart aber fair im Zweikampf, mit vielen überragenden Balleroberungen. Ganz stark eine Szene kurz vor dem Pausenpfiff, als er den Ball ablief und nach vorne trieb - das Stadion stand Kopf. Spielerisch nicht immer mit der Ideallösung, weil er manchmal zu offensichtlich die zugestellte Option suchte. Einmal spielte er kurz auf den gedeckten Stindl, was förmlich einer Aufforderung zum Tempogegenstoß gleichkam. Trotzdem war es beeindruckend, welche Energie er versprühte und das Mittelfeld mit raumgreifenden Schritten im Alleingang überbrückte. Nach der Pause mit der veränderten Gemengelage überfordert - ein defensiver Organisator ist Zakaria (noch) nicht. Sah Gelb fürs Ballwegschlagen, nachdem sein Gestocher kleinlich abgepfiffen wurde. Note 3,5.

Mickaël Cuisance: Frech, munter und ein belebendes Element über weite Strecken des ersten Durchgangs. Die Unbekümmertheit macht Spaß, sein vertikales Spiel ebenfalls. Mehrere Aktionen gelangen, was ihn jedoch etwas übermütig werden ließ. So rannte er Stindl fast um und klaute ihm förmlich den Ball vom Fuß. Cuisance verlor schon vor der Pause mehrere Bälle, weil er sich sorglos die Butter vom Brot nehmen ließ. Im zweiten Durchgang zahlte er richtig Lehrgeld, sein Ballverlust führte zum vorentscheidenden 1:3. Machte nach 65 Minuten Platz für Hofmann. Note 4,0.

Thorgan Hazard: Bereitete mit seiner perfekten Flanke das 1:0 vor und war auch sonst sehr aktiv. Vergab die 100%ige Chance zum 2:0. Auch wenn die Reaktionszeit nicht sehr lang war, hätte er den Ball zwingend an Leno vorbei bugsieren müssen. Ein Freistoß des Belgiers aus vielversprechender Position wurde von der Mauer abgefälscht. Nach der Pause zwar bemüht, aber letztlich ohne nennenswerte Aktion. Note 4,0.

Fabian Johnson: Ließ zunächst nach einem technischen Fehler den Ball ins Seitenaus rutschen, erzielte dann mit einer sehenswerten Aktion den Führungstreffer. Frühzeitig erkannte er die Situation und nahm entschlossen so viel Tempo auf, dass er vor Retsos kam und wuchtig ins kurze Eck traf. Bereitete mit seiner maßgenauen Hereingabe die große Hazard-Chance vor. Unmittelbar nach der Pause verdaddelte er den ihm von Wendt ›aufgezwungenen‹ Ball im Strafraum. In der Folgezeit ging er gemeinsam mit den Kollegen unter, nach 65 Minuten kam Traoré. Note 4,0.

Raffael: Im aktiven Offensivspiel der Borussia vor der Pause mischte er mit, auch wenn er beim Klein-Klein-Spiel einige Male hängen blieb. Erstaunlich, dass nach einer Direktpass-Stafette ausgerechnet Raffael den Ball ins Seitenaus spielte. Der Einsatzwillen des Brasilianers war da, er grätschte sogar zweimal und klärte mit starker Eroberung, als Cuisance der Ball versprang. Vergab die Riesenchance zum 2:0, als er über den Ball trat. Nach der Pause mit einem nennenswerten Linksschuss, der knapp am Tor vorbei ging. Er blieb bemüht und scheute sich auch nicht vor Zweikämpfen, konnte das Spiel aber nicht an sich ziehen. Note 4,5.

Lars Stindl: Von Beginn an sehr aktiv, wobei ein paar ungenaue Ablagen und ein zu scharfer Steilpass unglücklich wirkten. Aber Stindl arbeitete viel und ordnete den Spielaufbau mit klugen Pässen. Bei eigenen Abschlüssen mit dem Pech, dass diese zumeist noch irgendwie geblockt wurden. Nach dem Seitenwechsel leitete sein Ballverlust den Angriff zum 1:2 ein. Er rannte zwar direkt hinterher, war aber nicht schnell genug. Auch in der Phase des Zusammenbruchs war der Einsatz des Kapitäns vorhanden, doch auch er war nicht in der Lage, das Heft in die Hand zu nehmen. Note 4,5.

Ibrahima Traoré: Ersetzte Johnson und ging auf die rechte Seite, Hazard kam über links. Er suchte hyperaktiv den Abschluss, doch Schüsse in Rückenlage sind und bleiben kein probates Mittel. Ohne Note.

Jonas Hofmann: Kam beim Stand von 1:3 für Cuisance, vier Minuten später fiel das 1:4. Zehn Ballkontakte in 25 Minuten, eine 100%ige Passquote (9 von 9) und eine Zweikampfquote von 0 Prozent (0 von 2) weist die Statistik aus. Ohne Note.

Patrick Herrmann: In der 84. Minute bei diesem Spielstand eingewechselt zu werden, kam eher einer Bestrafung gleich. Er übernahm den linken Flügel, Hazard rückte auf die Stindl-Position. Immerhin hatte Herrmann einen Ballkontakt. Ohne Note.

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