Einzelkritik: Borussia Dortmund - Borussia Mönchengladbach 4:0 (3:0)

Kollektiv neben der Spur

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Auch Sommer wurde ständig unter Druck gesetzt (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Auch Sommer wurde ständig unter Druck gesetzt (Foto: Norbert Jansen / Fohlenfoto)

Borussia Mönchengladbach war dem BVB in allen Belangen klar unterlegen, weil die Grundtugenden des Gladbacher Spiels fehlten. Die gemeinsame Arbeit, wie aus dem letzten Jahr gewohnt, fand nicht statt. Entsprechend schlecht sah jeder Borusse aus, wie die Einzelkritik belegt.

Yann Sommer: Zögerte beim ersten Rückpass und schlug den Ball ins Seitenaus. Wurde weiter früh angelaufen, gab sich aber keine Blöße mehr. Das Tor von Reus war nach Sommers Aussage haltbar, an den restlichen Gegentoren war der Schweizer schuldlos. Verhinderte sogar noch das eine oder andere weitere Gegentor, u.a. mit der Rettung gegen Reus. Note 4,0.

Tony Jantschke: Dortmund fuhr die meisten Angriffe über seine Seite, Jantschke bekam nur vereinzelt Zugriff und musste die Gegenspieler oftmals ziehen lassen. So Mkhitaryan beim vermeintlichen Abseitstor. Gewöhnlich kompensiert Jantschke Schnelligkeitsnachteile mit klugem Stellungsspiel, doch aufgrund des mangelhaften Verschiebens der Reihen musste er Lücken stopfen und aus dieser Lage in meist aussichtslose Zweikampfversuche gehen. Daraus folgend reagierte er ungewohnt panisch. Vermochte nicht zu organisieren, was allerdings hinten rechts auch schwerer ist als zentral. Note 5,0.

Marvin Schulz: Startete mit einem Fehlpass, gewann in der Folgezeit an Sicherheit beim Passspiel. Dortmund presste früh und leitete den Gladbacher Spielaufbau vermehrt auf Schulz. Pech für den Youngster, dass seine Anspiele auf Xhaka fast immer postwendend zurückkamen und ihm so die Verantwortung für den Aufbau zugeschoben wurde. Dermaßen allein gelassen machte er es sogar noch ordentlich, selbst wenn der eine oder andere Ball zwangsläufig beim Gegner landete. Eine Passquote von 89% ist angesichts der Umstände okay. In der eigentlichen Abwehrarbeit bemühte er sich nach Kräften, klärte einmal mit gutem Stellungsspiel zur Ecke. Beim ersten Tor konnte er Reus nicht mehr rechtzeitig blocken, beim dritten und vierten Treffer lief er mit, orientierte sich aber zu sehr am ballführenden Spieler und übersah dessen Abspieloptionen. Note 4,5.

Andreas Christensen: Aubameyang wurde für den 19-Jährigen zu einem echten Alptraum. Beim 2:0 entwischte ihm der Dortmunder auf dem Weg zum Kopfball. Christensens Sprung war nur noch Alibi, er wusste schon, dass er zu spät kam. Beim 3:0 versuchte er an der Mittellinie vor Aubameyang an den Ball zu kommen, was misslang. So ging er schon mit einem Rückstand in den Sprint, den er nicht mehr aufholen konnte. Beim 4:0 rückte er raus und wollte den Gabuner an der Mittellinie stören, unterband den Pass auf (den im Abseits stehenden) Reus jedoch nicht. So war das Zentrum relativ offen, Dortmund hatte bei der Vollendung leichtes Spiel. Christensen zahlte richtig Lehrgeld. Zumindest das Passspiel war mit einer Quote von 93% in Ordnung. Note 5,0.

Oscar Wendt: Der Routinier in der Viererkette hatte zu viel mit sich selbst zu tun, um den jungen Kollegen zu helfen. So vor dem 2:0, als er Aubamyang etwas leichtfertig in die (vermeintliche) Obhut von Christensen laufen ließ. Auffällig, dass es einige Abstimmungsfehler mit Johnson gab. Da waren wenig Kommunikation und schon gar kein Selbstverständnis im Zusammenspiel mit dem Amerikaner. Verwunderlich angesichts der starken gemeinsamen Rückrunde. Auf dem Weg nach vorne zeigte Wendt zumindest kleinere Ansätze und holte mit einer Flanke eine Ecke heraus. Note 4,5.

Lars Stindl: Vom Einsatz her kann man dem Ex-Hannoveraner keinen Vorwurf machen. Er legte die längste Laufstrecke aller Gladbacher zurück und führte die meisten Zweikämpfe - allerdings verlor er mehr als die Hälfte. Sah für ein taktisches Foul kein Gelb, als der Unparteiische Gnade vor Recht walten ließ. Die Abstimmung mit Xhaka passte nicht und es gelang Stindl kaum, Bälle zu erobern. Auch schafften beide gemeinsam es nicht, die Angriffe der Dortmunder aus dem Zentrum nach außen umzuleiten. Bei den offensiven Versuchen unterliefen Stindl einige Ballverluste, auch durch schlechte Annahmen. Eine solche war ursächlich für den Dortmunder Gegenstoß zum 3:0. Note 5,0.

Granit Xhaka: Wie schon in St. Pauli hatte es den Anschein, als ob Xhaka den Pflichtspielmodus noch nicht gefunden hat. Von technischem Tempo keine Spur, fast alles wirkte behäbig. Er forderte zwar den Ball, schob ihn jedoch meist wieder zu den Innenverteidigern zurück. Nur ganz selten mit Entschlossenheit im Spielaufbau. Defensiv nicht aufmerksam genug, so reagierte er beim 1:0 zu spät auf den blank stehenden Kagawa. Kurz nach der Pause mit einem Horrorpass in Richtung Christensen, als Reus profitierte. Xhakas Kopfball nach einer Ecke war die einzige richtige Abschlussaktion. Kleinere Frustfouls verwechselte er mit ›Zeichen setzen‹ und so sah er die obligatorische Gelbe Karte. Zwei Minuten später wurde er ausgewechselt. Note 5,0.

Ibrahima Traoré: Hatte in der ersten Halbzeit offensiv zwei, drei gute Ansätze. Eine schöne Verlängerung auf Wendt und den (leider nicht ganz optimalen) Pass auf Drmić beim einzigen gelungenen Konter des Spiels. Es folgten technische Fehler bei der Ballannahme und - mit Ausnahme einer gelungenen Rückeroberung per Tackling - Probleme bei der Arbeit nach hinten. So war er Jantschke auf der ständig unter Feuer stehenden rechten Seite nicht wirklich eine Hilfe. Nach der Pause tauchte Traoré komplett ab und wurde nach 65 Minuten ausgewechselt. Note 5,0.

Fabian Johnson: Zeigte unerwartete Abstimmungsprobleme mit Wendt und schien irgendwie ständig auf der Suche nach seiner Rolle in diesem Spiel. So kam er in 90 Minuten auf lediglich 29 Ballkontakte - selbst Drmić hatte in 66 Minuten mehr. Johnson initiierte zu wenig und brach zu viel ab, was im Aufbau war. Läuferisch war es okay, doch seine Defensivzweikämpfe waren absolut ungenügend. Note 5,0.

Raffael: Seine beste Szene war das schöne Zuspiel auf Traoré beim einzigen Konter. Ansonsten viel unterwegs und bemüht, sich in Position zu bringen. Dabei jedoch unglücklich agierend und mit einigen ungewohnten Schwierigkeiten bei der Ballverarbeitung. Die Dortmunder stellten ihn konsequent zu und Raffael kam nicht zur Entfaltung. Da er niemand ist, der das Ruder herumreißen kann, ging er schließlich mit unter. Note 5,0.

Josip Drmić: Ein undankbares Spiel für einen zentralen Stürmer. Nur einmal beim Konter über Raffael und Traoré richtig eingesetzt und im letzten Moment abgefangen worden. Ansonsten ein Verlegenheitsschuss und im Bemühen, dem Ball entgegenzukommen und sich am ohnehin kaum vorhandenen Kombinationsspiel zu beteiligen, ohne jede Wirkung. Ausgenommen ein guter Seitenwechsel. Seine lässige Ablage leitete das Abseitstor ein und darüber hinaus konnte er sich gegen die knallharten Gegenspieler nicht durchsetzen. Er muss seinen Körper besser einsetzen, wenn er den Ball abschirmen will. Note 5,0.

Patrick Herrmann: Kam für Traoré und brachte etwas frischen Wind in ein entschiedenes Spiel. Ohne Note.

Thorgan Hazard: Ersetzte Drmić, kam allerdings genauso wenig zum Zuge. Ohne Note.

Mo Dahoud: Spielte in den letzten elf Minuten für Xhaka. Eroberte einen Ball, den er postwendend hergab. Der Youngster brachte zumindest eine gute Körpersprache mit auf den Platz. Ohne Note.

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