Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Bayern München 0:1 (0:0)

Knapp an der Belohnung vorbei

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Thorgan Hazard setzt sich durch (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Thorgan Hazard setzt sich durch (Foto: Maja Hitij / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach verpasste gegen den FC Bayern die Belohnung für den hohen Aufwand nur knapp. Ein Remis war am Ende drin, doch der letzte Punch fehlte. Insgesamt verkauften sich die Borussen teuer, wie auch die Einzelkritik belegt.

Yann Sommer: Bekam schon nach 40 Sekunden den ersten Ball auf sein Tor, als Robben ihn aus spitzem Winkel befeuerte. Rettete hervorragendend gegen Lewandowski nach dem Jantschke-Patzer. Weltklasse sein Reflex beim Lewandowski-Kopfball nach dem Pfosten-/Lattentreffer von Robben. Bei einer scharfen Hereingabe in Höhe des Fünfers blieb er auf der Linie, beim Tor des Tages ebenfalls. Da Müller den Ball erst kontrollieren musste, wäre hier ein Eingreifen von Sommer vielleicht möglich gewesen. In der Schlusssequenz spielte er einen Klasse-Abschlag auf Drmić, vorher hatte er meist Hahn auf links gesucht. Note 2,0.

Nico Elvedi: Brauchte ein bisschen um in die Partie zu finden. Er begann mit einem Pass ins Seitenaus und wirkte etwas mutlos bei einer Aktion nach einem abgewehrten Standard, als er ohne Bedrängnis zu Sommer zurückspielte, anstatt den Ball nach vorne zu bringen. In dieser Phase wurden auch seine Schwierigkeiten bei der Einschätzung hoher Bälle sichtbar. Der Schweizer gewann im Verlauf der ersten Halbzeit Sicherheit, wozu einige gute Defensivaktionen beitrugen. Am Ball mit klaren Aktionen, er traute sich auch ins Dribbling. Hielt sich wacker gegen Ribéry und später Coman. Beim Tor hätte er etwas energischer in Richtung Vorlagengeber Thiago schieben können. In der Schlussphase trieb er mit nach vorne an, u.a. mit einem guten Lauf über die rechte Bahn. Note 3,0.

Andreas Christensen: Strahlte die Ruhe eines mit allen Wassern gewaschenen Routiniers aus und kaufte selbst einem Lewandowski mehrfach den Schneid ab. Natürlich konnte auch Christensen nicht alles verhindern, aber er war sehr oft rechtzeitig zu Stelle. Der Däne brauchte keine Fouls und als der Schiedsrichter einmal gegen ihn pfiff, machte Lewandowski sehr viel Show. Im Passspiel war Christensen nicht ganz fehlerfrei, was aber auch der Positionierung der Mitspieler geschuldet war. Vorne hatte er eine Kopfballgelegenheit nach einer Ecke, konnte den Ball aber nicht platzieren. Note 2,0.

Yannik Vestergaard:Spielte beim Gegentor eine Hauptrolle, als er Müller in seinem Rücken ziehen ließ und dann nicht mehr rechtzeitig stören konnte. Einen Stellungsfehler kann man dem Dänen nicht ankreiden, weil er genau ›auf Linie‹ stand und von dem genialen Thiago-Pass einfach kalt erwischt wurde. Darüber hinaus machte Vestergaard an der Seite von Landsmann Christensen ein starkes Spiel. Er verteidigte mit der nötigen Härte, wobei er komplett ohne Foulspiel auskam, und war mehrmals in höchster Not zur Stelle. Am Ball mit einigen sehr guten Aktionen, so wie dem Pass mit links zur Mitte auf Hofmann. Mehrmals passte er unter Bedrängnis oder in Zeitnot überlegt zum Mitspieler. Note 2,0.

Oscar Wendt: Hatte auf der linken Abwehrseite Schwerstarbeit zu leisten, weil Bayern viel über Robben und Lahm veranstaltete. Wendt machte geduldig die Wege und ließ sich zu nichts hinreißen - selbst wenn er einige Flanken zuließ. Richtig gefährlich wurde Robben nur einmal, was auch ein Kompliment für Wendt ist. In einer Situation klärte Wendt per Kopf im eigenen Strafraum genau zu einem Bayernspieler. Vorne im ersten Durchgang mit einem Verlegenheitsschuss mangels brauchbarer Abspielmöglichkeiten. Nach der Pause einmal gut in die Spitze durchgestartet, doch Neuer war zur Stelle und lief den Steilpass ab. Beim Gegentor hatte Wendt Müller im Blickfeld, blieb aber auf Linie und konnte dann nicht mehr eingreifen. Note 3,0.

Tony Jantschke: Musste aufgrund des personellen Engpasses auf der Sechserposition aushelfen. In der Anfangsphase tauchte er nach einem Standard plötzlich am vorderen Pfosten des Bayern-Tores auf, brachte den Ball beim ›herumstochern‹ jedoch nicht ins Tor. Ansonsten war Jantschke darum bemüht, im Mittelfeld die Räume zuzulaufen. Das machte er mit vorbildlichem Engagement - bei seiner Auswechslung in der 73. Minute hatte er schon 10,3 Kilometer abgerissen. Nur zwei Münchener liefen in 90 Minuten mehr als Jantschke. Am Ball war es allerdings sehr dünn, was Jantschke zeigte. Auf der Sechserposition wurde er dadurch beschränkt, dass er für schnelle Richtungswechsel zu viel Platz brauchte, Kreativität sowie Dynamik fehlten. Ein heikler Ballverlust gegen Ribéry eröffnete Lewandowski eine Großchance. Machte schließlich Platz für Drmić. Note 3,5.

Tobias Strobl: Wenn versucht wurde von hinten heraus spielerisch aufzubauen, wurde Strobl gesucht. Er machte das solide, auch wenn er sich in einer Situation zu viel Zeit ließ, bis er den Verlagerungspass spielte. Meistens war Strobl jedoch damit beschäftigt, auf halblinks den Raum zu beackern. Hierbei sah er in den direkten Zweikämpfen mehrfach nicht so gut aus. Vor dem Gegentor stellte er sich Thiago nur halbherzig in den Weg, so dass der Pass durchkam. Als Borussia in der Schlussphase zur Offensive blies, war Strobl mit einigen guten Ballgewinnen beteiligt, u.a. gegen Lewandowski. Ein Kopfball von Strobl nach Raffael-Freistoß geriet zu hoch. Note 3,5.

Patrick Herrmann: Unterstützte mit vorbildlichem Einsatz Elvedi auf der rechten Seite in der Defensive, weswegen Ribéry und Alaba nicht so aufdrehen konnten, wie gewünscht. Im Umkehrspiel hatte Herrmann jedoch Probleme, wenn es um Ballkontrolle ging. In der ersten Halbzeit verlor er innerhalb kürzester Zeit dreimal leichtfertig den Ball. Immerhin setzte er nach und bereinigte eine Situation selbst, die er durch eine misslungene Annahme heraufbeschworen hatte. Wenn er vorne in Aktion kam, suchte er den Weg in Richtung Strafraum. Machte nach dem Gegentor Platz für Hazard. Note 4,0.

André Hahn: Spielte auf der linken Seite, wo er im ersten Durchgang für Betrieb sorgte, weil er mit Mut versuchte, sich durchzutanken. Er scheute keinen Zweikampf und arbeitete mit viel Herzblut. Wurde von Sommer bei weiten Abschlägen gesucht, bei denen er sich im Kopfballspiel gegen Lahm behaupten konnte. Doch die Bayern korrigierten schnell und schickten fortan zumeist Martinez in die Kopfballduelle mit Hahn. Bei den Offensivaktionen war Hahn eigentlich immer dabei, allerdings wurde er mehrfach übersehen. In der 81. Minute wurde er gegen Bénes ausgetauscht. Note 3,5.

Jonas Hofmann: Begann als zweite zentrale Spitze, doch eigentlich war er überall unterwegs. Mehrfach löste er sich tief in der eigenen Hälfte im Umschaltspiel mit einer starken ersten Bewegung und trieb den Ball nach vorne. Die Bayern boten hier erstaunliche Räume, die Hofmann nutzen konnte. Doch je länger er den Ball führte, desto mehr Dinge schwirrten ihm offensichtlich durch den Kopf. Besonders ärgerlich der Angriff in der ersten Halbzeit, als er drei Optionen hatte (Abschluss, Hahn, Raffael), aber einfach in den Gegner hineinlief. Auch nach der Pause gab es gute Ansätze, die verpufften, weil er einfach nur geradeaus lief. Anlass zur Kritik gab auch sein Zweikampfverhalten: Nahezu jedes Fifty-fifty-Duell verlor Hofmann, weil er zurückzog. Mit einem krassen Fehlpass auf Ribéry brachte er die eigene Abwehr in Verlegenheit. Danach war er vor allen aufgrund seiner Vielseitigkeit gefragt: Als Hazard für Herrmann kam, rückte er von der Zentrale auf die rechte Seite (von wo er einmal richtig gut in den Strafraum dribbelte). Als Drmić für Jantschke eingewechselt wurde, übernahm er Jantschkes Sechserposition und schließlich rückte er auf links, als Hahn das Feld räumte. Hofmann war der laufstärkste Borusse - doch leider lief er allzu oft in die Sackgasse. Note 4,0.

Raffael: War um eine gewisse Zielstrebigkeit nach vorne bemüht, doch vieles blieb Stückwerk. Einige Male wurde er relativ simpel gestoppt, in anderen Situationen fehlten Kombinationspartner. Er war fleißig und wusste mit ein paar kleinen, aber feinen Balleroberungen zu gefallen. Nach der Pause spielte er einen Pass etwas zu steil auf Wendt, dann hatte er mit einem Schuss im ›Stindl-Style‹ Pech. So richtig blühte Raffael jedoch erst auf, als man nach dem Rückstand insgesamt offensiver spielte und Hazard dabei war. Ein langer Sololauf ohne Unterstützung endete an der Eckfahne. Am Ende im Gewühl im Strafraum mit einigen Szenen, doch letztlich wurden seine Versuche allesamt geblockt. Seine Freistöße, bis auf den auf Strobl, waren allesamt ungefährlich. Note 3,5.

Thorgan Hazard: Kam für Herrmann unmittelbar nach dem Gegentor (der Wechsel war aber schon vorher angezeigt). Er übernahm Hofmanns Rolle zentral und belebte das Spiel, weil er den Mut zeigte, individuell etwas zu gestalten und so Gefahr heraufzubeschwören. Beim Abschluss haperte es allerdings: Ein Linksschuss aufs kurze Eck stellte Neuer vor keine Probleme und die viel zu scharfe Schuss-Flanke am Ende war letztlich weder Fisch noch Fleisch. Kam über rechts, nachdem Drmić im Spiel war. Ohne Note.

Josip Drmić: Stürmte in der letzten Viertelstunde mit und machte einige Läufe in die Tiefe, welche in der Bayernabwehr für Unruhe sorgten. Er eroberte gut den Ball gegen Thiago. Bei der Hereingabe, die zum Fast-Eigentor der Bayern führte, ging er nicht richtig zum Ball. Nach einem geblockten Schuss schlängelte er sich im Strafraum gut an einem Gegenspieler vorbei und spielte zu Raffael. Ohne Note.

László Bénes: Debütierte für neun Minuten in der Bundesliga als zweiter Sechser vor Strobl. Man spürte, dass er etwas bewegen und initiieren wollte. Eine kreative Ader ist unverkennbar. Ohne Note.

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