Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Mainz 05 1:0

Kaum Fußball, aber drei Punkte

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Der Einsatz stimmte (Foto: Alex Grimm / Bongarts / Getty Images)

Der Einsatz stimmte (Foto: Alex Grimm / Bongarts / Getty Images)

Der Sieg über Mainz war schon fast überlebenswichtig und deshalb interessiert nur am Rande, auf welche Art und Weise er zustande gekommen ist. Gleichwohl war es fußballerisch das schwächste Heimspiel seit Jahren.

Yann Sommer: Endlich mal wieder ein Spiel ohne Gegentor für den Schweizer. Er löste die Pflichtaufgaben bei den Schüssen von Onisowo und Samperio und hatte auch bei seinen fußballerischen Aktionen keine Probleme. Nur einmal sorgte er für einen kurzen Schreckensmoment, als er sich viel Zeit ließ. Alles in allem eine ordentliche Partie des Keepers, wäre da nicht die Schlussphase gewesen. Zunächst unterlief ihm ein Riesenpatzer beim vermeintlichen Ausgleich. Der Schuss kam zwar aus relativ kurzer Distanz, doch niemals hätte er den Ball vor die Füße von De Blasis rutschen lassen dürfen. Dass der Schiedsrichter abpfiff, war Riesenglück für Sommer. Kurz darauf kam er bei einer langen Hereingabe für ihn untypisch weit heraus und ließ das Leder im Sprung durch die Finger flutschen. Strobl bereinigte die Szene, so dass Sommer nochmal mit zwei blauen Augen davongekommen ist. Note 4,5.

Tony Jantschke: Rechtsverteidiger in einer Viererkette war jahrelang ›seine‹ Position, doch Systeme und Zeiten haben sich bekanntlich geändert. Gegen Mainz gab es mal wieder ein 4-4-2 und Jantschke verteidigte rechts. Der Unterschied zu früher: Er grätschte in diesen 90 Minuten so oft, wie sonst in einer ganzen Halbserie. Jantschke hängte sich kämpferisch rein und funkte mehrfach dazwischen. Bei der Chance von Onisowo kam er allerdings zweimal knapp zu spät. Ansonsten im Kerngeschäft ordentlich, im Spiel nach vorne war es dagegen sehr bescheiden. Note 3,5.

Andreas Christensen: Bereinigte zunächst in zwei, drei Situationen aufmerksam aufkommende Gefahr. Verschätzte sich dann völlig ungewöhnlich zweimal böse gegen Onisowo. In beiden Situationen entschärfte er die Situation in allerletzter Instanz - einmal mit einer sauberen Hochrisiko-Grätsche, als er noch den Schuh des Gegenspielers ins Gesicht bekam. Auch einige Abspiele waren ungewohnt fahrig. In der Pause, so sagte es sein Trainer, musste sich Christensen übergeben, hielt aber weiter durch. Zum Glück, denn mit einem guten Reflex nach dem abgefälschten Stindl-Schuss im Anschluss an eine Ecke besorgte er das Tor des Tages. Note 3,5.

Jannik Vestergaard: Seine Präsenz war nicht nur bei Mainzer Standards gefragt. Der Däne hatte mehrere sehr gute Defensivaktionen, manchmal reichte es aus, wenn er sich einfach nur in den Weg stellte und die Gegenspieler ›abprallen‹ ließ. Im Spielaufbau versuchte er es des Öfteren mit langen Bällen, die jedoch weitestgehend keinen Abnehmer fanden. Positiv haften geblieben ist ein Pass mit links auf Hazard. Zumindest ging Vestergaard beim Passspiel nicht unnötig ins Risiko. Note 3,0.

Nico Elvedi: Seine Nominierung als Linksverteidiger egalisierte den schnellen Öztunali. Laut Statistik war Elvedi von allen Borussen mit dem höchsten Tempo unterwegs. Er behielt in der Mehrzahl der Zweikämpfe die Oberhand und versuchte sich oft mit nach vorne einzuschalten. Hier fehlten ihm sichtlich die Orientierung und das Gefühl für die Situation, zumal er als Rechtsfuß oft zeitig nach innen zog. Beim aberkannten Treffer stand er als Zuschauer daneben und reagierte kaum auf De Blasis. Note 3,5.

Tobias Strobl: Ließ sich bei eigenem Ballbesitz zwischen die Innenverteidiger fallen und wollte so das Spiel aufbauen. Ein paar lange Bälle gelangen, wie zum Beispiel der Diagonalpass auf Elvedi. Nach einem guten Ballgewinn startete er vielversprechend durch die Mitte nach vorne. Vieles blieb jedoch bieder, weil Strobl insgesamt schwerfälliger agiert, als in der Anfangsphase der Saison. Dadurch traten einige technische Mängel in Erscheinung. Strobl klärte in der Schlussphase per Fallrückzieher, als Sommer die Hereingabe fallen ließ. Note 4,0.

Mo Dahoud: War der Borusse, der noch am ehesten spielerische Akzente setzen konnte. Auch wenn ihm zwei, drei leichte Ballverluste - in der ungefährlichen Zone - unterliefen und er die meisten Fehlpässe spielte, versteckte er sich in keiner Phase. Dahoud legte ein enormes Laufpensum an den Tag - kein Bundesligaspieler lief an diesem Spieltag mehr. Er traute sich auch mal zu, etwas Schnelles und Individuelles zu gestalten. In der chaotischen Szene vor dem De Blasis-Tor sprang er völlig falsch hoch - sein Kopfballtiming ist wirklich haarsträubend. Beim Konter in der Nachspielzeit hätte er natürlich früher und präziser zu Schulz passen müssen. Note 3,0.

André Hahn: Ballerte bei seiner ersten Aktion überhastet und weit daneben. Er fühlte sich sichtlich unwohl auf der dichten rechten Seite, auch wenn er sich läuferisch wie gewohnt reinhängte. Es wollte ihm kaum etwas gelingen, technische Probleme waren offensichtlich, die Zuspiele kamen nicht an, ein Flankenversuch landete hinter dem Tor. Ordentlich seine Defensivarbeit - da machte er konzentriert mit. Sah Gelb für ein Allerweltsfoul gegen Hack. Wurde zur Pause durch Hazard ersetzt. Note 4,5.

Oscar Wendt: Vor der Pause in der offensiven Rolle auf der linken Seite ohne wirkliche Bindung, auch wenn er ständig die Wege machte. Aber es ergaben sich kaum Kombinationen und die Abstimmung mit Elvedi passte im Spiel nach vorne nicht. Wendt hatte die mit Abstand wenigsten Ballkontakte. Nach dem Seitenwechsel etwas aktiver bzw. mehr eingebunden. Ein Schuss von der Strafraumseite war nicht kräftig genug, ein Schuss mit dem Außenrist flog über das Tor. Note 4,5.

Lars Stindl: Einsatzbereitschaft und Willen des Kapitäns waren vorhanden, die fußballerische Umsetzung ließ sehr zu wünschen übrig. In letzter Instanz fehlte ihm ungewohnt oft die Präzision beim Pass. Mit Raffael harmonierte er gar nicht. Es sah teilweise so aus, als ob die beiden noch nie miteinander gespielt hätten. Seine Stärke, das Spiel aus der Tiefe schnell zu machen, konnte er im Zweiersturm nur selten einbringen. Sein Aufsetzer war der erste Schuss aufs Tor. Er probierte es wenigstens mal, so wie kurz nach Wiederbeginn, auch wenn er weit vorbei zielte. Beim Tor des Tages rutschte er beim Schuss weg - zum Glück wurde Ball vor die Füße von Christensen abgefälscht. Note 4,5.

Raffael: Die erste Halbzeit war wohl mit das Schlechteste, was Raffael im Trikot der Borussia gezeigt hat. Er versuchte einige Dinge auf eigene Faust, blieb aber hängen. Mit Stindl harmonierte er überhaupt nicht und darüber hinaus traf er gleich mehrfach die falsche Entscheidung in vielversprechenden Konstellationen. So spielte er in einer Situation nicht auf Elvedi, sondern versuchte einen Linksschuss, der direkt geblockt wurde. Als ein Mainzer ausrutschte, war er alleine auf und davon, doch er verpasste den Zeitpunkt zum Abspiel auf den kreuzenden Dahoud. Immerhin sorgte er nach der Pause mit dem ein oder anderen Solo für Gefahr oder holte Freistöße heraus. Einen davon schenkte er allerdings gleich wieder her. Note 4,5.

Thorgan Hazard: Kam zur zweiten Halbzeit für André Hahn und übernahm dessen Position auf der rechten Seite. Nach einigen Sprints zu Beginn tauchte er weitestgehend ab. Er lief zwar viel - auch nach hinten -, blieb letztlich jedoch ungefährlich. Brachte immerhin die Ecke, aus der das Tor des Tages resultierte. Note 4,0.

Nico Schulz: Ersetzte Wendt in den letzten drei Minuten. Lief bei der Großchance zum 2:0 mit, der Pass von Dahoud war aber unerreichbar. Ohne Note.

Josip Drmic: Gab für wenige Sekunden sein Comeback. Bekam zunächst einen Schlag mit und leitete dann mit Pass auf Dahoud den Konter in der Nachspielzeit ein. Drmic sprintete über rechts mit und war eine Option für einen Rückpass von Dahoud. Ohne Note.

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