Einzelkritik: Borussia Dortmund - Borussia Mönchengladbach 4:1 (2:1)

In allen Bereichen unvollständig

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Am Rande der Legalität gestoppt - Thorgan Hazard (Foto: Lars Baron / Bongarts / Getty Images)

Am Rande der Legalität gestoppt - Thorgan Hazard (Foto: Lars Baron / Bongarts / Getty Images)

Offensiv zu harmlos, defensiv zu anfällig. Borussia Mönchengladbach lieferte in Dortmund eine in allen Bereichen unvollständige Leistung ab. Die Niederlage war verdient, auch in dieser Deutlichkeit. Das ergibt sich auch aus der Einzelkritik.

Yann Sommer: Wurde in der Anfangssequenz von Aubameyang umspielt und hatte Glück, dass dessen Hereingabe in die Mitte keinen Abnehmer fand. Beim Ausgleich sah er schlecht aus - der Schuss war zwar hart, kam aber genau in die Torwartecke. Bei den anderen Gegentoren war der Schweizer machtlos. In der zweiten Halbzeit parierte er einen Flatterball von Aubameyang, eine Ecke fing er gut ab. Die langen Abschläge kamen selten zum eigenen Mann, die kurzen Varianten brachten die Kollegen in Drucksituationen. Ab und an hatte man das Gefühl, dass Sommer etwas schneller herauslaufen könnte bei Rück- oder Steilpässen. Note 4,5.

Julian Korb: Auf der rechten Seite rückte er bei gegnerischem Ballbesitz in die Fünferkette, um vor allem die Vorstöße von Schmelzer zu unterbinden. Hier hatte er zu Beginn ein paar Probleme, stellte sich aber im Verlauf der ersten Halbzeit besser darauf ein. Er kam auch selbst dazu, Fußball zu spielen. Korb bot sich gut und breit an und war ein paar Mal involviert. Leider fehlte ihm in der einen oder anderen Situation der Mut, etwas zu riskieren. Nach der Pause, als Dortmund vermehrt in Kontersituationen gelangte, nahmen Korbs Probleme in der Defensive zu und auch die Passquote wurde deutlich schlechter. Am Ende spielte Korb die meisten Fehlpässe aller Akteure auf dem Platz. Note 4,0.

Nico Elvedi: Der rechte Mann im Abwehrzentrum. Wurde oft in Duelle mit Reus verwickelt, bei denen er zunächst sehr stabil war und in einer Situation mit starkem Einsatz einen Treffer verhinderte. Beim Ausgleich verlor er etwas den Überblick, genauso wie in der zweiten Halbzeit, als Dortmund mit hohem Tempo anlief. Für den entscheidenden dritten Gegentreffer war Elvedi verantwortlich, als er einen langen Ball nicht klärte, sondern mit der Brust annehmen wollte. Der Ball versprang und Elvedi blieb getunnelt als entsetztes Reus-Opfer zurück. Note 4,0.

Andreas Christensen: Machte beim Ausgleich zunächst einen halben Schritt in die falsche Richtung und bekam so keinen Zugriff mehr auf Aubameyang. Beim 1:3 ließ er sich gemeinsam mit Dahoud von Dembelé austanzen, beim 1:4 konnte er Reus nicht halten. Dennoch war der Däne noch der beste Abwehrspieler, weil er einiges an Pässen der Dortmunder durchschaute, welche diese von der Seite ins Zentrum spielen wollten. Nach der Pause bereinigte er mehrere Situationen, u.a. mit einer überragenden Grätsche in höchster Not gegen Reus. Vorne mit Pech bei einem Kopfball im Anschluss an eine Ecke, der knapp über den Querbalken flog. Note 3,5.

Tobias Strobl: Bekam links neben Christensen deutlich seine Grenzen aufgezeigt. Das Tempo der Dortmunder, vor allem wenn Aubameyang antrat, konnte er nicht mitgehen. So hätte er den Gabuner an der Seitenlinie abdrängen können, doch er verpasste den Zugriff, grätschte zu spät und sah zurecht Gelb. Beim Ausgleich lief er außen neben Aubameyang, reagierte aber zu spät, um noch eingreifen zu können. In der zweiten Halbzeit rettete er einmal in höchster Not mit einer Grätsche, darüber hinaus wurde er einige Male schwindelig gespielt, wie beim Treffer zum 1:4. Rückte auf die Sechser-Position, als Dahoud eine Viertelstunde vor Schluss rausging. Note 4,0.

Oscar Wendt: Leitete zunächst mit einem Fehlpass die erste Chance für Aubameyang ein, alsdann bereitete er den Gladbacher Führungstreffer vor. Seine für Stindl gedachte Flanke war ungenau, wurde durch Bartras unzureichende Kopfballabwehr jedoch zum Assist für Raffael. Der Schwede kümmerte sich defensiv um den aufrückenden Piszczek, gegen den er einige Male recht unbeholfen agierte. Im Spiel nach vorne bot er sich größtenteils mit Läufen in die zentrale Spitze an. Holte so die Gelbe Karte für Piszczek heraus, als er sich durchtanken wollte. In mehreren Situationen brach Wendt lieber ab, als etwas auf eigene Faust zu versuchen. Note 4,0.

Christoph Kramer: Da die drei offensiven Akteure der Borussen zwar hinten aushalfen, aber doch oft weit vorne liefen, hatte Kramer vor der Fünferkette eine schwere Aufgabe. Nur er bildete gemeinsam mit Dahoud das Mittelfeld bei Ballbesitz der Dortmunder. Das war eine Menge Arbeit, gerade weil Dembelé hier herausragend agierte. Kramer hatte seine Ballgewinne, aber auch viele unnötige Ballverluste. Einige Aktionen unter Druck waren zu behäbig und lasch. Ein schöner Verlagerungspass auf Korb war äußerst präzise. Unverständlich ein unmotivierter Dreh-Heber bei einem Freistoß auf halbrechts zur Außenlinie. Zu bemängeln auch sein Abwehrverhalten gegen Ginter, der bei einer Ecke zum Schuss kam. Note 4,0.

Mo Dahoud: Wie Kramer mit der komplizierten Aufgabe, in der Zentrale defensiv für Ordnung zu sorgen. Erschwerend kam hinzu, dass man von Dahoud auch noch Kreativität erwartet. Beim Angriff zum 1:0 war er gut dabei und spielte den Pass auf Wendt. In mehreren anderen Situationen machte er Rückzieher, brach sein Vorhaben ab und drehte sich weg. Im Defensivzweikampf meist ohne Zugriff, u.a. ließ er sich von Dembelé vor dem 1:3 viel zu leicht verladen. Wurde ausgewechselt, als man die besiegelte Niederlage in Grenzen halten wollte. Note 4,0.

Thorgan Hazard: Begann mit einer zu flachen Freistoßflanke - diese Situationen müssen gerade in einem Auswärtsspiel für mehr Gefahr sorgen. Ansonsten war der Belgier sehr aktiv mit vielen Läufen. Er steckte zu keiner Phase auf und legte jedesmal ein Optimum an Energie in seine Aktionen, vor allem in der Viertelstunde nach der Pause. Leider blieb er sehr oft gegen die Überzahl an intensiv und mannhaft attackierenden Dortmunder hängen. Wurde in einer Situation an der Strafraumgrenze gefoult, was der Schiedsrichter anders interpretierte. Machte zwölf Minuten vor Schluss Platz für Johnson. Note 3,5.

Lars Stindl: Der Kapitän hatte im Umschaltspiel einen schweren Stand, weil die Dortmunder meist mit drei Mann attackierten und es Stindl fast unmöglich machten, das Spiel aus der Tiefe aufzuziehen. Er selbst kam so gut wie gar nicht in die gefährliche Zone. Am Ball konnte Stindl mit einer hohen Passquote überzeugen. Defensiv machte er wie gewohnt viele Wege, agierte aber nicht immer glücklich. So führte sein Querschläger zur Ecke vor dem 1:2. Note 4,0.

Raffael: Erzielte das 1:0 mit einem platzierten Schuss von der Strafraumgrenze, als er die Situation schnell erfasste. Rückte bei einigen Aktionen gut in den Sechzehner vor, ohne zu einem weiteren Abschluss zu kommen. Löste ›Überzahlpuzzles‹ mehrmals gut und entwischte dem Dortmunder Pressing dank seiner Technik. Nach der Pause profitierte Raffael von einem Reus-Fehlpass und sprintete mit Ball in den Strafraum und forcierte so das Fast-Eigentor von Sokraktis. Der Brasilianer hatte aber auch seine schlampigen Momente, als er nicht zum Ball ging oder sich leichtfertig abkochen ließ. Note 3,0.

Jannik Vestergaard: Kam für Dahoud und sollte das Ergebnis ›verwalten‹. Das gelang, auch weil Dortmund nicht mehr unbedingt wollte. Ohne Note.

Fabian Johnson: Ersetzte Hazard als das Spiel schon ›tot‹ war und besprach anschließend in der Mixed-Zone mit US-Coach Bruce Arena seine Zukunft. Ohne Note.

André Hahn: Eingewechselt für Raffael in den letzten acht Minuten. Er schubste einen Dortmunder samt Ball noch an die Bande, ansonsten konnte er nichts mehr ausrichten. Ohne Note.

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