Borussia überzeugt in Berlin

»Ich weiß nicht, wo das Limit ist«

Created by von Marc Basten und Jan van Leeuwen
Raffael war zu schnell für Berlin (Foto: Dirk Päffgen)

Raffael war zu schnell für Berlin (Foto: Dirk Päffgen)

Borussia Mönchengladbachs Siegeszug durch die Liga geht weiter. In Berlin gewannen die Gladbacher derart souverän, dass man nur den Hut ziehen kann - wie es Trainer André Schubert imaginär bei der Auswechslung von Raffael machte.

Pal Dardai ist eine ehrliche Haut. Der Ungar gefällt als Trainer von Hertha BSC mit seinen klaren und offenen Ansagen. So auch am Samstag, nach der ersten Heimniederlage seiner Mannschaft gegen die Gladbacher Borussia. »Das waren nicht wir«, sagte er. »Wir waren nur unterwegs. Die Handlungsschnelligkeit und Kombinationsschnelligkeit von Gladbach war viel zu hoch für uns«.

Beschäftigen wollten die Berliner die Gladbacher, selbst Druck ausüben. Stattdessen stand die Hertha tief hinten drin. »Das war nicht unser Plan«, sagte Dardai. Dagegen ging das Vorhaben seines Kollegen André Schubert auf. »Wir wollten von der ersten Minute an das Spiel bestimmen und hohen Ballbesitz erarbeiten«, erklärte er. »Wir wussten, dass wir die Qualität haben, den Gegner etwas tiefer zu drängen und vor dem Tor Chancen zu kreieren«.

Die Berliner mussten sich den Borussen beugen. »Die hatten enorm viel Respekt«, sagte Borussias Kapitän Granit Xhaka. »Die ersten 15 Minuten haben wir gebraucht, um zu verstehen, wo wir Lücken finden. Und dann haben wir zweimal sehr schnell zugeschlagen«.

Xhaka bereitete das erste Tor mit einem wunderbaren Pass auf Johnson vor, dessen Weiterleitung knallte Wendt zur Führung in die Maschen. Keine zwei Minuten später erhöhte Raffael an alter Wirkungsstätte auf 2:0 und entschied das Spiel damit schon frühzeitig. »Es läuft gut im Moment«, strahlte der Brasilianer, der nach dem Treffer eine Kusshand in Richtung Tribüne warf. Dort saß seine Frau mit den Kindern im Gästeblock.

»Die erste Halbzeit war fast perfekt«, freute sich Granit Xhaka. »Aber wir wissen auch, dass wir nicht ein Prozent nachlassen dürfen. Unser Spiel kostet enorm viel Kraft, besonders die intensiven Läufe und die Sprints. Wir müssen hungrig und gierig bleiben. Das sind wir und ich sehe keinen, der nachlässt«. Sonst, so Kapitän Xhaka, »werden wir reagieren«.

Der Schweizer ging auch voran, als es zu Beginn der zweiten Halbzeit den eher fragwürdigen Elfmeter für die Borussia gab, nachdem der hölzerne Langkamp den flinken Traoré leicht gezogen hatte. Zuletzt waren Raffael und Stindl vom Punkt aus erfolglos und Hazard, der in Schalke mit Glück verwandelte, stand nicht auf dem Platz. Also schnappte sich Xhaka den Ball. »Ich wollte mal zeigen, wie man es macht - ohne dass die Mannschaft zittern muss«, sagte er mit breitem Grinsen.

Mit dem 3:0 war die Partie entschieden, bis auf eine kurze Phase um den Anschlusstreffer der Herthaner herum behielten die Borussen die totale Kontrolle. Und am Ende bauten sie das Ergebnis noch aus - und setzten damit ein weiteres Zeichen in Richtung der Konkurrenz.

»In der Summe war es ein sehr gutes Auswärtsspiel«, lobte Max Eberl. »Es läuft, wir beeindrucken den Gegner und machen kaum Fehler als Kollektiv. Nach vorne sind wir sehr kalt, brauchen nur wenig Torchancen. Die Mannschaft glaubt an das, was der Trainer ihr vorgibt. Er geht auf die Spieler ein und es entsteht ein Selbstverständnis wie letztes Jahr in der Rückrunde. Die Mannschaft strotzt momentan vor Selbstvertrauen, ohne dabei irgendwo nachzulassen«. Im Gegenteil - man hat den Eindruck, als ob das Team gefestigter agiert denn je und dennoch Luft nach oben ist. »Ich weiß nicht, wo das Limit ist«, sagte Eberl.

Die Antwort auf diese Frage wird die Zukunft bringen. Genauso wird irgendwann die Trainerfrage abschließend beantwortet. Im Moment bleiben die Gladbacher ihrer vorgegebenen Linie treu. »Ich verstehe die Fragen, sie sind legitim«, sagte Max Eberl. »Aber wir bleiben dabei, dass wir in Ruhe eine Entscheidung treffen wollen«.

Dass die Karten für André Schubert dabei immer besser werden, ist klar. »Sicher ist jetzt eine sehr gute Option entstanden, die wir im Hause haben«, sagte Eberl. »André ist 40 Tage im Amt und macht eine hervorragende Arbeit. Jeder kann beruhigt sein, dass wir schon sehen was passiert. André macht seinen Job herausragend«.

Auch aus der Mannschaft kommt - wie sollte es angesichts der Erfolgsserie auch anders sein - nur Unterstützung für Schubert. »Momentan gibt es keinen Grund, warum er nicht bleiben soll«, sagte Granit Xhaka. »Der Spieler, der sagt, dass es mit Schubert nicht passt, der hat keine Ahnung vom Fußball. Was will man eigentlich noch mehr?«

»Ich hoffe, dass er bleibt«, sprach sich auch Raffael für Schubert aus. »Intern ist das überhaupt kein Thema«, ergänzte Lars Stindl »Schubert hat seine eigene Art in die Truppe gebracht und das tut uns allen sehr gut. Das sehen natürlich auch die Verantwortlichen, die es letztendlich entscheiden«.

André Schubert selbst sieht die Sache ohnehin gelassen. »Wir sind alle Interimstrainer, ich habe nur keinen Vertrag«.

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