Kurz vor Weihnachten könnte Borussia Mönchengladbach sich und seine Anhänger bescheren und möglicherweise nach den Misstönen der letzten Tage auch etwas versöhnen. Nach dem unter dem Strich ordentlichen Abschneiden in der Hinrunde könnte das Jahr mit dem Einzug ins Pokalviertelfinale abgerundet werden. Zum vierten Mal in Folge steht die Fohlenelf im Achtelfinale, die Aufgabe ist jedoch alles andere als leicht.
Mit Bayer Leverkusen kommt eine Mannschaft, die seit dem spektakulären 5:1-Sieg im Borussia-Park den wohl attraktivsten Fußball in der Liga spielt. Auch wenn die Truppe von Heiko Herrlich unnötig einige Punkte liegen ließ, robbte sie sich doch auf den 4. Tabellenplatz vor und geht punktgleich mit der Gladbacher Borussia in die Winterpause. Die knapp 50.000 Zuschauer, die am Mittwoch trotz der frühen Anstoßzeit erwartet werden, dürfen sich auf ein Duell auf Augenhöhe gefasst machen.
Die Werkself kommt mit dem verrückten 4:4 aus Hannover im Gepäck, welches die Beobachter ein wenig ratlos zurückließ. »Vorne hui, hinten pfui«, fasste Dieter Hecking am Dienstag die Leverkusener Leistung zusammen. »Man hat ihre Qualität gesehen, sie haben sehr viel Zug und die nötige Dynamik im Spiel nach vorne. Trotzdem kriegen sie vier Gegentore.«
Appell an die Fans: Leverkusen gemeinsam niederringen
Was die Leverkusener in der Offensive zu leisten imstande sind, ist den Gladbachern noch frisch in Erinnerung. Mit den schnellen Leuten wie Bailey oder Volland ist Bayer brutal gefährlich, »wenn man sie einlädt und ihnen Räume gibt.« So geschehen im Ligaspiel vor zwei Monaten. »Das tat weh damals«, erinnerte sich Hecking, der aber nichts von Rache oder Revanche wissen wollte. »Die drei Punkte sind weg und die bekommen wir auch nicht wieder. Jetzt steht der Pokal im Vordergrund. Hop oder top - darum geht's.«
»Normalerweise wird es ein offenes Spiel, bei dem beide Mannschaften ihre Qualitäten nach vorne haben«, so Hecking, der auch auf die Unterstützung des zuletzt arg kritischen und kritisierten Publikums setzt. »Wir haben das Ziel Berlin und der Weg dahin ist vielleicht möglich, weil im Achtelfinale einige gute Gegner ausscheiden werden. Aber dazu müssen wir gemeinsam Leverkusen niederringen. Auch von der Tribüne muss alles versucht werden, es gemeinsam zu schaffen, wenn es mal wackelt. Es wird ganz sicher morgen schwierige Phasen geben und da brauchen wir die Unterstützung.«
Raffael und Elvedi fraglich, Kramer fällt definitiv aus
Personell hat sich die Lage nach dem Freitagspiel gegen den Hamburger SV weiter verschlechtert. Zwar steht Denis Zakaria, der wegen einer Gelbsperre fehlte, wieder zur Verfügung, doch dafür sind weitere Spieler angeschlagen. Nico Elvedi wird nach seinem Pferdekuss am Oberschenkel genauso mit dem Attribut "fraglich" versehen wie Doppeltorschütze Raffael. Den Brasilianer plagen Wadenprobleme und sein Mitwirken steht auf der Kippe. Christoph Kramer wird gegen seinen Ex-Klub definitiv nicht dabei sein. Er soll, genauso wie Jonas Hofmann, zum Trainingsauftakt im neuen Jahr wieder einsteigen.
Über die mögliche Aufstellung und etwaige Planspiele war am Dienstag nichts zu erfahren. Zakaria wird mit Sicherheit beginnen, so dass sich die Frage nach dem Nebenmann stellt. Cuisance ist natürlich ein Kandidat, wobei eine Variante mit Zakaria und Oxford schon ihren Reiz hätte. Aber ob ein K.O.-Spiel für ein solches Experiment die richtige Gelegenheit ist? Hecking wird sich, eben auch abhängig von Elvedi und Raffael, etwas einfallen lassen müssen. Sicher ist jedenfalls, dass die Ausgangslage komplett offen ist und vieles für ein Pokal-Spektakel spricht. Mit einer hoffentlich schönen Bescherung für die Fohlenelf.