Natürlich bekommen sie es mit. Mannschaft, Trainer und Sportdirektor – alle wissen ganz genau, wie sehr Borussia Mönchengladbach aktuell in der Öffentlichkeit abgefeiert wird. Es ist ja auch verständlich, angesichts der imposanten Zwischenbilanz. »Wir haben nach 20 Spieltagen 42 Punkte – das ist herausragend für Borussia Mönchengladbach«, sagte Max Eberl am Donnerstag. »Im Kontext mit den anderen Mannschaften um uns herum, die deutlich mehr Möglichkeiten haben als wir.«
Borussia steht auf Platz 2 und plötzlich wird ernsthaft darüber diskutiert, ob die Fohlen Meister werden können. Wer 12 Heimsiege in Folge erreicht hat und am Samstag mit einem Erfolg gegen Hertha einen neuen Vereinsrekord aufstellen kann – der könnte vielleicht sogar den aktuell ein wenig grübelnden Dortmundern gefährlich werden. Deutscher Meister 2019 Borussia Mönchengladbach? Natürlich klingt das völlig absurd und ist es wohl auch. Wobei, im Fußball ist doch alles möglich, oder?
»Wir leben dieses ‚von Woche zu Woche vorzubereiten'«
Es ist eine nicht zu unterschätzende Aufgabe für die Verantwortlichen bei Borussia, derartige Gedankenspiele aus den Köpfen der Mannschaft zu bekommen. »Wir bremsen die Euphorie nicht«, sagt Max Eberl zwar. Aber er weist mit Nachdruck darauf hin, dass man sich nicht von der Öffentlichkeit irgendwo hineintreiben lassen. »Wir leben dieses ‚von Woche zu Woche vorzubereiten. Das können viele nicht mehr hören, aber es ist der Schlüssel dieses Jahr, dass wir uns jedes Spiel als das wichtigste Spiel vornehmen.«
Dieses nächste Spiel ist das gegen Hertha und die Borussen wollen es unabhängig vom ganzen Brimborium meistern. »Die Herangehensweise ist ähnlich wie zuletzt«, erklärte Dieter Hecking. Borussias Trainer lobte Hertha als eine »sehr disziplinierte Mannschaft, die nicht sehr viele Chancen braucht, um erfolgreich zu sein.« »Das Hauptaugenmerk liegt darauf, die Mannschaft so einzustellen, dass wir Hertha beschäftigen, Druck aufbauen und vielleicht auch wieder die nötige Geduld mitbringen«.
»Wenn wir gut verteidigen und in der Rückwärtsbewegung konzentriert und fokussiert sind, ist der erste Schritt getan«
Vor allem aber verweist der Coach auf die bislang so überragende Defensive, die in diesem Kalenderjahr noch kein Gegentor zugelassen hat. »Wir müssen diszipliniert gegen den Ball arbeiten, die Basics sind wieder sehr wichtig. Wenn wir gut verteidigen und in der Rückwärtsbewegung konzentriert und fokussiert sind, ist der erste Schritt getan. Der zweite Schritt ist dann, bei eigenem Ballbesitz möglichst viele Lösungen zu finden.«
Die Berliner kommen mit der Hypothek in den Borussia-Park, dass sie die Pokalschlacht ohne Happy-End gegen die Bayern in den Knochen haben. »Alle Mannschaften in der Bundesliga sind so gut trainiert, dass sie auch mal unter der Woche 120 Minuten gehen können«, erklärte Hecking. »Natürlich kommt da vieles zusammen. Wenn man so einen Fight gegen Bayern abliefert und dann am Ende in der Verlängerung verliert, spielt das sicher mental eine Rolle. Aber es liegt ja uns: Wenn wir sie in Ruhe lassen, wird das Spiel am Mittwoch keine Rolle gespielt haben. Lassen wir sie nicht in Ruhe, kann es vielleicht eine Rolle spielen, weil sei dann auch wieder viel laufen müssen. Das wird unsere Aufgabe sein – Berlin über ein gutes Positionsspiel, schnelles Passspiel und mit viel Bewegung zu beschäftigen.«
Zakaria fit - »Der Stollenabdruck war auch zu sehen«
Bei diesem Vorhaben kann Dieter Hecking mit Ausnahme Doucouré, Bennetts und Raffael personell aus dem Vollen schöpfen. Auch Denis Zakaria, der am Mittwoch frühzeitig das Training beenden musste, steht zur Verfügung. »Er hat einen Schlag auf die Kniescheibe bekommen, das tut natürlich im ersten Moment weh«, so Hecking. »Der Stollenabdruck war auch zu sehen«. Doch Auswirkungen auf Zakarias Einsatzbereitschaft wird es nicht haben.
So blicken alle gespannt auf den Samstag. Mögliche Rekorde und Bestmarken wollen Dieter Hecking und sein Team verdrängen und sich einfach nur auf das Spiel fokussieren. »Diese Aufgabe müssen wir lösen, dann ergibt sich vieles von alleine«. Auf geht’s …
von Marc Basten