Nachdreher aus dem Westfalenstadion

Gladbacher Frust: Alles wie immer in Dortmund

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Adeyemi durfte sich ungestraft austoben – nicht nur gegen Neuhaus (Foto: Christof Koepsel – Getty Images)

Borussia Mönchengladbach verliert wieder einmal bei Borussia Dortmund. Diese Niederlage war ärgerlich, weil sie durchaus vermeidbar war. Das lag zum einen am Versagen des VAR, zum anderen aber auch an den eigenen Unzulänglichkeiten.

Am Ende war es wie immer im Westfalenstadion. Die schwarz-gelben Borussen feierten den Sieg, die Gladbacher Borussen schlichen bedröppelt in die Kurve und bedankten sich bei den Fans. Die Niederlage kam für niemanden überraschend, doch ihr Zustandekommen war – nicht zum ersten Mal in Dortmund – ein echtes Ärgernis.

Fehlstart und schwierige Anfangsphase

Dass für die Gladbacher an diesem Abend ein Punktgewinn möglich war, konnte in der Anfangsphase der Partie niemand ahnen. Die Fohlen waren praktisch nicht existent und brachten den Ball kaum über zwei Stationen in den eigenen Reihen. Der Matchplan, so verriet es Philipp Sander später, sah vor, zunächst tief im 5-4-1-Block zu stehen. Dieser Ansatz war legitim, die Umsetzung jedoch mangelhaft. Denn auch ein tiefer Block funktioniert nur mit der nötigen Aggressivität, um den Gegner zu stören.

Doch die Gladbacher ließen es zu, dass sich die Dortmunder weitestgehend ungestört den Ball zuspielen konnten. Sie taten das ohne viel Esprit oder Tempo, doch eine unbedrängte Halbfeldflanke von Süle reichte, um nach zehn Minuten durch Brandt in Führung zu gehen. Bei der Vorbereitung des Tors gab es keine Gegenwehr, und im Strafraum herrschte Unordnung. Wie Letzteres zustande kam, war im anschließenden Review der Szene deutlich zu erkennen.

Das übersehene Foul und die VAR-Panne

Guirassy hatte Sander, kurz bevor Süle zur Flanke ansetzte, mit einem klassischen Schleuderwurf zu Boden befördert. Sander rappelte sich zwar wieder auf, kam aber zu spät, um den hinter ihm stehenden Brandt noch entscheidend zu hindern. »Das Foul ist ganz klar die Konsequenz, warum das Tor überhaupt fällt«, sagte Sander. Doch trotz seiner Proteste schaute sich Schiedsrichter Jablonski, dem nicht nur in dieser Szene der Durchblick fehlte, die Situation nicht an – auch weil im Kölner Keller offenbar Funkstille herrschte.

Im Fernsehen wurde spekuliert, der VAR habe die Szene womöglich nicht sehen können, weil die Wiederholung mit einer Kamera aufgenommen worden sei, deren Bilder im Kölner Keller nicht vorlagen. Doch schon aus der Perspektive der Hauptkamera war das Foul klar zu erkennen – dafür brauchte es keine Detektivarbeit.

Polanskis Ärger über den VAR

»Am Ende haben wir wieder das Thema VAR«, ärgerte sich Eugen Polanski. »Das spielt mir alles in die Karten. Ich will keinen VAR, auch heute nicht, obwohl er definitiv für uns hätte entscheiden müssen.« Dortmund verpasste es anschließend, nach dem Führungstreffer nachzulegen, auch weil Nicolas stark gegen Adeyemi rettete. Mit zunehmender Spieldauer kamen die Gladbacher besser in die Partie, auch wenn klare Torchancen Mangelware blieben.

»Wir waren dann besser drin«, bestätigte Sportchef Rouven Schröder. »Aber es hat sich durch die Partie gezogen, dass wir einfach wenig Abschlüsse hatten. Wir spielen ein bisschen um den Pudding herum – da muss man gieriger sein.« Auch Polanski sah es ähnlich: »Wir müssen den Ball nicht immer ins Tor tragen. Uns fehlte die Gier, es zu erzwingen.«

Hartes Borussen-Duell und fragwürdige Linie

Immerhin hielten seine Mannen nun konsequent dagegen, und es entwickelte sich ein intensives Borussen-Duell. Auch in dieser Phase wirkte Schiedsrichter Jablonski überfordert mit der Zweikampfbeurteilung. Dass er Adeyemi nach vier teilweise absurden Fouls und mehreren Provokationen ohne Verwarnung davonkommen ließ, war kaum nachvollziehbar. Dortmunds Trainer Niko Kovač reagierte klug und nahm den überdrehten Offensivmann früh vom Feld.

Zuvor hatte Adeyemi allerdings noch die beste Dortmunder Möglichkeit, als er einen Pressschlag mit Diks hervorrief, der Nicolas zur zweiten Glanzparade zwang. Ansonsten blieb das Dortmunder Offensivspiel bis weit in die Schlussphase harmlos. In der 73. Minute benötigten die Gladbacher dann Glück, dass der VAR erneut untätig blieb. Nach einem deutlichen Foul von Elvedi an Beier hätte eigentlich zwingend eingegriffen werden müssen.

Zwischen vermeintlicher Gerechtigkeit und verpasster Chance

Dass einige Beobachter anschließend von ausgleichender Gerechtigkeit sprachen, mochte Polanski nicht stehen lassen. »Sicher kann man da über einen Elfmeter diskutieren. Es ist nur ein Unterschied, ob das in der 75. Minute passiert oder zu Beginn des Spiels.« Es gab keinen Elfmeter für Dortmund, und Gladbach war kurz davor, sich den Ausgleich und damit einen Punkt zu verdienen. Doch bis auf den Schuss des eingewechselten Wael Mohya fehlten klare Abschlüsse.

»Es war ein ordentliches Auswärtsspiel, in dem du teilweise gut kombinierst und nach einer komplizierten Anfangsphase im Ballbesitz gut bist«, sagte Schröder. »Aber am Ende gewinnt Dortmund, weil wir einfach ein Stück weit zu kompliziert waren. Es geht darum, sich auch zu belohnen.« Die Belohnung blieb aus, und tief in der Nachspielzeit fiel schließlich der zweite Gegentreffer. Dass auch dieser irregulär war, weil Süle bei der Balleroberung mit der Hand ins Gesicht von Ranos langte, war am Ende nur noch eine Randnotiz. Unter dem Strich passte das alles zu einem gewohnt frustrierenden Auswärtsspiel im Westfalenstadion.

 


von Marc Basten

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