Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Hamburger SV

Furioser Beginn und später Doppelpack

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Reece Oxford jagt André Hahn, der sich trotz seines Treffers nicht nur vom Trikot-Design her verschlechtert hat. (Foto: Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

Reece Oxford jagt André Hahn, der sich trotz seines Treffers nicht nur vom Trikot-Design her verschlechtert hat. (Foto: Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach gewann das letzte Hinrundenspiel gegen den HSV vor allem, weil die Fohlenelf die Tore zum richtigen Zeitpunkt erzielte. Das Spiel stand auf der Kippe, ehe Raffael zweimal zuschlug. Mehr zur Leistung der Borussen in der Einzelkritik.

Yann Sommer: War kaum beschäftigt und musste während der 90 Minuten nur zwei Schüsse auf sein Tor halten. Beim Kopfball von Mavraj, den Stindl vor der Linie klärte, wäre er machtlos gewesen. In der Aktion beim Gegentor kam er richtigerweise raus, hätte sich vielleicht seitlich hineinschieben können, anstatt mit den Füßen nach vorne zu springen. So rutschte der Schuss von Hahn durch. Von seinen Abschlägen landeten einige im Seitenaus. Dass mehrere lange Bälle vom Gegner abgefangen wurden, lag weniger an Sommer, als an den in der Luft unterlegenen Mitspielern. Note 3,0.

Nico Elvedi: Machte über weite Strecken ein unauffälliges Spiel. Er löste mehrere Situationen gegen Kostic gut und schaltete sich nachhaltig mit nach vorne ein. Einige Male war er allerdings nicht auf der Höhe des Geschehens. So unterlief ihm im ersten Durchgang zunächst ein Fehler beim Stoppen des Balles, in dessen Folge er einen Freistoß verursachte. Bei diesem wiederum schlief er und ließ Mavraj köpfen - Stindl rettete auf der Linie. Kurz nach Wiederanpfiff bekam der Schweizer in einem Zweikampf einen Schlag ab. Danach lief er in einer Szene mit dem Ball ins Aus und auch ein Befreiungsschlag misslang. Vor dem Ausgleich spielte er einen zu kurz geratenen Pass in Richtung Oxford und kam dann nicht mehr hinter Hunt her. Unmittelbar darauf wurde er ausgewechselt. Note 4,5.

Matthias Ginter: Bot eine abgeklärte Leistung als Innenverteidiger. Mehrfach antizipierte er gut und fing Pässe ab. In den direkten Duellen konzentriert und stabil. Im Aufbau ohne Risiko und mit mehr als ordentlichem Passspiel. Zwei verunglückte Anspiele blieben folgenlos. Beim Gegentor ohne Chance, den perfekten Pass von Hunt zu stoppen. Am Ende stieß Ginter bei einem Angriff noch energisch mit nach vorne. Note 3,0.

Jannik Vestergaard: Lieferte sich mit dem Ex-Kollegen André Hahn einige kernige Duelle, bei denen er fast immer die Oberhand behielt. Überhaupt war Vestergaard enorm stabil in den Zweikämpfen und ließ nichts anbrennen. Auffällig, dass der Däne im Positionsspiel immer stärker wird. Enorm wichtig war die Rettungstat mit langem Bein gegen Hahn, nachdem sich dieser gedreht hatte und aus zentraler Position wuchtig abzog. Als es im Gladbacher Strafraum drunter und drüber ging, klärte Vestergaard innerhalb kürzester Zeit mehrfach am Elfmeterpunkt. Im Aufbauspiel mit etwas mehr Streuung als gewohnt. Note 2,5.

Oscar Wendt: War defensiv bei der Sache, auch wenn er den einen oder anderen Zweikampf nicht für sich entscheiden konnte. Positionell war es in Ordnung, auch die Momente um sich nach vorne einzuschalten wählte er mit Bedacht. Ein Distanzschuss vor der Pause flog ans Außennetz. Beim Ausgleichstor allerdings entscheidend beteiligt, als er eigentlich bei Hahn war und genau im Moment des Abspiels von Hunt einen unverständlichen und plötzlichen Richtungswechsel einschlug. Als er das korrigieren wollte, hatte Hahn schon den entscheidenden Vorsprung. Note 3,5.

Reece Oxford: Etwas überraschend bei seinem Heimdebüt als Sechser aufgeboten. Startete mit einem fulminanten Lattenschuss, nachdem er einen Eckball mit der Brust angenommen hatte. Der junge Engländer verzeichnete mehrere gute Balleroberungen in bester Zakaria-Manier. Einmal sprang ihm der Ball an die Hand, was der Referee zurecht als unabsichtlich wertete. Oxford ließ sich auch von einem fiesen Tritt von Ekdal aufs Sprunggelenk nicht beirren. Als er merkte, wie hart die Zweikämpfe in der Liga geführt werden, reagierte er und wehrte sich sofort. Bei der Entstehung des Gegentors involviert, allerdings konnte er mit dem verunglückten Zuspiel von Elvedi nicht rechnen und kam nicht mehr hin. Äußerst bemerkenswert Oxfords Ballsicherheit - eine Passquote von 97 Prozent ist herausragend. Note 2,5.

Michael Cuisance: War der offensivere Teil der ›Bubi-Doppel-Sechs‹, wobei er durchaus aufmerksam mit verteidigte und einige Male den Ball eroberte. Wenn es nach vorne ging, war Cuisance mit viel Eifer dabei. Er neigt zwar immer noch dazu, die Situationen unnötig zu verkomplizieren, aber die Prise Genialität ist unverkennbar. Der Pass auf Raffael war Weltklasse, der Pfostenschuss frech und mutig. Gefährlich fürs eigene Team wurde es in den Szenen, als Cuisance mit Ball parallel zur Mittellinie aufdrehte und in einen Gegenspieler lief. Der Franzose erntete Pfiffe, als er einen Ball zurückspielte und anschließend bei erneutem Ballbesitz einen langen Panik-Pass blind nach vorne spielte. Mit seinem Zuspiel auf Stindl stand Cuisance an der Basis des 3:1. Rannte noch weit in der Schlussphase mit viel Elan nach vorne. Am Ende war er mit knapp 12 Kilometern der laufstärkste Akteur auf dem Platz. Note 3,0.

Patrick Herrmann: Nach seiner Genesung erstmals wieder im Kader und dann gleich in der Startelf. Er war von Beginn an ›on fire‹, holte die erste Ecke raus und hielt das Gladbacher Powerplay mit einer mustergültigen Grätsche beim Gegenpressing aufrecht. Er gewann sogar ein Kopfballduell nach langem Abschlag von Sommer und klärte zwei-, dreimal aufmerksam im eigenen Strafraum. Überhaupt war Herrmann sehr fleißig in der Rückwärtsbewegung. Pech hatte er beim schulbuchmäßigen Konter über Raffael und Hazard, als er mit dem Ball am Fuß in den Strafraum lief. Die Grätsche von Papadopoulos stoppte Herrmann im allerletzten Moment. Nach der Pause mit der mustergültigen Flanke zu Raffaels Kopfballchance und einem Distanzschuss ans Torgestänge. Wurde zwanzig Minuten vor dem Ende durch Grifo ersetzt, als die Kräfte schwanden und sich Flüchtigkeitsfehler häuften. Note 3,0.

Thorgan Hazard: Krönte die überfallartige Anfangsphase der Borussia mit dem Treffer zum 1:0. Er leitete das Tor mit seiner Aktion an der Außenlinie ein, startete durch und traf mit einer fließenden Bewegung von Ballmitnahme und Abschluss überlegt ins Eck. Hazard blieb weiter sehr auffällig und war oft am Ball, auch wenn er im Bemühen, mit Läufen Raum zu gewinnen, ein paar Mal den Zeitpunkt für ein Abspiel verpasste. In einigen Aktionen verlor er zu lässig den Ball. Hatte Anfang der zweiten Halbzeit die Großchance zum 2:0, doch Mathenia rettete mit einem Reflex. Hazard musste nach einem Rückpass das lauteste Pfeifkonzert über sich ergehen lassen, wobei genau dieser Pass die Basis für den Angriff war, als Raffael per Kopf knapp scheiterte. Nach Grifos Einwechslung kam Hazard über rechts, fing dort den Pass von Papadopoulos ab und leitete mit seinem Zuspiel auf Grifo den Treffer zum 2:1 ein. Ganz stark sein Laufweg vor dem 3:1, als er im Gegensatz zum 1:0 von außen nach innen zog. Er umspielte Mathenia und legte Raffael mustergültig auf. Blieb bis in die Schlussminuten sehr aktiv. Note 2,5.

Lars Stindl: Der Kapitän ging in der stürmischen Anfangsphase vorneweg und verteilte klug die Bälle. Zwar trat er nach einer flach ausgeführten Ecke über den Ball, doch kurz darauf leitete er mit seinem Zuspiel auf Raffael den Führungstreffer ein. Auch in der Folgezeit mit großem Aktionsradius. Stindl ließ sich oft zwischen die Sechser fallen um wichtige Anschlussarbeit zu erledigen. Bewahrte sein Team mit der Kopfballklärung vor der Linie vor dem frühzeitigen Ausgleich. Im zweiten Durchgang gingen zusehends Konzentration und Kräfte verloren. Stindl unterliefen mehrere Ballverluste und Stockfehler. Obwohl schon auf dem Zahnfleisch daherkommend leitete er mit einem wunderbar getimten Pass auf Hazard den entscheidenden Treffer zum 3:1 ein. Note 3,0.

Raffael: In der stürmischen Anfangsphase mittendrin und mit dem Klasse-Assist im ›Iniesta-Stil‹ auf Hazard zum 1:0. In diesem Abschnitt auch bissig in der Ballrückeroberung. Im weiteren Verlauf tauchte er phasenweise ab. Raffel hatte die wenigsten Ballkontakte aller Startelfspieler, doch die hatten es in sich. Nach dem Traumpass von Cuisance schoss er knapp am Tor vorbei, die Hazard-Chance zum 2:0 leitete Raffael mit einem weiten Pass ein. Nach Herrmann-Flanke scheiterte der Brasilianer per Kopf am stark reagierenden Keeper, den er dann beim trocken ins kurze Eck geflammten Schuss zum 2:1 düpierte. Mit dem 3:1 fünf Minuten später, als er aus kurzer Distanz das Hazard-Zuspiel über die Linie drückte, machte Raffael den Deckel drauf. Note 2,5.

Tony Jantschke: Ersetzte Elvedi nach dem Gegentor. Half, die unsichere Phase danach zu überstehen, indem er Stabilität und Ruhe reinbrachte. Im Passspiel nach vorne ordentlich. Ohne Note.

Vincenzo Grifo: Ersetzte Herrmann und ging auf die linke Seite, Hazard kam über rechts. Mit dem schlauen Tänzchen und dem Assist für Raffael gleich entscheidend am Führungstreffer beteiligt. Danach mit weiteren gelungenen Aktionen - bei seinem (zur Ecke abgefälschten) Torschuss wäre auch eine Ablage auf den freistehenden Oxford möglich gewesen. Ohne Note.

Marcel Benger: Der 19-jährige defensive Mittelfeldspieler kam in den letzten zwei Minuten zu seinem Bundesligadebüt. Wohl auch, um dem noch jüngeren Oxford einen Applauswechsel zu ermöglichen. Immerhin spielte Benger noch einen klärenden Rückpass zu Sommer und gewann einen Zweikampf. Ohne Note.

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