Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Schalke 04 1:1 (1:0)

Es war mehr drin

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Mit raumgreifenden Schritten - Denis Zakaria (Foto: Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

Mit raumgreifenden Schritten - Denis Zakaria (Foto: Dean Mouhtaropoulos / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach musste am Ende das Remis gegen Schalke 04 akzeptieren. Es war mehr drin für die Fohlenelf, die insgesamt eine ordentliche Leistung zeigte, aber unter der fragwürdigen Praxis des Videobeweises zu leiden hatte.

Yann Sommer: Holte sich Sicherheit, als er den ersten hohen Ball fing. Den Kopfball von Kehrer hielt er fest, einen Schuss aus spitzem Winkel parierte er im Nachfassen. Die weiteren Aktionen auf sein Tor waren zumeist ›Pflichtbälle‹ aus der Distanz, die Sommer keine Komplikationen bereiteten. Beim Eigentor machtlos, weil er von Vestergaard auf dem falschen Fuß erwischt wurde. Bei den Abschlägen erneut mit einiger Streuung, allerdings auch ohne Abnehmer, die hohe Bälle sichern könnten. Mit der Rettungstat kurz vor Schluss gegen Burgstaller hielt Sommer den Punkt fest. Note 2,5.

Nico Elvedi: Wieder als Rechtsverteidiger aufgeboten, wo er oft weit vorgeschoben agierte. Dort kam er auch zu mehreren Aktionen, die er jedoch statisch und ohne Raffinesse durchführte. Ganz schwach seine Hereingabe unmittelbar vor dem Pausenpfiff. So blieb seine Ausbeute die eine oder andere Ecke. Sah früh für eine Grätsche von der Seite gegen Embolo - bei der er klar den Ball spielte - eine unberechtigte Gelbe Karte. Es war zudem seine Fünfte - er fehlt am Dienstag in Freiburg. Unterm Strich unterliefen Elvedi einige Fehlpässe zu viel und in den direkten Duellen war der Schweizer nicht so standhaft wie zuletzt. Note 4,0.

Matthias Ginter: Hatte zunächst zwei Szenen in der Offensive nach Eckbällen: Erst scheiterte er mit einem guten Kopfball an Fährmann, eine weitere Ecke verlängerte er beim Versuch, aufs Tor zu köpfen, entscheidend zu Kramers 1:0. Nach einer halben Stunde rettete Ginter reflexartig per Kopf vor der Linie gegen einen Schuss von Kehrer. Defensiv agierte der Nationalspieler sehr stabil mit hervorragender Zweikampfquote. Seine Körpersprache war grundsätzlich aggressiver als zuletzt - in Richtung Gegner und Mitspieler gleichermaßen. Beim Passspiel sicher, nur ein Fauxpas im Aufbau führte nach der Pause zu einer gefährlichen Schalker Chance. Note 2,5.

Jannik Vestergaard: Sehr ruhig und bedacht am Ball mit guten Pässen im Aufbauspiel. Bei Zweikämpfen aus dem Spiel heraus in der Luft stark und am Boden solide. Nach ruhenden Bällen im Duell mit Naldo zweimal unterlegen. Zur Chance von Kehrer, die Ginter vor der Linie rettete, legte Vestergaard unfreiwillig auf. Klasse war seine Rettungsaktion gegen Embolo. Das Eigentor war extrem unglücklich, auch weil es mit einem Schulterblick vermeidbar gewesen wäre. Vestergaard musste nicht hingehen, da hinter ihm noch Ginter und Elvedi waren. So beförderte er den Ball verhängnisvoll ins kurze Eck. Note 3,0.

Oscar Wendt: Hatte mit Caligiuri einige Schwierigkeiten, was sich auch in der Zweikampfstatistik bemerkbar machte (nur 31% gewonnene Duelle). Die Abstimmung mit Grifo funktionierte noch nicht optimal. Vor einem Schalker Konter verlor Wendt den Zweikampf, bei der ersten Burgstaller-Chance legte er unfreiwillig auf. Nach vorne war der Schwede durchaus aktiv, u.a. kam die Flanke zum Hazard-Kopfball von ihm. Das vermeintliche Foul vor der Elfmetersituation war ein ganz normaler Zweikampf, den der Schiedsrichter im realen Tempo genau richtig beurteilt hatte, sich dann aber etwas anderes zuflüstern ließ. Vor dem Konter in der Schlussphase, als Sommer gegen Burgstaller rettete, verlor Wendt das Duell. Note 4,0.

Denis Zakaria: Eine gute Leistung mit viel Power und Dynamik. Exzellent, wie er im Stil von ›Pac-Man‹ unaufhörlich Bälle einsammelte und verarbeitete. Dabei ging er mehrfach mit Wucht und langen Schritten nach vorne - selbst in der Schlussphase, als er Bobadilla auf diese Art mustergültig einsetzte. Ließ sich im Wechsel mit Kramer zurückfallen und baute mit auf. Im ersten Durchgang hatte Zakaria den Mut zum Abschluss aus der zweiten Reihe. Nach der Pause schien er sich kräftemäßig dem Limit zu nähern, doch er biss sich durch. Note 2,0.

Christoph Kramer: Der ›Balance-Bewacher‹ ist wieder da und das tat der Gladbacher Struktur sichtlich gut. Er war viel unterwegs, lief die Schalker bei Ballbesitz ständig energisch an und ging giftig drauf. Sehenswert, wie er die Bälle erkämpfte und pirouettendrehend mit Körpereinsatz behauptete. Mit klugen Pässen ein wichtiger Ausgangspunkt der gefälligen Kombinationen. Bei der Ecke und dem Kopfball von Ginter mit dem richtigen Riecher, so dass er den Ball mit langem Bein ins Tor heben konnte. Später konnte sich Kramer mit einem ›Tunnel‹ gegen einen Schalker in Position bringen, doch er verpasste die Entscheidung zwischen Linksschuss und Abspiel. Beim Ausgleichstreffer konnte er die Hereingabe von Caligiuri nicht verhindern. Elf Minuten vor Schluss machte er, von Krämpfen geplagt, Platz für Cuisance. Note 2,0.

Thorgan Hazard: War wie gewohnt viel auf Achse und versuchte einiges. Spielwitz war durchaus vorhanden, aber letztlich blieb vieles brotlose Kunst. Es waren einige eigensinnig anmutende Aktionen dabei, bei denen Hazard sich ins Getümmel stürzte und festlief. Zwei gute Gelegenheiten hatte er dennoch: Zum einen den Rechtsschuss, der flach am Tor vorbei flog sowie den Kopfball parallel zur Torlinie. Der war allerdings schwer zu verarbeiten. Ging nach der Herausnahme von Grifo auf die linke Seite, wo er sich ebenfalls mehrmals festlief. Note 3,5.

Vincenzo Grifo: Begann mit einer sehenswerten Direktweiterleitung auf Wendt und war auch in der Folgezeit ein fester Bestandteil des Gladbacher Kombinationsspiels. Der Ex-Freiburger zeigte sich ungemein passsicher, lediglich ein Fehlpass in der Anfangsphase führte zu einem Gegenstoß der Gäste. Grifo machte nochmals deutlich, dass er ein Instinktfußballer ist. So bei der Balleroberung gegen Kehrer und dem anschließenden Lattenschuss. Da wollte er es vielleicht etwas zu schön machen, wobei der Treffer (wer weiß das schon so genau bei der Regelauslegung) wahrscheinlich wegen der vorangegangenen Abseitsposition nicht gezählt hätte. In der zweiten Halbzeit mit einem starken Schuss aus spitzem Winkel durch den Schalker Pulk. Defensiv, trotz enormer Laufleistung, verbesserungswürdig. Aber Grifo lebt von der Kreativität und den Pässen, die Fahrt und Präzision haben und im gegnerischen Strafraum für Verwirrung sorgen. Machte eine Viertelstunde vor Schluss Platz für Bobadilla. Note 3,0.

Lars Stindl: Wie gewohnt ein großes Laufpensum des Kapitäns, der als Ballverteiler und ›Raumausstatter‹ unterwegs war. Das machte er mit einer hohen Passsicherheit. Stindl erzielte ein Tor, das wegen vermeintlichen Abseits in der Entstehung der Situation nicht gegeben wurde. Auch den Elfmeter holte er gegen Naldo heraus, doch erneut intervenierten die komischen Köpfe im Kölner Keller. Stindl wirkte in der Folgezeit deutlich genervt und hatte Glück, dass er nicht noch Gelb wegen Ballwegschlagens sah. Die Schalker jedenfalls forderten dies überaus eifrig. Eine richtig gute Möglichkeit hatte Stindl nach dem abgewehrten Grifo-Schuss, als er mit links den Ball nicht richtig traf und deutlich verzog. Note 3,0.

Raffael: War gegen seinen Ex-Klub sichtlich motiviert und legte weite Wege zurück. Er stellte den Schalkern einige knifflige Aufgaben. Mit einem ›Bierdeckeldribbling‹ legte er auf für Grifos Lattenschuss. Manchmal wirkte Raffael sogar etwas übereifrig, so als er einen von Stindl für Hazard gedachten Ball annahm. Kämpferisch war es mehr als in Ordnung von Raffael, der allerdings auch das eine oder andere Mal wirkungsvoll ausgebremst wurde. Note 3,0.

Raúl Bobadilla: Kam für Grifo und übernahm Hazards Position auf der rechten Seite. In einer Situation wurde er von Zakaria steil geschickt, spielte den Ball bei der Mitnahme zunächst etwas zu weit vor sich und schlug dann einen misslungenen Haken. Ohne Note.

Michael Cuisance: Ersetzte ab der 79. Minute den angeschlagenen Kramer. Ein gefährlicher Wechsel, doch der junge Franzose hielt sich mit Risikoaktionen zurück. Ein Freistoß von halblinks geriet zu flach, einen Ball spielte er ins Seitenaus. Ohne Note.

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