Am 34. Spieltag im Mai 2011

Es war einmal in Hamburg …

Created by Rückblick - 2011 09.05.2018 - 14:11

Juan Arango brachte Borussia in Hamburg in Führung (Foto: Stuart Franklin / Bongarts / Getty Images)

Borussia Mönchengladbach am 34. Spieltag in Hamburg? Da war doch was. Richtig – in der berühmt berüchtigten Relegationssaison 2010/2011 gab es diese Partie ebenfalls am letzten Spieltag. Mit völlig unterschiedlichen Vorzeichen.

Mai 2011. Borussia Mönchengladbach hatte sich in den Monaten zuvor aus einer ausweglosen Situation aus dem Tabellenkeller ans Tageslicht gerobbt und es stand der finale Akt in der Hamburger Arena an. Wenige Wochen zuvor richteten die Gladbachfans den Blick wehmütig auf den Spielplan, der am Ende die Reise nach Hamburg bereithielt. Diesmal wäre es wohl die Fahrt zur Abschiedsvorstellung aus der Bundesliga, nachdem der Abstieg schon lange besiegelt sein würde.

Doch weit gefehlt. Unter Lucien Favre startete Borussia eine Aufholjagd, die gerade in den letzten Spielen nochmals richtig an Dynamik gewann. Der Heimsieg gegen Freiburg (2:0) war der dritte Erfolg in Serie, ehe es am letzten Spieltag nach Hamburg ging. Borussia hatte es plötzlich in der eigenen Hand, auf den Relegationsplatz zu klettern. »Trotzdem kann es noch in alle Richtungen laufen«, warnte Filip Daems damals. »Es kann in den Himmel oder in die Hölle gehen.«

Die Karawane der Borussen, die sich am 14. Mai 2011 nach Hamburg aufmachte (rund 8.000 Gladbachfans waren dabei), war nicht der befürchtete Trauerzug, sondern getrieben von der Hoffnung. Auch wenn Lucien Favre eine eindeutige Botschaft mit auf den Weg gegeben hatte: »Wir haben noch gar nichts erreicht, es gibt überhaupt keinen Grund, euphorisch zu sein.«

Zweifel nach dem Schlusspfiff: Levels, ter Stegen, Neustädter und Reus (Foto: Stuart Franklin / Bongarts / Getty Images)

Mit schlotternden Knien gegen den HSV

Es herrschte eine entsprechend fiebrige Stimmung auf den Rängen, als Schiedsrichter Manuel Gräfe anpfiff. Der Hamburger SV war jenseits von Gut und Böse, während den Borussen schon ein wenig die Knie schlotterten. Zumal es natürlich auch darum ging, wie sich die Konkurrenz aus Wolfsburg (auch damals im Abstiegskampf!) und Frankfurt schlug.

Zunächst sah es so aus, als ob das Gladbacher Wunder an diesem Nachmittag perfekt gemacht würde. Juan Arango brachte die Fohlenelf in der 42. Minute mit einem Freistoßtreffer in Front. Zur Pause stand Borussia auf Rang 15, bei Wolfsburg und Frankfurt waren keine Tore gefallen. Kurz nach Wiederanpfiff sah es richtig gut aus, weil Wolfsburg in Hoffenheim ins Hintertreffen geriet. Doch dann überschlugen sich die Ereignisse.

Frankfurt ging beim feststehenden Meister aus Dortmund in Führung und plötzlich war der direkte Abstieg wieder ganz nah. Derweil zog Wolfsburg den Kopf aus der Schlinge, in dem das Spiel in Hoffenheim gedreht wurde. Beruhigend für die Gladbacher, dass die Dortmunder sich die Meisterfeier nicht verderben lassen wollten und gegen Frankfurt zurückkamen. Doch dann gelang dem HSV durch Ben Hatira der Ausgleich und die Sorgenfalten auf Gladbacher Seite wurden nochmals tiefer.

Himmel oder Hölle - diesmal nur für den HSV

Zum Glück herrschten in Dortmund vor Beginn einer heißen Schlussphase klare Verhältnisse. Frankfurt war geschlagen und stand als zweiter Absteiger fest. Da Wolfsburg gleichzeitig in Hoffenheim den Auswärtssieg perfekt machte, war das Gladbacher Ergebnis in Hamburg letztlich ohne Bedeutung. Auch ein Sieg hätte der Borussia nicht gereicht, um sich direkt zu retten. So wurde das Drama um die zwei Akte gegen Bochum verlängert.

Sieben Jahre später begibt sich der VfL-Tross zum Saisonabschluss wieder an die Elbe. Auch diesmal geht es um etwas, doch ob die mögliche Teilnahme an den Qualifikationsspielen (was nicht umsonst das Wort ‚Qual‘ umfasst) zur Europa League erreicht wird, ist nicht annähernd so bedeutend, wie damals der Nichtabstieg. Daher kann die Reise nach Hamburg am letzten Spieltag 2017/2018 vergleichsweise entspannt angetreten werden. ‚Es kann in den Himmel oder die Hölle gehen‘ gilt diesmal nur für den HSV.

von Marc Basten

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