Gefangen in der Zeitschleife

»Es summiert sich in den letzten Wochen«

Created by Nachdreher zum Leipzig-Spiel
Das darf doch nicht wahr sein ... (Foto: Christof Koepsel / Bongarts / Getty Images)

Das darf doch nicht wahr sein ... (Foto: Christof Koepsel / Bongarts / Getty Images)

Der Fehlstart ins Jahr 2018 ist für Borussia Mönchengladbach nach dem 0:1 gegen RB Leipzig perfekt. Wieder fehlte nicht viel, doch am Ende standen die Gladbacher zum wiederholten Mal relativ ratlos mit leeren Händen da.

Es fehlt nicht mehr viel und man könnte die Geschichte von Borussia Mönchengladbach im Jahr 2018 als Fortsetzung von ›Und täglich grüßt das Murmeltier‹ verfilmen. Die Gladbacher scheinen gefangen in der gefühlt ewig gleichen Zeitschleife: Sie spielen nicht wirklich schlecht, aber auch nicht gut. Sie haben Chancen, vergeben diese aber fahrlässig. Sie schnuppern zumindest am Teilerfolg, stehen aber am Ende mit leeren Händen da.

So war es auch am Samstag gegen Leipzig. Wobei RB der mit Abstand beste Gegner der letzten Wochen war und eine These wiederlegte, mit der die Borussen gerne hausieren und die von Christoph Kramer auch am Samstagabend wiederholt wurde: »Wir definieren uns über Fußball spielen, sind eine spielerisch starke Mannschaft.«

Genau das war gegen Leipzig über weite Strecken nicht so. Durch das intensive Gegenpressing der Gäste bekamen die Borussen überhaupt keine Ruhe in ihre Aktionen. Unter Druck gerieten Kombinationsversuche zu einem Lotteriespiel und hier fehlten die spielerischen Lösungen.

Immerhin arbeiteten die Borussen aufmerksam und mit viel Engagement gegen den Ball. RB war präsenter und hatte ein optisches Übergewicht, die Gladbacher konnten die Leipziger Gefahrenmomente dennoch relativ gering halten. »Wir haben defensiv gut gearbeitet«, lobte Dieter Hecking zurecht. »In der ersten Halbzeit haben sich beide Mannschaften neutralisiert und wenig Räume hergegeben. Wir wollten aber mutiger und klarer im Spiel nach vorne sein und unsere Chance suchen.«

Doch auch nach der Halbzeit agierte Borussia eher im Stile einer Auswärtsmannschaft und überließ Leipzig die Initiative. Diese Herangehensweise ist nicht verwerflich und führte z.B. gegen Bayern zum Erfolg. Damals war man allerdings effizient vor dem gegnerischen Tor, diesmal zum wiederholten Mal nicht. Die Doppelchance quasi aus dem Nichts durch Patrick Herrmann und Lars Stindl nach dem mit Abstand besten Gladbacher Angriff wurde schludrig verballert. »Es zieht sich so durch, dass wir die Dinger in so Phasen nicht machen, um das Spiel dann auf unsere Seite zu ziehen«, sagte ein zerknirschter Lars Stindl.

Die Borussen tauchten im zweiten Durchgang öfter im gegnerischen Strafraum auf. »Wir haben vieles versucht«, sagte Hecking. »Es geht sicherlich noch zwingender, das wissen wir auch.« Auf der anderen Seite häuften sich die Abschlussmöglichkeiten für RB und nur einem glänzend aufgelegten Tobias Sippel war es zu verdanken, dass Borussia in der Schlussphase noch im Spiel und gefühlt dem Dreier sogar näher war.

»Wenn am Ende ein Tor in der Luft lag, dann eher für uns«, sagte Christoph Kramer. Leipzig schien etwas Tribut zu zollen für die intensive Arbeit auf tiefem Geläuf. Doch dann stach Joker Lookman. »Natürlich musst du in der 88. Minute so wach sein, um das verteidigen zu können«, ärgerte sich Hecking. »Nach dem Einwurf hätten wir schon im Mittelfeld Zugriff bekommen können und auch danach hatten wir Überzahl.«

Gleichwohl gab es in der Nachspielzeit für Hazard noch die Riesenchance zum Ausgleich. »Wenn du dann in der 92. Minute nochmals alleine auf den Torwart zuläufst und das Tor nicht machst, ist das sehr ärgerlich. Es summiert sich in den letzten Wochen«, sagte Hecking.

Der Fehlstart ins Jahr 2018 lässt sich nicht verleugnen, auch wenn die Protagonisten sich am Samstagabend zumeist in die üblichen Phrasen flüchteten (Grifo: »Wir dürfen uns nicht unterkriegen lassen« - Kramer: »Weitermachen und hart arbeiten«). Dieter Hecking deutete zumindest an, dass die Lage hinter verschlossenen Türen anders betrachtet wird, als öffentlich kommuniziert. »Sieben Punkte aus acht Spielen sind nicht unser Anspruch. Wir müssen die Situation annehmen und kritisch analysieren, was intern natürlich auch gemacht wird.«

Es wird höchste Zeit, dass Borussia aus der ›Murmeltier-Zeitschleife‹ ausbricht. Die gute Ausgangsposition wurde bereits verspielt und jetzt geht es darum, nicht gänzlich in den Negativsog zu geraten.

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