Nachdreher zum Topspiel gegen Schalke

»Es ist kein schlechter Punkt«

Created by von Marc Basten, Nadine Basten und Jan van Leeuwen
Yann Sommers Rettungstat (Foto: TORfabrik.de)

Yann Sommers Rettungstat (Foto: TORfabrik.de)

Nach dem 1:1 zwischen Borussia Mönchengladbach und Schalke 04 gab es fast nur ein Thema: Die unsägliche Auslegung des Videobeweises. Dass nebenbei noch Fußball gespielt wurde, ging in der allgemeinen Aufregung etwas unter.

Natürlich war die Empörung verständlich, die auch weit nach Abpfiff im Borussia-Park nicht abklingen wollte. Die Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns im Zusammenspiel mit den Videoassistenten in Köln brachten die Protagonisten zurecht auf die Palme. Und nicht nur die. Auch die Zuschauer im Stadion - inklusive der Journalisten auf der Pressetribüne, denen kein Monitor zur Verfügung steht - waren sauer, weil sie nicht mal im Ansatz nachvollziehen konnten, was zum Henker die allmächtigen Spielleiter da entschieden hatten.

Fakt ist, dass weder die mutmaßliche Abseitsposition in der Entstehung des vermeintlichen zweiten Tores zweifelsfrei belegt wurde - jedenfalls nicht in den öffentlich zugänglichen Bildern -, noch das angebliche Foul von Wendt in der Entwicklung der Elfmetersituation. Schon gar nicht war es der ursprünglichen Sprechweise entsprechend eine ›klare Fehlentscheidung‹, die dem Referee unterlaufen war, als er bei bester Sicht weiterspielen ließ.

»Der Schiedsrichter pfeift richtigerweise nicht ab«, kommentierte Sportdirektor Max Eberl die fragliche Szene. »Caligiuri wollte dieses Foul. Er geht in den Körper rein, wartet auf den Kontakt und lässt sich fallen. Im Live-Bild war uns allen klar, dass Caligiuri den Freistoß provozieren will.« So sah es auch Dieter Hecking, der sich auf dem Weg in die Kabinen ein lautstarkes Wortgefecht mit seinem ehemaligen Schützling lieferte.

Hecking kennt den ›cleveren‹ Caligiuri

»Der Schiedsrichter hat es richtig bewertet, dass der Schalker Spieler den Freistoß ziehen wollte«, sagte Hecking. »Zumal ich diesen Spieler aus der Vergangenheit ein bisschen kenne. Er macht das clever. Aber es war kein Foul.«

Auf der Pressekonferenz bügelte Hecking die Fragen nach dem Videoassistenten wütend ab. Als eindeutiger Befürworter des VAR muss der Frust über die stümperhafte Umsetzung sehr tief sitzen.

Bei dem ganzen Theater geriet ein wenig in Vergessenheit, dass an diesem Abend ursprünglich mal Fußball gespielt wurde. Und das gar nicht mal so schlecht, was zunächst an der Gladbacher Borussia lag. »Unsere Mannschaft hat heute ein richtig gutes Spiel gemacht«, sagte Dieter Hecking. »Gerade weil immer alle fragen, was zu Hause los ist mit der Borussia. Aber gegen die Bayern und heute haben wir das sehr gut gemacht.«

Borussia schaffte es immer wieder, Schalke auseinanderzuspielen

»Unsere Spielanlage war besser als die bei Schalke«, führte Hecking aus. »Wir wollten immer spielerische Lösungen suchen.« Max Eberl ergänzte: »Fußballerisch haben wir es immer wieder geschafft, Schalke auseinanderzuspielen.« »Wir hatten alles im Griff und haben den Ball gut laufen lassen«, bestätigte Yann Sommer. »Die erste Halbzeit war wirklich gut.«

Durch die Fehlinterpretationen der Unparteiischen ging es nur mit einem 1:0 in die Kabinen. »Es war klar, dass Schalke danach etwas mehr probieren würde«, sagte Sommer. »Aber wir hatten es immer unter Kontrolle.« Doch dann folgte das mehr als überflüssige Eigentor von Jannik Vestergaard. »Das war ärgerlich, aber das kann passieren«, nahm Sommer seinen Vordermann in Schutz.

Schalke hatte danach eine starke Phase, Borussia wackelte. Doch alsbald stand die Mannschaft wieder stabil, obwohl mit Christoph Kramer ein zentraler Akteur frühzeitig ausgewechselt werden musste. »Die zweite Halbzeit ging nicht klar an Schalke, es war sehr offen«, widersprach Max Eberl der Theorie von ›zwei unterschiedlichen Hälften‹. Schalke hatte zwar durch Burgstaller drei gute Chancen, aber auch die Borussen schnupperten am zweiten Tor. »Wir hatten durchaus zwei, drei Möglichkeiten, wo man nochmal hätte abgeben oder wo sie hätten vorher schießen können«, sagte Eberl. »Das sind Entscheidungen, welche die Jungs gefällt haben, die heute am langen Ende nicht so gut waren.«

»Eine Situation, wo in zehn Fällen neun Mal ein Tor fällt«

Drei Minuten vor Schluss rettete Yann Sommer gegen Burgstaller zumindest den einen Punkt. »Wir wollten unbedingt das zweite Tor schießen und laufen in den Konter«, schilderte Sommer die Szene. »Es war eine Situation, wo in zehn Fällen neun Mal ein Tor fällt. Da war das Glück ein bisschen auf unserer Seite.«

Ein Schalker Sieg wäre allerdings auch zu viel des Guten gewesen. Letztlich arrangierten sich die Borussen mit dem Remis. »Das war heute ein gutes Spiel von zwei Mannschaften, die es schaffen können, dauerhaft da oben zu sein«, meinte Hecking. »Es ist kein schlechter Punkt«, resümierte Sommer. »Es war ein Spitzenspiel und logisch, dass Schalke uns hier nichts schenken würde. Es war intensiv für beide Seiten.« Dass am Ende fast nur über den Videoschiedsrichter diskutiert wurde, hatte das Spiel wirklich nicht verdient.

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