Derby zum Auftakt

»Es gibt schlechtere Voraussetzungen«

Created by von Marc Basten und Nadine Basten
So soll es wieder sein (Foto: Alex Grimm / Bongarts / Getty Images)

So soll es wieder sein (Foto: Alex Grimm / Bongarts / Getty Images)

Die letzte Partie am Auftaktspieltag der neuen Bundesligasaison zur ungewohnten Anstoßzeit am Sonntag um 18 Uhr hat es wahrlich in sich: Borussia Mönchengladbach empfängt den 1.FC Köln. Die Gladbacher sind bereit.

Die neue Saison bringt einige Neuerungen mit, u.a. den Videoschiedsrichter und neue Anstoßzeiten. So steigt das rheinische Derby als letzte Partie des Wochenendes um 18 Uhr, also eine halbe Stunde später als bislang beim zweiten Sonntagsspiel. Und die Gilde der Schiedsrichter erhält Zuwachs: Neben Hauptschiedsrichter Deniz Aytekin, seinen zwei Assistenten und Tobias Christ als ›Vierten-Offiziellen‹ reist nun auch noch Bastian Dankert als ›Video-Assistent‹ an.

Ansonsten bringt der erste Spieltag vor allem eins mit sich: Die große Unsicherheit, wo eine Mannschaft wirklich steht. »Das ist immer dasselbe vor dem ersten Spieltag«, weiß Dieter Hecking. »Man hat die erste Überprüfung, wie man gearbeitet hat und was gut und was weniger gut läuft. Aber das Schöne ist, dass danach nicht die Saison beendet ist. Wir müssen auch noch 33 andere Spiele spielen.«

Der Auftakt ist stets ein Kopfsprung in unbekannte Gewässer, wobei es in diesem Jahr für die Borussia besonders wichtig ist, glatt einzutauchen. »Dass es gleich ein Derby ist, macht das Ganze ein bisschen prickelnder«, sagt Hecking. »Es gibt schlechtere Voraussetzungen. Wir fühlen uns gut vorbereitet. Dass es auch so ist, werden wir am Sonntag beweisen müssen.«

Bobadilla ist »startklar«

Die Wichtigkeit des Derbys ist allen Beteiligten bewusst, die Mischung aus Anspannung und Tatendrang war unter der Woche auch bei der Mannschaft deutlich spürbar. Für den Trainer heißt das, zwar die Konzentration auf das Spiel zu richten, aber gleichzeitig dafür zu sorgen, dass niemand überdreht. »Die Fokussierung ist da, aber die Woche ist lang. Wenn man am Sonntag um 18 Uhr spielt, muss man aufpassen, dass man den Spannungsbogen nicht falsch wählt.«

Deshalb, so Hecking, habe man am Freitag relativ ruhig trainiert. »Weil wir schon wissen, dass es am Sonntag zählt und nicht am Samstag beim Abschlusstraining.« Dieses letzte Training wird wie üblich hinter verschlossenen Türen stattfinden und dann wird sich entscheiden, inwieweit der erst am Donnerstag verpflichtete Raúl Bobadilla eine Rolle spielen könnte. Das erste Mannschaftstraining des Rückkehrers am Freitag ließ jedenfalls keine großen Rückschlüsse zu.

»Das heutige Training wollen wir nicht großartig bewerten«, bestätigt Hecking. »Raúl hat die Vorbereitung in Augsburg voll mitmachen können und deshalb gehe ich davon aus, dass er in einer guten Verfassung ist. Zumindest sah es heute Morgen so aus, dass er voll im Saft steht. Er ist startklar.«

Hecking rechnet mit einem Geduldsspiel

Auch wenn Hecking es pauschal nicht ausschließen wollte, so ist der gebürtige Argentinier wohl kein Kandidat für die Startelf. Eine Option für die Bank als Backup-Stürmer ist Bobadilla alle Mal. Ansonsten ist damit zu rechnen, dass Hecking die Startelf aus dem Pokalspiel in Essen vor einer Woche ins Rennen schicken wird. In die Karten schauen lassen will sich der 52-Jährige freilich nicht.

Personell gibt es lediglich ein Fragezeichen hinter Fabian Johnson. Den US-Nationalspieler bremsen Rückenprobleme aus, er trainierte am Freitag nicht mit. »Ob er dabei sein kann, ist noch offen«, sagt Hecking. Klar ist, dass Tony Jantschke (muskuläre Probleme) und Mamadou Doucouré (Trainingsrückstand) nicht zur Verfügung stehen. Timothee ›Kolo‹ Kolodziejczak ist gerade erst wieder ins Training zurückgekehrt, die beiden Knieverletzten Tobi Strobl und Josip Drmic muss man ohnehin außen vor lassen.

Dass es am Sonntag kein einfaches Fußballspiel ansteht, ist den Beteiligten unabhängig von Ligaauftakt und Derbyfieber klar. Schließlich kommt der FC mit Rückenwind in den Borussia-Park. »Die Mannschaft ist über Jahre gewachsen und hat das System Peter Stöger total verinnerlicht«, erklärt Hecking. »Sie spielen sehr diszipliniert, sind lautstark und haben über ihre schnellen Leute ein sehr gutes Umschaltspiel.« Folglich erwartet Hecking »ein Geduldsspiel«. »Wir müssen das ganze System Stöger ins Laufen bringen.«

Eberl lobt Dialogbereitschaft des DFB

Auch abseits des Spielfelds sind alle für das Derby gerüstet. Die Sicherheitsmaßnahmen (Glas- und Flaschenverbot etc) sind bekannt, insgesamt scheint in beiden Fanlagern vor allem die Freude auf eine sportliche Auseinandersetzung vorzuherrschen. »Ich hoffe, dass es so abläuft wie letzte Saison«, sagt Max Eberl. »Das waren Derbys, die von der Brisanz auf dem Rasen getragen waren, aber auf den Rängen war es absolut im Rahmen.« Vielleicht wird auch die unerwartete Ansage des DFB dazu beitragen, dass es friedlich bleibt. »Es hat mich gefreut, dass der DFB die Tür aufgemacht hat und in den Dialog mit den Ultras und Fangruppierungen aller Art einsteigen will«, so Eberl.

Die Unstimmigkeiten, die sich zwischen Verein und eigenen Fans im Frühjahr ergeben haben, sieht der Sportdirektor als ausgeräumt an. »Wir haben in der Sommerpause sehr viel mit den Fans gesprochen. Ich bin zu hundert Prozent davon überzeugt, dass es jetzt anders sein wird, als am Ende der letzten Saison.«

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