Einzelkritik: Manchester City - Borussia Mönchengladbach 4:2 (1:2)

Erst Extraklasse, dann überrollt

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Lange Zeit auf Augenhöhe (Foto: Dirk Päffgen)

Lange Zeit auf Augenhöhe (Foto: Dirk Päffgen)

Es war 45 Minuten ein Klassespiel von Borussia Mönchengladbach in Manchester. Nach der Pause vermischten sich eigene Nachlässigkeiten und die individuelle Qualität der Cityzens zu K.-o.-Tropfen für die Fohlenelf.

Yann Sommer: Kassierte früh das 0:1 durch einen unglaublichen Schuss von Silva, bei dem Sommer absolut machtlos war. In einer Situation spielte er zu kurz auf Elvedi, in einer anderen etwas mutig durch die Mitte. Bei sonstigen Rückpässen risikolos. Sicher bei hohen Bällen. Nach der Pause hielt er die Mannschaft mit seinen Paraden lange im Spiel. Der Reflex gegen Sterling entlockte dem englischen Radiokommentator auf der Pressetribüne ein geschrienes »brillant save«. Bei den Gegentoren in der Schlussphase konnte Sommer nichts ausrichten. Note 2,0.

Nico Elvedi: Samstag Coman, Dienstag Sterling - der junge Schweizer muss sich gleich auf allerhöchstem Niveau beweisen. In Manchester fing er mit einem Fehlpass an, fand dann aber ordentlich in die Partie. Ab Wiederanpfiff war es quasi vorbei mit vorwärtsverteidigen. Elvedi klärte vor Fernandinho zur Ecke, setzte im Strafraum eine saubere Grätsche an und blockte Delph routiniert ins Aus. Je länger das Spiel dauerte, umso mehr Probleme bekam er mit Sterling. Glück hatte Elvedi beim Brustzuspiel auf Sommer, als Sterling dazwischenkam. Beim Ausgleich fehlte ein halber Schritt, vor dem 2:3 verlor er den Zweikampf. Note 3,5.

Andreas Christensen: Sehr aufmerksam und stabil, vor allem im ersten Durchgang abgeklärt und mit sauberer Ballbehandlung und gutem Stellungsspiel. Vor dem 0:1 von Sterlings perfekter Hackenweiterleitung ausgehebelt. Ließ sich bei langen Bällen nicht abkochen, klärte im Laufduell mit De Bruyne. Im Aufbauspiel solide, u.a ein schöner öffnender Pass auf Wendt. Nach der Pause immer mehr unter Druck. Zunächst war er noch mehrfach gut positioniert, wenn es galt, die vielen Hereingaben von den Seiten zu entschärfen. Beim 2:2 hatte er Pech, als er am kurzen Pfosten nicht an den Ball kam. Vor dem 2:3 war er rausgerückt und verlor das Kopfballduell, was hinter ihm den Raum öffnete. Note 3,0.

Håvard Nordtveit: Bei eigenem Ballbesitz der linke Mann in der Dreierkette, gegen den Ball der linke Innenverteidiger. ›Howie‹ machte es gut, funkte mehrfach dazwischen und war auch in Luftduellen zur Stelle. Im Aufbau solide und ohne überzogenes Risiko. Nach der Pause, wie die Kollegen, unter Dauerdruck. Ein paar Mal kam er dazwischen, vor dem 2:2 rutschte er bei der Hereingabe ins Leere. Beim 2:4 gab er unfreiwillig für Bony den Doppelpasspartner. Note 3,5.

Oscar Wendt: Rückte bei gegnerischem Ballbesitz zurück in die Abwehrkette und hatte zunächst in Kombination mit Nordtveit alles im Griff. Sehr auffällig bei eigenen Angriffen. Er kombinierte sicher und selbstbewusst, passte sorgfältig und ohne dabei Tempo einzubüßen. Wachsam vor dem 2:1, als er den abgeblockten Stindl-Schuss mit seinem überlegten Pass in die Mitte auf Johnson wieder ›heiß‹ machte. Nach dem Wechsel mit zwei einfachen Fehlpässen kurz hintereinander, ohne dass diese von City erzwungen worden wären. Danach mit in der Abwehrschlacht involviert, wobei ihm in manchen Situationen der Kräfteverschleiß anzumerken war. Note 3,0.

Mo Dahoud: Spielte den ›Blitzpass‹ auf Korb zu dessen Chance in der Anfangsphase. Danach befreite er sich ein paar Mal mit Körpertäuschungen und beteiligte sich aktiv im Kombinationsspiel. Allerdings hier und da etwas sorglos, was prompt zu Ballverlusten führte. Auch im Passspiel hier und da flapsig. Nach der Pause ging er in der Angriffswelle der Hausherren völlig unter und machte zeitig Platz für Schulz. Note 4,0.

Granit Xhaka: Bemühte sich um Kontrolle und eine vernünftige Organisation im Spiel. Er zeigte sich für den Aufbaupass verantwortlich, daneben löschte er aufkommende Brände im defensiven Umschaltspiel. So setzte er gut nach, als Wendt die Kugel verlor. Am Ball mit einer riskanten Aktion nach Sommer-Zuspiel, als er so gerade noch zu Christensen abspielen konnte. In einer Situation schaute er zu lange und prompt wurde ihm der Ball abgeluchst. Beim 0:1 von Sterlings Hackentrick überrascht, ließ er da Silva durchlaufen. Nach der Pause, ebenso wie die Kollegen, nicht in der Lage, Entlastungsangriffe zu inszenieren. Stattdessen vollauf mit defensivem Überlebenskampf beschäftigt. Ein Freistoß aus über 30 Metern war ungefährlich, aber einen Versuch wert. Am Ende noch mit einem Verzweiflungsschuss. Note 3,0.

Julian Korb: Hatte in der Anfangsphase eine gute Gelegenheit, als er aus spitzem Winkel knapp vorbei zielte. Korb machte weite Wege, weil er immer wieder nach hinten lief, um Elvedi zu unterstützen. Klasse sein Schuss zum Ausgleich. Aus ähnlicher Position wie gegen Neuer traf er diesmal blitzsauber ins Eck und sicherte sich damit den Eintrag in der Vereinschronik als ›erster Auswärtstorschütze in der Champions League‹. Nach einer guten Stunde, als City drängte und sich Kolarov immer mehr in Szene zu setzen wusste, fing Korb an zu pumpen. Er hatte Mühe, die Doppelpässe zu unterbinden und musste sich irgendwann, wie alle Borussen, dem Druck der Gastgeber beugen. Note 3,0.

Fabian Johnson: Startete mit einem misslungenen Schuss, als ihm der Ball abrutschte. Sehr aufmerksam im Defensivspiel. Er korrigierte, als Nordtveit Wendt anschoss und sammelte immer wieder die Bälle ein. Leitete den Ausgleich mit einem beherzten Sprint durch die Gassen von Manchester ein. In der starken Phase vor dem Wechsel sehr aktiv, spritzig und kombinierfreudig. Nach der Pause nach zögerlichen Bemühungen um einen Spielaufbau nur noch damit beschäftigt, Räume zu schließen. Das gelang ihm besser als den Kollegen auf der rechten Seite. Musste mit einer Verletzung am Zeh zwanzig Minuten vor Schluss raus. Note 2,5.

Lars Stindl: Mit einer Aktion an der rechten Seitenlinie ermöglichte er Dahoud den Blitzpass zur ersten Chance von Korb. Stindl war präsent und passsicher. Eine brasilianisch anmutende Aktion brachte sogar anerkennenden Applaus der Engländer. Beim Ausgleich verlängerte er die Hereingabe von Johnson instinktiv, beim Führungstreffer stand er mit seinem geblockten Schussversuch an der Basis. Nach der Pause weitestgehend damit beschäftigt, hinten zu helfen. Bot sich zwar einige Male für Entlastungsangriffe an, bekam aber entweder nicht den Ball oder er blieb hängen. Note 3,5.

Raffael: Oft am Ball und bei vielen Angriffen eine wichtige Station im Kombinationsspiel. Fast jeder Pass des Brasilianers kam an. In der starken Phase vor der Pause war Raffael in seinem Element. Beim Tor blitzschnell reagiert und in Abstauermanier vollendet. Deutliche Probleme hatte er allerdings im Zweikampfverhalten, offensiv wie defensiv. Er war sehr ›weich‹ in den direkten Duellen und ließ sich mehrfach einfach abkochen. Nach der Pause schaffte er es nicht, den Ball zu halten oder Entlastungsangriffe mit zu gestalten. Erst in der Schlussphase vorne in Erscheinung getreten, als er nach dem abgewehrten Schuss von Hazard nochmal querlegte, anstatt es selbst zu probieren. Note 3,5.

Marvin Schulz: Ersetzte Dahoud in der 67. Minute und reihte sich ein, um sich den englischen Angriffswellen zu stellen. Er lief dabei hauptsächlich die Räume zu, richtigen Zugriff auf die Gegenspieler hatte er nicht. Insgesamt kam er nur auf acht Ballkontakte. Ließ vor dem Treffer zum 2:2 den Passgeber in seinem Rücken zur Grundlinie ziehen. Vorne einmal auf links aufgetaucht, mit vernünftigem Pass und einer beherzten ›Rebound-Aktion‹. Ohne Note.

Josip Drmić: Kam für den angeschlagenen Johnson. Mit einem ›Geradeaus-Versuch‹ blieb er stecken. Ansonsten mit überschaubarem Aktionsradius. Ohne Note.

Thorgan Hazard: Gab einen Schuss ab, der noch abgefälscht wurde und Joe Hart forderte. Im defensiven Umschaltspiel in zwei, drei Situationen mit ganz schwachen ›Alibi-Drehungen‹. Ohne Note.

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