Einzelkritik: Borussia Mönchengladbach - Bayer Leverkusen 2:1 (1:0)

Energieleistung im Spitzenspiel

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Durchgesetzt! (Foto: Mika Volkmann / Bongarts / Getty Images)

Durchgesetzt! (Foto: Mika Volkmann / Bongarts / Getty Images)

Mit offenem Visier bearbeiteten sich Borussia Mönchengladbach und Bayer Leverkusen am ersten Spieltag. Am Ende behielten die Borussen in einem ausgeglichenen Spiel die Oberhand und siegten dank einer mannschaftlichen Energieleistung.

Yann Sommer: Musste über die gesamte Spielzeit hellwach sein, was dem 27-Jährigen gelang. Wie alle wurde er von der Calhanoglu-Ecke überrascht, die durch den Strafraum segelte. Hervorragend die Rettungsaktion gegen den fiesen Schuss von Bellarabi. Beim Kopfball von Tah an die Latte mit dem Glück des Tüchtigen, ebenso beim Schuss von Kampl aufs kurze Eck, der am Außenpfosten landete. Stark die Parade, mit der Sommer das Eigentor von Christensen verhinderte. Dass Bellarabi die Sache nochmal scharf machte, konnte Sommer ebenso wenig verhindern, wie das Gegentor. Fünf gehaltene Torschüsse weist die Statistik aus, dazu drei abgefangene Flanken. Note 2,0.

Nico Elvedi: Hatte seine Schwierigkeiten mit dem Pressing der Leverkusener. Dem 19-Jährigen unterliefen auf engem Raum mehrere Fehlpässe, als er die Übersicht verlor. Manche Abspiele waren dermaßen offensichtlich, dass der Gegner keine Mühe hatte, den Ball abzufangen. In der Verteidigung machte es der Schweizer weitestgehend ordentlich, er gewann einige wichtige Duelle. So blockte er in einer Situation stark, nachdem Kramer zuvor den Ball etwas leichtfertig verspielte. Schlecht dagegen sein Verhalten nach der Pause, als er unnötigerweise versuchte, vor den Gegenspieler zu kommen und dabei weggeblockt wurde. Hieraus entstand eine Riesenchance für Bayer. Note 3,5.

Andreas Christensen: Die Leverkusener unterstellten ihm in der ersten Halbzeit ein Handspiel im Strafraum, wobei hier deutlich keine Absicht des Dänen vorlag. Borussias Abwehrchef lieferte in einem komplizierten Spiel eine ordentliche Leistung ab. Einige ›Muss-Duelle‹ entschied der 20-Jährige für sich, sonst wäre ein Leverkusener durch gewesen. Dagegen verlor er das Kopfballduell gegen Tah nach der Freistoßflanke, als der Ball an der Latte landete. Mit seinem Rettungsversuch nach der Pause fabrizierte er fast ein Eigentor, letztlich landete der Ball in der Szene doch noch im Tor. Super, wie Christensen sich im Aufbau immer anbietet und vorwärts einschiebt. Note 2,5.

Tony Jantschke: Hatte große Schwierigkeiten auf der linken Seite der Dreierkette, was natürlich auch an der Quirligkeit von Bellarabi und Calhanoglu lag. Aber Jantschke ließ in mehreren Situationen das Timing vermissen, das ihn eigentlich auszeichnet. Mehrfach ging er drauf und kam mit seiner Grätsche den berühmten Tick zu spät. Getreu dem Motto ›bist du am Boden, bist du weg‹ nahm er sich selbst aus dem Spiel. Im Passspiel unter Druck mit einiger Streuung. In den Luftduellen machte es der 26-Jährige dagegen gut. Blieb zur Pause verletzungsbedingt in der Kabine. Note 4,0.

Christoph Kramer: War natürlich gegen seinen Ex-Klub besonders ›heiß‹, hielt sich aber in Bezug auf übertriebene Aktionen klug zurück. Ein oder zweimal hielt er den Ball zu lange und drehte sich in unnötige Dribblings, ansonsten agierte er sehr klar und überlegt. Unermüdlich war er damit beschäftigt, den Gegenspielern das Fußballleben schwer zu machen. Unzählige Ballgewinne und Störaktionen gingen auf sein Konto, der 25-Jährige riss die Kollegen immer wieder mit. Kramer sah fünf Minuten vor der Pause Gelb, doch er geriet trotz seines intensiven Spielstils nicht mal in die Nähe eines Platzverweises. Leitete das 1:0 mit einem schnell ausgeführten Freistoß ein. Note 2,0.

Tobias Strobl: Bestätigte den guten Eindruck der letzten Wochen und erwies sich in Zusammenarbeit mit Kramer als die Idealbesetzung gegen das Leverkusener Pressing. Zum einen ging er unermüdlich in die Zweikämpfe und gefiel mit seiner körperlichen Präsenz. Zum anderen behielt er stets die Ruhe und Übersicht. Er spielte einige ganz starke Pässe, u.a. einen tollen weiten Ball auf die rechte Seite. Strobl hatte immer das Gesamtbild im Auge und lief klug die Lücken zu, die sich nach offensiven Umschaltmomenten im eigenen Verbund ergaben. Beim Ausgleichstor stand er zunächst beim Torschützen, reagierte aber nicht mehr, als Bellarabi den Ball zurück vors Tor köpfte. Sah Gelb für ein unbedingt notwendiges taktisches Foul in der Nachspielzeit. Note 2,5.

Ibrahima Traoré: Sorgte wie gewohnt auf der rechten Seite für einigen Wirbel. Mit schnellen Drehungen und tollen Antritten brachte er sich mehrfach in Position. Schade, dass er es zu selten schaffte, seine eigene starke Vorarbeit zu finalisieren. Auch gegen Leverkusen fehlte seinen Torschüssen und einigen Abspielen das gewisse Etwas. Andererseits war der direkte Pass vor Hahns Lupfer-Chance genial. Nach der Pause schenkte der 28-Jährige eine Ecke her, die er ins Toraus zirkelte. Machte nach einer Stunde Platz für Johnson. Note 3,0.

Oscar Wendt: Der Schwede musste in dieser Partie ans Limit gehen, weil Bellarabi und auch der nachrückende Jedvaj ihn immer wieder forderten. Im Spiel nach vorne daher oftmals ausgebremst und unter Bedrängnis mit einigen komischen Abspielen. Unter anderem hatte ein blinder Pass in die Mitte den ersten Torabschluss von Bellarabi zur Folge. In vorderster Front trat er bei Rebound nach Raffaels Schuss in Erscheinung, den Leno ins Gesicht bekam. Die Statistiker zählten bei Wendt die meisten Fehlpässe aller 22 Akteure. Note 3,5.

Lars Stindl: Ein starkes Spiel von Borussias Kapitän, der sich mit dem Siegtreffer in der Schlussphase nachträglich noch zum 28. Geburtstag beschenkte. Stindl legte ein großes Laufpensum zurück und arbeitete mit hoher Intensität nach hinten. Als Gestalter trat er bei den Umschaltaktionen in Erscheinung. So bereitete er die Doppelchance von Raffael und Wendt mit seinem Direktpass vor und aufgrund seines phänomenalen Durchsetzungswillens leitete er den Angriff zu Hahns Lupfer-Chance ein. Fußballerische Klasse, Einsatzwillen und ein besonderes Auge für die Situation - Lars Stindl zeigte alle Facetten. Note 2,0.

André Hahn: Mit großer Leidenschaft unterwegs, lief er auch hoffnungslos erscheinenden Bällen hinterher. Hatte einen ersten guten Abschluss, als Leno Hahns Linksschuss um den Pfosten lenkte. Mit seinem ›Laufgedränge‹ forcierte er Fehler der Gegenspieler, einen davon nutzte er aus. Beim Tor spekulierte er richtig, behielt die Nerven und fackelte nicht lange. Bei der Großchance kurz zuvor versprang ihm der Ball ein wenig bei der Mitnahme und der anschließende Lupfer landete am Kopf von Leno. Nach der Pause weiter unermüdlich, holte aus einer Situation gekonnt eine maximal mögliche Ecke heraus und erzwang eine weitere durch intensive Störarbeit. Note 2,5.

Raffael: Hatte weitaus weniger Freiheiten als bei seiner Gala gegen Bern, dennoch war der Brasilianer an nahezu jedem Angriff der Borussia beteiligt. Er hatte die erste Chance, als er nach Stindl-Pass gegen Jedvaj gut verzögerte, aber an Leno scheiterte. Weltklasse seine ›Bierdeckeldrehung‹ mit anschließendem Antritt und dem Zuspiel zu Hahns erstem Abschluss. Auch beim Spielzug zu Hahns Lupfer-Chance war Raffael involviert. Nach der Pause mit einem tückischen Freistoß, der Leno vor große Probleme stellte. Später traf Raffael nach einem ›Doppelhaken‹ das Außennetz. Herausragend Raffaels Siegeswille, als der Edeltechniker in der Nachspielzeit im Mittelfeld die Grätsche auspackte und den Ball sauber eroberte. Note 2,5.

Jannik Vestergaard: Ersetzte zur zweiten Halbzeit den angeschlagenen Jantschke und übernahm dessen Position links in der Dreierkette. Das war kompliziert und auch ein stückweit riskant, denn der flinke Bellarabi zog den Hünen mehrfach auf die Seite. Alles in allem löste es Vestergaard ordentlich. In einigen Situationen ließ er die mögliche ruhige Rückwärtsaktion sausen und drosch den Ball lieber einfach nach vorne. Der Däne wurde bei einer Ecke im Strafraum elfmeterwürdig umgerissen. Note 3,5.

Fabian Johnson: Kam in der letzten halben Stunde für Traoré und spielte auf der rechten Seite. Hier mit ein paar guten Antritten, zudem zog er zwei Foulspiele in interessanter Position. Defensiv aufmerksam, allerdings bei der Hereingabe von Wendell zum Ausgleich etwas halbherzig beim Störversuch. Dafür nötigte er mit seinem Einsatz Kampl und Baumgartlinger zum Missverständnis, das Hazard vor dem Siegtreffer in Ballbesitz brachte. Ohne Note.

Thorgan Hazard: Brauchte 67 Sekunden für den goldenen Assist. Auch danach noch auffällig mit entlastenden Dribblings. Ohne Note.

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