Einzelkritik 9. Spieltag: Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt 4:2 (2:0)

Viel Leidenschaft und Wille beim Sieg über die Eintracht

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Verdienter Jubel nach einem verdienten Heimsieg der Borussia (Foto: TORfabrik.de)

Trotz der hohen Belastung in diesen Tagen und Wochen warfen die Spieler von Borussia Mönchengladbach beim Heimsieg gegen Eintracht Frankfurt alles in die Waagschale und verdienten sich den Erfolg auf ganzer Linie. Die Einzelkritik.

Yann Sommer: Parierte einen Paciencia-Kopfball sicher im unteren Eck und bekam ansonsten nur relativ wenig Bälle auf den Kasten. Diese Pflichtaufgaben löste der Goalie problemlos. Ein schwierig zu verarbeitendes Zuspiel von Elvedi schlug er mit links ins Seitenaus. Ansonsten gut mitspielend, wobei er es manchmal einen Tick unnötig eng werden ließ. Das erste Gegentor kassierte er aus kurzer Distanz, da gab es kaum Reaktionszeit. Komisch sah es dennoch aus - Sommer wurde angeschossen und musste den Ball ins Tor prallen lassen. Beim zweiten Frankfurter Anschlusstreffer machtlos, dazu ‘guckte’ er zwei Kopfbälle von Kamada am Tor vorbei. Note 3,0.

Stefan Lainer: Wieder eine vorbildliche kämpferische Leistung des Österreichers, der Mitte der zweiten Halbzeit nach einer Grätsche die Kollegen pushte und dafür von den Rängen gefeiert wurde. Er hielt den zuletzt so starken Kostic über weite Strecken gut unter Kontrolle, nur vor dem ersten Gegentor ließ er ihm zu viel Platz bei der Flanke und ging nicht energisch genug hin. Pässe, Flanken und Hereingaben waren einige Male zu ungenau, dennoch war seine vorwärts orientierte Aktivität sehr wichtig. So leitete Lainer den Angriff zum 2:0 mit dem Zuspiel auf Herrmann mit ein. Mit seinen Sprints ohne Ball nach vorne schafft er Präsenz, wodurch die gegnerischen Verteidiger reagieren müssen, was wiederum dem ballführenden Mitspieler hilft (z. B. Herrmann). Diese ‘Nachrückläufe’ von Lainer sind Gold wert. Note 3,0.

Tony Jantschke: Wäre fast per Kopf nach Bénes-Ecke erfolgreich gewesen - der Ball strich nur ganz knapp über den Kasten. In der Defensive mit der notwendigen Körperlichkeit gegen die Frankfurter Angreifer, aber in einigen direkten Duellen nicht so kompromisslos, wie zuletzt. Zwei-, dreimal passte das Timing nicht, was aber letztlich folgenlos blieb. Mit seinem schönen Pass auf Embolo stand Jantschke an der Basis des Führungstreffers. Zur Pause musste er wegen muskulärer Probleme draußen bleiben und wurde durch Beyer ersetzt. Note 3,0.

Nico Elvedi: Machte eine sehr ordentliche Partie und zeigte ein gutes Stellungsspiel. Mehrfach lief er Steilpässe sicher ab und blieb auch dann stabil, wenn die Gegenspieler den Körperkontakt suchten. Am Ball wie gewohnt sicher und mit einigen zügigen Pässen, mit denen er das Aufbauspiel beschleunigte. Vor der Pause klärte er mit etwas Eigentorgefahr zur Ecke und verlor das Kopfballduell gegen Paciencia vor der ersten Frankfurter Chance. In der Frankfurter Drangphase nach der Pause wurde es hier und da brenzlig. Elvedi sorgte dann mit dem Kopfball - die genial krumme Flugbahn des Balles war sicher etwas glücklich - für das 3:1. Kurz darauf konnte er Hinteregger beim Kopfball zum zweiten Frankfurter Treffer nicht mehr entscheidend hindern. Note 2,5.

Oscar Wendt: Nachdem er zuletzt in Rom pausierte, durfte der Schwede wieder von Beginn an ran. Er agierte - wie Lainer - sehr ‘hoch’ und hatte einige gute Aktionen, so als er den Ball geschickt per Brust weiterleitete. Er suchte dosiert die Lücken in der Offensive, u. a. bei einem Doppelpass mit Thuram. Wachsam war Wendt beim Rebound zum 2:0, den er flach und trocken mit einem Außenristschuss verwertete. Vor dem Anschlusstreffer verschätzte er sich bei der Kostic-Flanke und auch die Nachfolgeaktion wirkte etwas alibimäßig, so dass er den Assist von Kamada nicht verhindern konnte. Note 3,0.

Denis Zakaria: Diesmal wieder als alleiniger Sechser unterwegs, wobei sowohl Neuhaus als auch Bénes immer wieder mit einrückten. Grandios, wie viele Angriffsansätze der Gegner Zakaria im Keim erstickte - und das mittlerweile ohne Fouls aus Übereifer. Insoweit hat sich der Schweizer nochmals entwickelt. Im Aufbauspiel ließ er sich situativ zurückfallen und seine Aktionen wirkten überlegt. Er erkennt die Momente, wenn er ohne Gefahr mit Ball vorrücken kann. Seine Laufleistung war wieder enorm, was gerade angesichts der permanenten Belastung der letzten Monate keine Selbstverständlichkeit ist. Das Tor zum 4:2 war eine schöne Belohnung für Zakaria, der von der Strafraumgrenze trocken und flach ins Eck traf. Note 2,0.

László Bénes: Nicht immer konnte er die Fifty-Fifty Zweikämpfe für sich entscheiden und einige Pässe fanden keinen Abnehmer. Doch mit seinem großen Aktionsradius und seinen fußballerischen Fähigkeiten war er eine klare Bereicherung im Mittelfeld. Als Achter, später auch zentraler als Zehner, war Bénes für die kreativen Momente zuständig. Er hat einfach den Blick für die Situation und die Qualität, dies direkt mit guten Pässen zu nutzen. Er spielt herrlich schnörkellos, hält den Ball flach und das Niveau hoch. Nahezu an allen gefährlichen Aktionen war Bénes beteiligt: Er spielte den perfekten Pass auf Embolo vor dem 1:0 und bereitete nach der Pause die Möglichkeiten von Stindl und Herrmann vor. Er selber kam zu einer guten Schusschance, wurde aber im letzten Moment geblockt. Eine neue Qualität bringt Bénes mit seinen Standards ins Gladbacher Spiel: Alle vier Ecken waren gefährlich, Jantschke und Thuram hätten daraus fast Kapital schlagen können. Die Freistoßflanke auf den Kopf von Elvedi brachte das 3:1 und der direkte Freistoß, den Bénes frech aufs Eck platzierte, war ebenfalls stark. Dazu ackerte er aufopferungsvoll, lief mit die meisten Kilometer und sprintete, was das Zeug hielt. Note 1,5.

Florian Neuhaus: War der laufstärkste Borusse an diesem Abend und unterstrich damit die Tatsache, dass ihm der Wille keinesfalls abzusprechen ist. Doch ohne Frage steckt Neuhaus in einer ‘Herbst-Krise’. Er schaffte es weder als Achter, noch in zentralerer Rolle oder zeitweise als zweiter Sechser, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Neuhaus wirkte gehemmt und phasenweise abwesend bzw. unkonzentriert. Beim ersten Frankfurter Gegentor trabte er als sorgloser Zuschauer nur locker hinter da Costa her. Die fehlende Körperlichkeit und Zweikampfhärte konnte Neuhaus nicht durch spielerische Eleganz kompensieren. Note 4,0.

Patrick Herrmann: Ging mit viel Elan zu Werke und bereitete das 2:0 nach Doppelpass mit Stindl durch seine Hereingabe auf Thuram vor. Herrmann profitiert allgemein von der neuen Vertikalität im Spiel und dass ihm bei Ballbesitz geholfen wird. Sei es durch Nachstoßen (Lainer) oder dass die Gegner von ihm weggezogen werden in die Mitte (Embolo). Herrmann selber wirkt auch gelöster und spielt mit mehr Überzeugung. Super seine Grätsche, wodurch der Angriff nach dem 1:0 weiter rollte - dafür gab es Szenenapplaus. Kurz nach der Pause hätte Herrmann bei einem Konter die Partie frühzeitig entscheiden können, doch weil er einen Tick zu unentschlossen agierte, konnte Hinteregger klären. In der 82. Minute machte er Platz für Hofmann. Note 3,0.

Breel Embolo: Sorgte bei den Frankfurtern durch Anlaufen für Verwirrung und erzwang so einige Fehler. Bei seinen eigenen Aktionen mit Ball brachte er viel Wucht mit, doch die Finalisierung ließ zu wünschen übrig. Vor dem 1:0 nahm er den schönen Pass von Bénes wie ein Kreisklassespieler mit, ehe wenige Momente später die perfekte Hereingabe zum 1:0 folgte. Nach 35 Minuten musste Embolo angeschlagen ausgewechselt werden. Ohne Note.

Marcus Thuram: Immer noch wirkt einiges holprig beim Franzosen, u. a. die ins Seitenaus(!) geschossene Flanke, obwohl der Strafraum gut besetzt war. Einmal versprang ihm ein simpler Ball, ein anderes Mal verarbeitete er ein kompliziertes Anspiel mit großer Selbstverständlichkeit. Mit seiner Wucht und der großen Laufbereitschaft war er für die Frankfurter nur schwer zu fassen. Nach der Bénes-Ecke hätte er die Führung per Kopf markieren können, doch Fernandes rettete auf der Linie. Etwas später machte er das 1:0. Das war letztlich zwar keine große Kunst, doch den Weg dahin muss man auch erstmal in dieser Konsequenz zurücklegen. Vor dem 2:0 zögerte Thuram zu lange und hatte Glück, dass Wendt den Rebound verwertete. Im zweiten Durchgang spielte er per Hacke Doppelpass mit Bénes, sorgte für Entlastungsläufe und war an der Entstehung des 4:2 mit Pass auf Stindl beteiligt. Note 2,5.

Lars Stindl: Kam für den angeschlagenen Embolo in die Partie und übernahm nominell dessen Position vorne drin. Stindl-typisch interpretierte er die Rolle sehr flexibel und tauchte überall auf. So war er als Doppelpass-Partner für Herrmann auf rechts an der Entstehung des 2:0 beteiligt. Nach der Pause bei den Konterangriffen im Zusammenspiel mit Bénes stark. Ein gezirkelter Schuss von Stindl flog über den Kasten. Als Frankfurt drängte, ließ er sich weit zurückfallen, wodurch er vorne als Anspielstation fehlte. Vor dem 4:2 schob er sich gut zwischen die Linien, kochte den schwach verteidigenden Hasebe ab und passte klug auf Zakaria. Dass Stindl noch Spielpraxis fehlt, war auch gegen Frankfurt zu sehen. Aber er ist auf dem Weg zurück. Note 3,0.

Jordan Beyer: Kam zu seinem Saisondebüt, weil Jantschke zur Pause passen musste. Der Youngster fügte sich als rechter Innenverteidiger neben Elvedi ein und wirkte keineswegs verunsichert. Allerdings folgte nach kurzer Eingewöhnungszeit die Frankfurter Drangphase, wo er Kamada einige Male aus den Augen verlor und nicht optimal stand. Aber insoweit keinen Vorwurf an den 19-Jährigen. Wichtig war, dass er den Kopf oben behielt und nicht in Panik geriet. Note 3,5.

Jonas Hofmann: Kam in der 82. Minute für Herrmann, drei Minuten später fiel das 4:2. Hofmann beschränkte sich darauf, mit Ballhalten und hinten herum spielen routiniert Zeit von der Uhr zu nehmen. Ohne Note.

 


von Redaktion TORfabrik

 

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